
Werte Lords, verehrte Ladies!
"Was lange währt, wird endlich gut.", so heißt es in unseren Landen. Viel Zeit ist vergangen, seit Feanor um die schöne Rajana freite. Doch im letzten Sommer erfüllten sich die Liebenden ihren sehnlichsten Wunsch: Unter den Augen des Papstes und des Kaisers reichten sie sich die Hand zum Bund fürs Leben. Nur wenige Gäste waren geladen, die liebsten Freunde und engsten Verwandten, auf dass das Fest in Frieden begangen werde. Ich, der Spielmann Daeron aus dem Volke Feanors, war geladen, um die Herzen der Gäste mit meinem Gesang zu erfreuen. Nun lasset mich berichten, wie sich die Hochzeit zutrug.
Unter den Sternen fand sie statt, in einer warmen Nacht auf dem kleinen Eiland Talath Galen, welches sich in eine Bucht zwischen Taur-Uial und Dan-Damar schmiegt. Kein Gewölbe verwehrte den Blick in den Himmel, keine Mauer schloss das Licht des Mondes aus. Der Ort der Hochzeit lag in einem Wäldchen, eine Lichtung war es, wo die Stämme der Bäume wie Säulen emporstiegen und Ihre Äste eine Kuppel formten, einer Kathedrale gleich, und doch den Blick freigaben, auf dass die Himmelslichter das Brautpaar segnen mögen. So beeindruckt ich von jenem Anblick war, so bedeutungslos erschien er mir doch, als ich Lady Rajana erblickte. Ich weiß nicht wie ich die Harfe spielte, mir war als glitten die Finger von allein über die Seiten, so gebannt war ich von der Schönheit und Anmut der Braut. Das Mondlicht schimmerte sanft auf ihrem weißen und blauen Kleid. Im Haar trug sie Blumen, deren silbrige Kelche weit geöffnet waren und die im Schein der Sterne erstrahlten. Der Schleier vor ihrem Gesicht war von Seide, doch fein wie ein Hauch des Frühlings. Ein jeder hielt den Atem an, als sie von ihrem Vater, Kaiser Guother, zu ihrem Liebsten geführt wurde. In eine schwarze Rüstung gehüllt, die Schultern von einem Umhang gleicher Farbe bedeckt stand er da, gleich den Kriegern aus den alten Legenden unseres Volkes. Und als Rajana neben ihm stand schien es, dass ihre Sanftheit und Weisheit und seine ungestüme Kraft sich durchdrangen, vereinigten und sie zusammen vollkommerner waren als jeder für sich.
Als meine Harfe verklang hob der Papst an zu sprechen, und er hieß Rajana und Feanor niederknien. Er sprach vom Frieden auf Tamar und dass beide jenen wahren sollten, komme was wolle. Er sprach ein Gebet zum Allvater und rief den Segen der Valar, die Feanor verehrt, auf das Brautpaar hinab, denn so verschieden die Völker doch sind, die Hoffnung auf Frieden eint sie und sie sollen sich nicht entzweien ob ihres Glaubens oder anderen Dingen. Und als die Worte gesprochen waren und die Lippen Rajanas und Feanors sich berührten, da war der Bund zwischen ihnen geschlossen und niemals werden ihre Seelen sich trennen, ob im Leben oder im Tode.
Lange tanzten wir in jener Nacht und meine Harfe spielte, bis der Morgen dämmerte. Doch als das Brautpaar erschöpft zu Bett ging, feierte das Volk überall seinen Herrscher und seine wunderschöne Frau und noch lange wird man an die rauschenden Feste denken.
Daeron, der Spielmann