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Turnei

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Sir_Francis_Drake
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Beitrag von Sir_Francis_Drake »

Tamar, im Winter des Jahres 276

I. Die Vorbereitungen

Ignazius tat einen Schritt aus der Türe seines Heims herraus und blickte
auf die kleine Stadt Waldheim hinaus. Erste Schneeflocken glitten langsam
vom Himmel herab und allgemein herrschte ein recht reger Betrieb in dem Dorf.

Er schaute sich kurz um und suchte auf dem Boden nach einem begehbaren Weg,
der ihm das lästige reinigen seiner Stiefel im Anschluß ersparen würde.
Straßen gab es nicht in Waldheim und so musste ein jeder sich damit abfinden,
nach Regen oder Schneefall über recht matschige Wege zu laufen. So suchte
Ignazius und fand einen relativ passablen Übergang. Leicht hüpfend und
oftmals kurze Schritte ausführend macht er sich auf den Weg.

Überhaupt war Waldheim längst nicht das was man sich unter einer großen
Stadt vorzustellen vermag. Es bestand letztendlich aus ein paar größeren
Gebäuden aus Stein und einigen Blockhütten mit einem Wehrzaun drumherum.
Sicher, es war überaus idyllisch in Waldheim. Die angrenzenden tiefen Waldgebiete
lagen im Winter unter einer dicken Schneedecke und im Frühjahr waberte morgens
meist der Nebel in das Dorf hinein. 'Nebel der Ahnen' nannte man Ihnen
hierzulande. Aber das alles täuschte nicht darüber hinweg, daß es sich bei
Waldheim um eine große Festung im Wald handelte und die Dinge hier oftmals mehr
rational gehandelt wurden. Straßen ? Wozu ? Das Gold wurde für Armeen benötigt.

Bereits in den Luckischen Kriegen musste diese Festung viele Monate der Belagerung
aushalten. Zu seiner Zeit standen die Ritter von Fox, dem 'Irren' vor den Toren
und belagerten die Stadt. Es waren grauenhafte Zeiten und viele Gefolgsleute
von Herrn Drake sind seinerzeit im Kampf ums Leben gekommen. Wäre da nicht die
Hilfe des Grafen gewesen, läge Waldheim heute sicher in Schutt und Asche.

Ignazius kam gut voran. Er stand nun auf dem Marktplatz und macht sich auf
in Richtung des Rathauses. Dort erwartete er den Zahlmeister Drakes, Herrn
Sandfort, vorzufinden, den er dringend in der Angelegenheit des Turneis sprechen
musste.

Das Turnei war eine großartige Idee von Herrn Drake gewesen. Bedingt durch die
Kriege gegen das Bündnis der VSZE waren alle Lords und Ladies von Tamar
überaus vorsichtig im Umgang mit Herrn Drake geworden. Das Turnei bot nun die
Möglichkeit all diese Dinge zu ändern oder zumindestens positiv
zu beeinflussen. In der Hinsicht musste man Herrn Drake Respekt zollen. Er
wusste anscheinend wie man sich diplomatisch aus der Affäre zieht. Nach
anfänglichen Schwierigkeiten waren nun 16 Lords, 4 Barone und natürlich
der Ehrengast, Graf Lucksi persönlich, gemeldet.

Überall im Dorf sah man die Leute schon Vorbereitungen treffen für das Turnei.
Die Schneider scnitten immer wieder große Stoffballen zurecht und nähten
die verschiedensten Wimpel und Flaggen. Wappen die Ignazius sein Leben lang
nicht gesehen hatte, hatte er hier bei Ihnen die letzten Tage zu Gesicht
bekommen.

Die Schmiede hämmerten unaufhörlich auf irgendwelchen Eisenbalken herum
und formten aus Ihnen die wunderlichsten Waffen. Extra für das Turnei hatte
man die Schmiede um drei Feuerstellen erweitert und so mancher Einwohner
Waldheims hatte sich schon beschwert, da das monotone hämmern der Schmiede
einem mit der Zeit Kopfschmerzen bereitete.

Auch die Schlachtmeister waren im Dauerbetrieb. Schwein, Wild und Rind
wurde in großen Mengen geschlachtet um sie extra für die Banquettes im Frühjahr
bereit zu stellen. Gelagert wurde sie in den Silberbergen im Süden des
Reiches. Dort gab es große Höhlen, die ganzjährlich unter Eis lagen und
hervorragend zur Lagerung großer Lebensmittelbestände geeignet waren. Und da
das Turnei etwas Großes werden sollte, scheute man keine Kosten und Mühen
um auch besonderes zu bieten.

Z.B. die Feuerwerker! Erschreckt hatte er sich mehr als einmal, als er
wieder einen der Donner vernahm. Und wenn er nicht anschließend die
wunderschönen Farben am Himmel erblickt hätte, hätte er das Donnern für
den Untergang der Welt gehalten. Es gab nichts vergleichbares zu diesem
merkwürdigen weißen Pulver. Knallsalz nannten sie es.

Allgemein war also das ganze Dorf auf den Beinen. Nicht mehr lange
und die ersten Gäste sollten eintreffen und es gab noch viel zu tun.

Ignazius betrat das Rathaus und reinigte die Stiefel grob an einer Bürste
im der Vorhalle. Sodann machte er sich auf dem Weg zum
Zahlmeister, der sein Zimmer im ersten Stock hatte. Als er dessen Tür
erreicht hatte klopte er kurz an und verharrte einen Moment. Wie immer
keine Antwort. Sandfort war sicher wieder in seinen Unterlagen vertieft.
Ignazius trat ein.

"Herr Sandfort, seyd Ihr anwesend ?" fragte er, den Türgriff noch in der Hand.

Keine Antwort. Stattdessen raschelte es irgendwo im Hinterzimmer.

'Dieser elendige Bücherwurm'. Sandfort schloß die Türe hinter sich und nahm seinen
Umhang ab. Dann betrat er das Hinterzimmer. Sandfort saß auf einem kleinen
Holzstuhl und blickte mit einem großen Monokel auf ein paar Pergamente.
Der Raum war überfüllt mit Regalen voller Pergamente und Bücher und Sandfort
schien der Einzige zu sein, der in diesem Durcheinander seine Ordnung fand.

"Schau an, schau an! Diesche Dannen had doch tatsäschlisch die Preische für
Scheide schon wieder erhöht! Mal schehen wasch Herr Drake daschu schagt"

"Ehm, Herr Sandfort. Wir wollten Euch bei Eurer überaus wichtigen Arbeit
sicherlich nicht stören, aber wir sind, wie verabredet, gekommen."

Sandfort blickte von seinen Pergamenten auf und sein Blick durch das Monokel
verlieh seinem linken Auge ein widernatürlich großes Aussehen. Dann
setzte er das Monokel ab.

"Ignatschiusch, mein lieber Freund, warum habt Ihr nichtsch geschagt ? Wie
lange schtehet Ihr schon scho schtill dort herum ?"

Ignazius war etwas verwundert. "Seyd gerade eben erst, werter Herr Sandfort."

Sandfort wollte aufstehen, aber sein kleiner alter Körper schien ihm dabei
mehr Mühe zu machen, als ihm lieb war. "So wartet doch, lasst Euch helfen..."
Ignazius sprang zu Sandfort mit einem Schritt herüber und packte ihm zur
Stütze unter den Arm. "... oder bleibt einfach direkt sitzen. Was wir zu
besprechen haben, können wir auch in diesem Zimmer tun."

"Scho ? Nun wenn esch Eusch nichtsch auschmacht. Worum ging es nochmal ?
Es war irgendwasch wegen dieschem dummen Turnei, hab isch Rescht ?"

"Ja, werter Sandfort, wir wollten die Liste der Gäste abgleichen und Ihr
wolltet nachsehen ob bereits alle Einsätze gezahlt wurden."

"Na Ihr scheit ja luschtig! Hatte ich vergeschschen zu erwähnen dasch wir
noch keine Antwort von Bruder Juschtusch Fransch von Liechtenschteyn bekommen
haben ? Ohne deschschen Botschaft können wir mit dem Turnei im Frühjahr
nicht anfangen."

Ignazius kratzte sich am Hinterkopf. "Achso, dann ist es so das wir noch
garnicht wissen wer alles seinen Beitrag zum Turnei geleistet hat ? Hmm,
das wird Herr Drake sicher nicht gerne hören. Ich werde am besten veranlassen,
daß heute noch eine Brieftaube an Bruder Justus gesendet wird. Hat Dank, werter
Herr Sandfort."

"Schandfor_d_"

"Wie bitte ?"

"Schandfort_d_, mit weichem d, ischt mein Name. Der Name schollte ordentlich
auschgeschprochen werden. So viel Scheit musch schein, werter Herr
Ignatschiusch.

"Öhm... Natürlich. Verzeiht mir, werter Herr Schandford, äh Sandford."

Ignazius drehte sich auf seinem Absatz herum und verschwand aus der Türe.
Sandfort setzte das Monokel wieder an und vertiefte sich aufs neue in seine
Pergamente.

To be continued...

_________________
Sir Francis Drake

Verwalter der Länderreien auf Exevor
im Dienste des Graf Lucksi

<font size=-1>[ This Message was edited by: Sir_Francis_Drake on 2003-07-21 23:05 ]</font>

<font size=-1>[ This Message was edited by: Sir_Francis_Drake on 2003-07-21 23:08 ]</font>
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