Schon wieder...

[Laxinea]

Lady Laxinea betritt traurig die Taverne mit ihren beiden Kindern Erik und Conan und den treuen Hunden Kira und Zeut.

Die Genesung schreitet voran, so dass sie bereits wieder kleine Spaziergänge unternehmen dürfen. In der Taverne des Ortes machen sie Halt um etwas auszuruhen. Zehn gut bewaffnete Männer aus der hervorragenden Garde des Marechal Xalor begleiten sie fast wie Schatten und sichern sie auf Schritt und Tritt. Auch sonst kann ein sicheres Auge überall Wachposten sehen. Eine Vorsichtsmassnahme, die früher nie nötig gewesen ist.

"Ach wäre doch nur Lady Grainne hier oder hätte ich eine andere Freundin, die mir nun beistehen würde" traurig seufzt die Lady und beginnt mit den Zwillingen, den Hunden und vielleicht auch dem Wirt ein trauriges Zwiegespräch. Mag sein, dass sie hofft, der Wirt wird die Neuigkeiten über die Grenzen hinweg tragen, auf dass jemand sie hört und ihr Kraft gibt.

******************

Nun sitze ich hier bei einem Glas Wasser und fürchte mich vor meinem Gemahl. Marechal Xalor muss Wachen zu meinem Schutz und besonders zum Schutz der Zwillinge bereitstellen, damit er unser Leben nicht in Gefahr bringt. Obwohl er seit meiner schlimmen Geburt nicht mehr das Lager mit mir teilen darf, damit wir drei gesund werden können, behauptet er meine Träume zu kennen.

Angeblich soll ich schlechte Träume haben, die es dringend erfordern die schwachen Knaben von mir zu entreissen! Hätte ich nicht Marechal Xalor und meinen Lehnsherrn um Hilfe gebeten, so hätte er es getan und wieder mit irgendwelchen Zaubergeschichten behauptet, die Knaben würden die lebensgefährliche Reise ohne Gefahr meistern! Dabei wäre eine Reise mit Pferd oder Kutsche nach Aussagen meines Medicus und der Hebamme tödlich für die Kleinen und lebensbedrohlich für mich!

Es ist wie immer. Ich dachte, mein Gemahl hätte sich geändert und wäre ein zärtlicher liebevoller Gatte und nun Vater geworden. Statt dessen hängt er weiter irgendwelchen göttlich-magischen Gegenständen nach, fantasiert von irgendwelchen Träumen von denen niemand etwas weiß, nicht einmal Kira und Zeut spüren eine Gefahr! Kaum dass es schwierig wird und ich Schutz vor seinen krankhaften Fantasien und Auswüchsen suche, da erhalte ich vom Rat von Korsan ein Schriftstück, dass Yarl Athaulf bewusstlos ist!

Immer wenn er sich in einen schlimmen Konflikt begeben hat, zieht er sich zurück, wird angeblich sterbenskrank oder bewusstlos oder ringt mit dem Tode... und der Rat von Korsan schreibt mich an, um mich mit Vorwürfen zu beleidigen!

Waren es wirklich die Götter, die damals bei der Traumhochzeit in Korsan im Reiche meines Gatten ihren Segen in Form der Feuerfunken über uns ergossen? Immerhin sanken die Funken nicht nur über uns hernieder sondern alle Gäste. Dies widerspricht aber jeglicher Überlieferung meines Volkes. Wer weiß, welches Zauberwerk dahinter steckte, um die Funken über uns alle ergießen zu lassen? Vielleicht haben nicht die Götter diesen Bund gesegnet sondern Reste der schwarzmagischen Energien, die von einst noch im Reich herumschweben?

Ach... ich fürchte immer mehr um den gesunden Verstand meines Gemahls Yarl Athaulf. Vielleicht sollte ich eine Trennung von ihm in Erwägung ziehen, bevor es zu spät ist? Denn wenn ich die Vergangenheit betrachte, so hat er mich in der Öffentlichkeit nie wirklich verteidigt. Er schickte meinem Volk sehr viele Güter... aber hat er damit nicht nur etwas erreichen wollen? Woher soll ich schon seine wirren Gedanken kennen?

Wenn ich nur an den Norderbund denke. Was hat er mir da alles versprochen zu tun. Und nichts hat er getan! Ganz im Gegenteil hat er mir ein schlechtes Bild dieses Bundes gemalt und es geschürt, bis ich so misstrauisch wurde, dass ich hinter jedem Wort dieser Edlen nur etwas Übles vermute.
Jetzt hat er sein Ziel erreicht, ich misstraue dem Bund... und schon verkündet er seinen Austritt aus dem Norderbund, die Kündigung seiner Vasallenschaft zum Reiche Corinne und ... was sind seine Pläne? Wird er sich letzlich dem Bund des Schwertes anschliessen und möchte, dass auch ich diesem beitrete? Ist dies alles von langer Hand geplant gewesen?

Was soll ich nur denken? Ich bin verwirrt. Durcheinander.

Es ist Zeit, meine geliebten Kleinen. Wir können nun langsam wieder heimkehren. Mögen die Götter uns allen beistehen!

************************

Lady Laxinea nickt dem Wirt freundlich zu, blickt seufzend auf die Wachen und erhebt sich vorsichtig. Die beiden Knaben ruhen jeder in einem Tuch, die fest um ihren Körper geschlungen sind. Noch brauchen die kleinen Buben viel Körperwärme. So wie auf Tamar die Menschen nur langsam ins Greisenalter kommen, so gelangen sie auch nur langsam ins Kindesalter. Frühgeburten aber haben es leider besonders schwer...
Gemächlich verlassen die drei gefolgt von den beiden Hunden die Taverne und machen sich auf den Weg in die Residenz. Wie viele Hundert Wachen ihren Weg vor den Männern Athaulfs schützen, dies weiß nur Marechal Xalor.