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...die vergessene Stadt...

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Medusa
r_protector

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Registriert: Mo Sep 01, 2003 1:00 am

...die vergessene Stadt...

Beitrag von Medusa »

...Anorien, Land deiner Träume...

Kapitän Malachis stand am Bug des kleinen Einmasters und schaut mit erhobener Hand in die Ferne in Richtung Küste. Das Schiff segelete langsam aber stetig. Deutlich war das auf und ab des Schiffes zu vernehmen. Neben ihm stand ein Matrose und versuchte die Tiefe des Gewässers auszuloten indem er mononton und immer wiederkehrend ein Seil mit Gewicht und Knoten ins Wasser schmiss. Sobald das Gewicht am Grund angekommen war, schrie er zum Heck wieviele Knoten er abgemessen hatte. An Deck gab es allgemein viel zu tun. Viele Matrosen waren damit beschäftigt Segel einzuholen und abzubinden und so konnte Malachis ein paar Minuten ungestört seinen Gedanken nachgehen.

Die Küste war nicht mehr weit. Vielleicht 2-3 Seemeilen.

Anorien...
Diese Land mit soviel Geschichte. Hier hatte alles angefangen. Hier waren die berühmtesten Schlachten geschlagen worden. Hier war ER gewesen. Malachis ging Richtung Bug und schrie zum Steuermann hinauf: 'Heyo, Gero, da vorne muß die Stelle sein! Segel etwas mehr Steuerbord. Ich meine dort Ruinen erkannt zu haben!'

'Aye, Aye, my Captain. Your wish is my order!'

Dann suchte Malachis schnellen Schrittes die Kapitänskajüte auf und begann fiebrig die große Truhe auf der rechten Seite zu öffnen. Er wühlte in allen seinem Hab und Gut herum bis er schließlich eine ledergebundene Rolle fand, mit dem Zeichen der Schlange.

'Nun denn. Schauen wir einmal wie unser Auftrag genau lautet...'
Malachis zerstörte das Siegelwachs und öffnete die Lederrolle. Er fand innen wie erwartet die Schriftrolle mit den Anweisungen von Lady Medusa. Er öffnet die Rolle und setzte sich schon lesend an seinen Kapitänstisch. Mit beiden Händen ausbreitend begann er:

'Lieber Kapitän Malachis,

die letzte Beschwörung der Sepentia hat ergeben, daß wir die alte Hauptstadt wieder in neuem Glanze erblühen lassen sollen. Es wird der erste Schritt sein, der dazu führt, daß wir unsere große Aufgabe erfüllen können. Ihr wißt daß schwere Monate und Jahre vor uns liegen werden. Und Ihr wißt, daß wir unser Ziel nur erreichen werden wenn jeder in unserem Reich sich exakt an alle Anweisungen hält.

Ich befehle Euch also mit der 'Meerviper' zu den abgesprochenden Koordinaten zu fahren und die Ruinen zu finden. Bereitet alles vor für die neuen Siedler, die unsere neue Hauptstadt gründen sollen. Aber seit vorsichtig! Unsere Kavallerien sind auf erheblichen Widerstand der Orks gestossen. Diese Kreaturen scheinen das Land wieder einmal zu verwüsten. Überhaupt ist das ganze Gebiet heruntergekommen und wir werden viel Arbeit verrichten müssen und es wieder aufzubauen.

Sobald Ihr die Ruinen eingenommen habt errichtet Ihr ein großes Feuer welches auch Nachts zu sehen ist. Haltet das Feuer immer in gang. Es dient den nachfolgenden Schiffe zur Orientierung.

Wir können es gar nicht erwarten diese Stadt mit soviel Geschichte wieder zu gründen. Enttäuscht Serpentia nicht! Sie würde es sicherlich nicht gutheißen und es könnte Euch den Kopf kosten!

Hochachtungsvoll
Medusa'

Malachis nahm eine Hand von der Schriftrolle und das Stück Papier zog sich zugleich zusammen. Nun ja, die Ruinen hatte er gefunden. Den Grund warum diese Ruinen so wichtig waren, wusste er aber immer noch nicht. Wie auch immer. Es war besser die Anweisungen genau so auszuführen wie die Herrin es verlangte. Daran bestand kein Zweifel.

Nach einiger Zeit vernahm Malachis von Deck den Schrei: 'Anker werfen!' Es war soweit! Dann wollen wir doch einmal schauen was sich hinter dieser Ruine verbirgt.

Am Abend diese herrlichen Sommertages wieß er an drei Rettungsboote zu Wasser zu lassen und teilte die Mannschaften ein. In ca. einer halben Seemeile entfernt konnten sie Anorien sehen und ebenfalls die Ruinen einer längst vergessenen Stadt. Sie musste wohl ziemlich groß gewesen sein,zumindestens größer als es zunächst den Eindruck gehabt hatte, denn das Ufer war über und über mit Steinsteegen ausgebaut. Wieviele Schiffe hier wohl einst gelandet waren ? Aber die Natur hatte sich nicht Lumpen lassen und der Zahn der Zeit hatte an diesen Gemäuern genagt. Das war deutlich zu erkennen. Selbst die Steege waren überwuchert von Moos, Algen und kleineren Sträuchern. Hier und dort wuchs sogar schon ein Baum mitten auf Stein.

Anorien, Land meiner Träume...

Die Seemänner hatten die halbe Seemeile schnell geschafft und so setzte Malachis kurze Zeit später den ersten Schritt auf die alten heruntergekommenen Hafenanlagen. Der Sommerabend forderte seine Abkühlung und deutlich waren am Horizont die Gewitterwolken zu sehen. Malachis wusste, daß er seine Mannen antreiben musste, wenn er das Feuer noch vor dem Gewitter entfachen wollte. Er teile die Seemänner in drei Gruppen auf und wies ihnen an Holz zu suchen und ein paar Meter weiter auf einer etwas größeren Fläche des Hafens zu sammeln. Die Fassade des Hafens war nun besser zu erkennen. Im Hintergrund stand ein etwas größeres Gebäude dessen Zweck ihm aber nicht klar wurde. Es war überwuchert mit einem Efeu, der die ganze Häuserwand bedeckte. Es waren alles Ruinen, aber Malachis erkannte jetzt die wahre ehemalige Grösse dieser Gebäude. Dies musste eine wirklich große Stadt gewesen sein! Hier handelte es sich nicht nur um eine Kleinstadt wie er zunächst dachte. Rechter und linker Hand von ihm erkannte er nun deutlich die Ruinen vieler zerfallener Kontore und Zollstationen.
Ein Handelszentrum und dahinter eine große Verteidigungsanlage! Eine Stadtmauer mit Türmen zur Verteidigung alle 3000 Ellen erhob sich im Hintergrund. Und weiter hinten auf einem Hügel konnte er einen großen zerfallenen Bergfried samt Pallas erkennen. Malachis war beeindruckt und er stand bestimmt einige Minuten staunend vor dieser Kulisse. Zwar war ihm das Ziel von Medusa nicht klar, aber diese Stadt neu zu gründen konnte nicht schlecht sein.

Einige Stunden später saßen die Seeleute essend, trinkend und lachend im Schutze des großen Gebäudes am Hafen und hatten ein riesiges Feuer entfacht. Das Gewitter war näher gekommen und jeden Moment konnte es anfangen zu regnen. Deutlich waren die ständigen Lichtblitze zu vernehmen und kurze Zeit später auch das Grollen und Donnern des Himmel zu hören.

Anorien heißt uns willkommen! Malachis stand etwas abseits am Pier und genoß die frische Brise der Meerluft. Er breitete die Arme aus und sog die frische Luft ein. Es roch nach Wald, Moosen und Meer. Der Wind sorgte dafür, daß das Meer sich aufbäumte und mit immer größeren Wellen gegen die Steege ebbte. Es war wunderschön und er hätte noch stundenlang dem Spiel der Gezeiten zuschauen können.

Plötzlich gab es jedoch einen ohrenbetäubenden Knall. Ein Lichtblitz riß sich auch dem Himmel und erhellte die Umgebung des Hafens. Es knallte und krachte dermaßen laut, daß Malachis dachte die Welt würde mit einem Schlag untergehen. Der Blitz schlug just in dem großen Hafengebäude im Hintergrund des Hafens ein. Es fing an zu regnen. Leicht taumelt und nach Bewusstsein greifend, dreht sich Malachis um und sah in Richtung Ihres großen Feuers und in Richtung des Hafengebäudes. Das Strauchwerk, der trockenne Efeu am Gebäude hatte Feuer gefangen und so brannte es nun ebefalls lichterloh. Im Dunkel der Nacht sah es gespenstig aus. Seine Seemänner lagen bewusstlos um das Feuer herum. Für sie musste der Einschlag noch schlimmer gewesen sein. Malachis lief langsam auf seine Gefährten zu rief die einzelnen Namen der Besatzung. Es konnte doch nicht sein! Es darf nicht sein! Er erreichte den ersten Matrosen und legte die Hand unter seinen Kopf um diesen behutsam anzuheben. 'Albert, wach auf, heyo! Albert!' Währenddessen fing es an noch hefiger zu regnen und Malchis wurde bis auf die Haut naß. Er blickte auf in Richtung des Gebäudes und ihm tropfte der Regen von der Stirn und Nase. Das Feuer auf dem Gebäude hatte sich bereits seinen Weg gebahnt und eine Schrift freigelegt. Aus Mamor und hellem Stein gehauen ließ sie Malachis einen Moment lang erstarren: Er starrte in eine uralte Inschrift aus dem zweiten Jahrhundert nach Arbanor. So groß und so leuchtend, daß sie früher im Glanze der Sonne viele Seemeilen vor dem Hafen zu sehen gewesen sein musste. Die Bedeutung war ihm klar, denn er hatte einst die Chroniken des Pergalb gelesen:

C A S T E L L A N

...und so fing es wieder an...
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