Zeit zum Sterben

[Dathon Auf El-Adrel]

Die Sonne steht heiß und brennend in ihrem Zenit. Ein dunkler Schatten legt sich
über die im Wüstensand kauernde Gestalt. Lord Helger schaut auf und blinzelt.
Als er die Konturen des Mannes vor Ihm als die des Lord Dathon Auf El-Adrel
erkennt, springt er auf und zieht sein Schwert.

"Helger, Du Wurm! Es ist Zeit, dass Dein elendiges Leben hinab in die Hölle
fährt!"

Lord Dathon Auf El-Adrel und Lord Helger stürzen sich aufeinander und kämpfen
mit Hingabe und all ihrer Verachtung, die sie für den jeweiligen Gegenüber
aufbringen können. Die Klingen der Schwerter schmettern unaufhörlich aufeinander
und keiner von beiden scheint so recht einen Vorteil, für sich erkämpfen zu
können. Schließlich verweilen beide einen kurzen Moment, um den Gegner genauer
in Augenschein zu nehmen und die eigene Taktik zu überdenken. Die Hitze der
Sonne ist unerträglich und der Schweiß tritt aus allen Poren ihrer Haut. Um sich
etwas Luft zu verschaffen, reißen sich beide ihren Umhang und Ihr Hemd vom
Leibe.

"Das hätte ich auch schon vor Beginn des Kampfes tun können", denkt sich Dathon
Auf El-Adrel, weil die Erschöpfung ihn langsam Heimsucht und er sich aufgrund
der besseren Beweglichkeit und ohne die schweißnasse Kleidung einen
konditionellen Vorteil hätte erhoffen können.

"Naja, das Duell wäre sicherlich an einem ruhigen, schattigen See oder wenigsten
am Abend angenehmer gewesen! Aber nein, Ihr musstet Euch ja die Wüste aussuchen!
", flucht Helger in Richtung Dathon Auf El-Adrel. Denn auch Helger macht die
Hitze, schwer zu schaffen.

Ungeachtet der sich auftuenden, wohlfühlenden Gedanken von Schatten,
erfrischendem Wasser oder auch nur von einer kühlen, angenehmen Briese stürzt
sich Dathon Auf El-Adrel erneut mit Zorneskraft dem Schwerte des Helgers
entgegen. So dauert der Kampf an, unaufhörlich mit übermenschlicher Wucht und
Heftigkeit ... ... bis plötzlich eine schlanke Gestalt auf einem edlen schwarzen
Rosse erscheint. Die Kämpfenden sehen die Gestalt nur aus den Augenwinkeln, weil
niemand es wagen will, auch nur einen Augenblick unachtsam zu sein. Doch dann
spricht die Gestalt mit lieblicher Stimme:

"Haltet ein, meine Lieben!"

Die Stimme lässt die Kämpfenden erstarren, wohlwissend, wessen Stimme diese
Worte sprach. So fährt Lady Ronja mit verlockender Stimme fort.

"Wisst Ihr nichts besseres anzufangen, als Euch gegenseitig umbringen zu wollen,
nur weil Ihr mich beide haben wollt?"

Lady Ronja, die sichtlich von den schweißglänzenden, muskulösen Körpern der
beiden Männer angetan ist, fängt langsam an, sich zu entkleiden.

"Ihr könnt mich doch beide haben ..."

Lord Dathon Auf El-Adrel dreht langsam und ungläubig seinen Kopf in Richtung der
nun völlig nackten Lady Ronja. Im gleichen Moment spürt er wie sich, trotz der
sengenden Hitze, sich der eiskalte Stahl von Helgers Schwerte in seine Brust
bohrt...

Mit lautem Schreien wird Dathon Auf El-Adrel in der Kajüte seines einsamen Kahns
wach. Er ist mit Schiff auf dem Weg zum Rand der Wüste, um sich endlich dem
Duell zu stellen. Schweißgebadet fasst er sich an die Brust und bemerkt
erleichtert, dass kein Schwert diese durchstoßen hat. Er steht auf und greift
sich einen Krug Wasser, versucht sich den Traum aus den Augen zu waschen als
leise die liebliche Stimme der Lady Ronja erklingt.

"Kommt doch wieder ins Bett, mein Geliebter!"

Dathon Auf El-Adrel fährt herum und sieht in seinem Bett, die wundschöne Lady
Ronja. Unbekleidet und begehrenswert liegt sie in seiner schlichten Koje.
Dathon Auf El-Adrel geht lächelnd auf sie zu, als Ronja einen Dolch hinter
ihrem Rücken hervorzieht.

"Ihr habt meinen Helger ermordert! Dafür werde ich Euch das Herz raus
schneiden!"

Eine Strumböhe erfasst den Kahn und Lord Dathon auf El-Adrel wird unsanft
wachgerüttelt. Er springt aus der Koje und braucht einen Augenblick, um sich
zu orientieren. Langsam fasst er sich und murmelt leise vor sich hin:

"Nachdem ich Helger getötet habe, muss ich dringend Urlaub machen".