Irgendwo, in einer kleinen Hoehle

[Belmaron]

[oldscroll] Eine Gruppe von mehreren hundert Menschen steht um einen Altar, der von zwei grossen roten Kerzen flankiert ist. Etwas abseits stehen zwei Personen in eine fluesternde Unterhaltung vertieft.

"Bist Du Dir sicher, dass Du das wirklich willst, Sanrah? Du kannst immer noch Dein friedliches Leben auf Crydee weiterfuehren." "Du weisst, dass ich das nach dieser langen Ausbildung nicht mehr kann, Mutter! Ich habe zuviel gelernt und gesehen, um mich jetzt wieder unter das Volk zu mischen. Vor allem, nachdem ich jetzt weiss, dass wir anders sind als unsere Nachbarn. Es ist entschieden: Ich beuge mich dem letzten Ritus!" "Seufz! Gut, Du willst nicht auf mich hoeren, so hoere die Hohepriesterin!"

"Hoeret, Ihr Angehoerigen des Volkes von Belmaron! Eine unter Euch hat sich in den vergangenen Jahren der schweren Ausbildung unterzogen und soll nun vor Euch treten, um sich dem letzten Test zu stellen!"

Ein Raunen geht durch die Menge: dies also war der Grund, warum sie hierhergerufen wurden. Sollten sie sich wirklich wieder zu einem eigenstaendigen Volk zusammenfuegen koennen? Die langen Jahre unter fremder Herrschaft waren nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen. Viele aus dem Volk hatten sich mit anderen Voelkern verbunden, nachdem Belmaron zerfiel. Die meisten vom Volk hatten die alten Riten und Gebraeuche abgelegt oder bewusst vergessen. Wenige nur waren ueber, die den alten Traditionen treu waren und sich nicht mit fremden Blut vermischen wollten. Alle schauten zu der alten Frau am Altar und hofften.

"Sehet her! Diese junge Frau will fuer Euch alles aufgeben um noch mehr zu erlangen. Sie verlaesst ihre Familie, um Euch als Familie zu erhalten! Sie verlaesst ihr Heim und ihre Heimat, um Belmaron als ihr neues Zuhause anzunehmen! Sie gibt ab ihren bisherigen Namen, um von heute an als Beliana von Belmaron bekannt zu sein! Sollte sie bei der heutigen letzten Pruefung versagen, wird sie zukuenftig keine Famile, kein Heim und keinen Namen mehr haben!

Viele wurden frueher von Kindesbeinen an auf diese Pruefung vorbereitet, viele brachen die Ausbildung ab, wenige stellten sich der Pruefung. Wie viele versagten, bleibt unerwaehnt, doch bestanden nur die Auserwaehlten die Pruefung!

Komm her, mein Kind. Sage mir: Stellst Du Dich der Pruefung?"

Sanrah tritt vor, nicht zoegernd, doch mit klopfendem Herzen. Kurz sieht sie sich um, bemerkt die hoffenden Blicke der Menge vor ihr. Sie hebt stolz ihren Kopf und spricht die rituellen Worte:

"Ich, ohne Famile, ohne Heim und ohne Namen, stelle mich der Pruefung zur Beliana in vollem Bewusstsein der Konsequenzen!" Kurz haelt sie inne und faehrt dann fort: "Sollte ich versagen, werde ich mein Leben fernab von allem, was ich kenne beschliessen, spaeter von niemandem beweint in einem unbekannten Grabe liegen. Sollte ich aber mit Hilfe der Goettinen bestehen, so werde ich dem Volk von Belmaron eine gute Mutter, eine hilfreiche Tochter, eine liebende Schwester sein und fuer sein Wohlergehen sorgen. Ich werde fuer das Volk von Belmaron eine neue Heimat finden!"

"So lasset die Pruefung beginnen! Loescht die Fakeln und die Kerzen."

Dunkelheit legt sich ueber die Menge, nur das junge Maedchen scheint von innen heraus zu leuchten ...
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[Belmaron]

[oldscroll]"Hier, hier soll Belmaron wieder auferstehen!" Die junge Frau dreht sich noch einmal im Kreise. "Ja, dies ist ein guter Platz. Schlagt hier das Lager auf und sendet Mitteilung an alle, die mich zu ihrer Mutter, Tochter oder Schwester erhoben haben. Hier bauen wir BeliaTor ... Ja, kleine Schwester, was ist denn?" Das so angesprochene Maedchen erroetet, hebt aber mutig den Blick und spricht "Herrin, meine Mutter schickt mich. Es sei soweit." "Deine Mutter ist Ferrina, die Hebamme?" "Ja, Herrin." "Fuehre mich zu ihr."

Die beiden eilen zu einem kleinen Zelt, welches unweit der Boote errichtet worden ist. Als sie es erreichen, tritt eine alte Frau mit einem Buendel auf dem Arm gerade heraus. Dieses drueckt sie der jungen Frau in die Arme und murmelt, "ein gutes Zeichen, es ist ein Maedchen." "Habt Ihr die Mutter gefragt, wie es heissen soll?" "Sie habe keinen speziellen Wunsch, ihr moeget dem Kind seinen Namen geben - das waren ihre Worte." "Gut, so sei es." Mit diesen Worten wendet sie sich um und schaut auf die versammelten Menschen. Mit klarer Stimme, die auch noch in der hintersten Reihe gut zu verstehen ist, ergreift sie das Wort: "Volk von Belmaron! Dieses Land ist durch die Goettinen gesegnet. Kaum haben wir beschlossen, uns hier niederzulassen, wurde dieses gesunde und kraeftige Maedchen an dieser Stelle geboren. Ich bitte Euch, begruesst mit mir zusammen die kleine Sanrah aus BeliaTor! Und lasset uns ein Fest feiern zu ihrer und der Goettinen Ehre."

Ein grosser Jubel hebt an, waehrend die Beliana von Belmaron das kleine Maedchen an die Hebamme zurueckreicht: "Bringt sie wieder zu ihrer Mutter und sorgt dafuer, dass es den beiden an nichts mangelt."[/oldscroll]