Nur eine kleine Gabe

[SatanasOz]

Zwey Schiffe treffen am frühen Morgen im Hafen von Elandia ein. Es sind leichte, schnelle Schiffe, wie sie auf den Flüssen und an den Küsten ganz Tamars zu finden sind. Doch sie liegen schwer im morgentlichen Hafenwasser, bis unter die Planken beladen, wie es scheint. Als sie sich den Anlegern nähern, klingt eine kräftige Stimme vom Deck des Ersten herüber. Es ist ein Mann mittleren Alters, mit dem typischen Akzent Tainnias und des mittleren Elerions. „Captain Harent hier! Zwey feyne und frisch gestapelte Schaluppen wünschen gern Anlegeerlaubnis!“ Natürlich wusste auch Captain Harent dass diese wohl schon sicher war, als die Banner Drakentrutz' der beiden Schiffe am Horizont gesichtet worden waren.

So näherte man sich sich dem Steg und macht sich daran, die Schiffe sicher anzulegen. Vom Steg her dröhnt der Ruf der Havenmeisterin: „Ladung?“ Harent lächelt, dies war, worauf er sich schon seit der Abfahrt in Satanashaven vorbereitet hatte und was ihm ein schelmisches Grinsen ins Gesicht trieb, jedes mal wenn er daran dachte, wie man wohl hier im Haven darauf reagieren würde: „Myrrhe, getrocknet -“, lässt er sich nicht nehmen hier noch einmal eine Pause einzubauen „Eyntausend Sack je Schiff. Ausserdem, synd diese beyden wundervollen Schiffe selbst als Waren einzutragen, sowie je 16 Matrosen, die sie führen sollen!“ Geschafft! Die Hafenmeisterin wurde bleich. Schnell fliegt ihr Finger über verschiedene Listen, doch schliesslich gibt sie auf: „Keyn Händler Elandias hat eine solche Menge bestellt!“ „Natürlich nicht! Dies isset eyne kleyne Aufmerksamkeyt unseres Herren SatanasOz von Drakentrutz zur Verlobung des edlen Lord Sedors mit der edlen Lady Maidheike!“ Genau so hatte sich Captain Harent alles zurecht gelegt. Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen spaziert er über die gerade ausgelegte Planke auf den Anlegesteg herüber. Hinter ihm zwei Matrosen, die eine sichtlich schwere Truhe an Land bringen und sie hinter Harent erleichtert auf dem Steg abstellen. „Ach ja, und dies. Es wurd mir vom edlen Lord persönlich aufgetragen, dies an euere Herrin direkt zu übergeben.“
Die sichtlich überforderte Hafenmeisterin, sich nun endgültig allem ergebend, winkt einen Laufjungen herbei der sogleich Nachricht in die Residenz zu bringen hat. „Ich werde euch persönlich geleiten, werter Captain, für heut sind zum Glück keine Schiffe mehr angekündigt.“ sagt die Hafenmeistern mit sichtlicher Erleichterung in der Stimme. Sie dreht sich um und geht, gefolgt von Harent und der Tuhe durch die Stadt. Es geht vorbei an den Kontoren und Lagerplätzen rund um den Hafen, vorbei an Händlerhäusern und Handwerksläden.

„No' quiet as crouded as ya' ol' home, Richard, eh? But I thin' it'll do some right for us, na?“ Neckt der Captain seinen Maat. „Well, C'ptain, if all thy lad's will be as overwhelmed by ya charm, perhaps ...“ Richard deutet unauffällig auf die Hafenmeisterin und lacht. Scherzend und lachend geht es weiter, bis zu den Toren der Residenz. Die Männer besinnen sich auf das bisschen Anstand das sie sich sogar als Seeleute bewahrt haben und treten ein. Sie werden von zwei Wachen und zwei Chammerdienern begleitet, welche dann auch kurz vor dem Audienzzimmer auf das Waschen und Parfümieren der Herren bestehen. Stoisch lassen die drei Männer alles über sich ergehen, immer bewusst dass sie sich freiwillig für diese Mission meldeten. Schliesslich wollte man seine neue Herrin nicht gleich vom ersten Tage mit einem schlechten Eindruck von den Südländern brüskieren.
Nach alledem wird ihren die Tür zum Audienzzimmer geöffnet. Der Captain vorran treten die drei Seeleute ein und begeben sich durch den schön ausgestatteten Raum bis zum Thron und der edlen Lady Maidheike. Alle drei knien nieder und nach einem Wink des Chammerdieners hebt Harent seinen Kopf und beginnt:

„Edle Lady Maidheike. Meyn Name ist Captain Harent Webbyr aus Satanashaven. Unser Herr, SatanasOz von Drakentrutz, sandte uns, euch zwey stolze Schiffe bis unter die Planken beladen mit feyner Myrrhe zu überbringen, als Gabe zu eurer werten Lady Verlobung mit dem edlen Lord Sedor. Ausserdem sollten wir dies euch übergeben und die Grüße des edlen Lord SatanasOz ausrichten.“ Er deutet auf die Kiste welche sogleich von seinen beiden Begleitern geöffet wird. In der mit rotem Samt ausgeschlagenen Kiste liegen mehrer Böden übereinander, welche die beiden Matrosen sodann vor der Kiste auslegen.
Auf der ersten Liegt ein schillernder Schuppenpanzer von edelster Handwerkskunst. Es scheint auf den ersten Blick, alle Schuppen seien wie bei einem Tiere perfekt übereinander gearbeitet, so das keine Lücken und Spalten zu sehen sind. Die ganze Rüstung ist silberglänzend poliert und schimmert im Licht, dass durch die Fenster hereinfällt. Auf der Brust ist das Wappen Lord Sedors in feiner Gravur aufgebracht. Ein silberner Helm mit Verzierungen und Gravuren in Gold auf beiden Seiten ruht auf dem Halsausschnitt.
Als nächstes ist auf einem Boden eyne zweite Rüstung ausgelegt. Diese Lederrüstung ist viel feiner gearbeitet und offensichtlich für eyne Frau gefertigt. Es fällt auf das sie rechts und links unterschiedlich zu sein scheint, was auf eine Bogenschützenrüstung schliessen lässt. Alle Teile sind mit feynen Verzierungen versehen die sich über Armschienen und Bruststück bis zu den Beinschienen fortsetzten. Das Unterleder liegt in weichen Falten da und zeigt an an vielen Stellen das rote Innenfutter aus feiner Seide auf. Obenauf liegt ein Stirnreif mit einer Augenklappe für das linke Auge, in dessen Mitte ein grüner Drache in das Metall geätzt ist.
Als nächstes legen die beiden Seeleute einen weiteren Boden aus. Ein wundervoller Claymore liegt bedeck von einem Kriegsschild darauf. Das Schild zeigt erneut das Wappen Lord Sedor's. Der Griff des Schwertes ist einem stilisierten Drachen nachempfunden, dessen Flügel die Parrierstange bilden. Ein Band, dass den Schwanz des Drachen symbolisieren soll, windet sich mehrmals um die Fehlschäfte an der Klinge hinauf. Die Klinge schimmert in mehreren Grautönen, und bei näherem Betrachten sieht man ein feines Linienmuster, welches sich längs der Schneide zieht.
Als letztes holt Captain Harent selbst einen Kompositbogen aus der Truhe. Der Bogen ist über die gesamte Länge mit feinen Schnitzereien überzogen. Sie zeigen Elfen im Walde. Harent legt eine Sehne auf und übergibt den Bogen an die edle Lady und knieht erneut nieder.
„Dies und unsere Dienste ist, was Lord SatanasOz euch zukommen lassen gedachte. Wir sind euch zu Diensten, Herrin, Lady Maidheike ...“