Das Ding aus dem Sumpf

Lange war ich gereist, ohne Pause fast seit nunmehr sechs Tagen, das es derer Sechs waren, vermag ich auch nur zu zu sagen, da die Zeitung des Weilers Drakkenwehr weit ausgebreitet vor mir auf dem Tisch der Taverne liegt, denn so etwas wie Sonne in diesen unheiligen Sümpfen zu sehen, wäre bestenfalls den gottgefälligsten Geweihten möglich. Selbst ich, Baron Filgorn, traute mich nur mit einer Leibgarde von 8 Mann durch sie hindurch und das auch nur, weil mich Geschäfte dazu zwangen. Nun sitze ich also hier, in dieser rustikalen Bauernschänke, nichts meinem Stand entsprechendes, aber zumindest sauberer als es den Anschein hatte, der Wirt scheint, obwohl er sehr mager ist, ein fleißiger Arbeiter zu sein, obwohl wahrscheinlich Kundschaft in der Nähe dieser gottverlassenen Sümpfe nicht allzuoft gesehen ist.

"Die Drakksümpfe", erzählte ich Gilfred, meinem treuen Diener,:" Ort zahlreicher Gefechte zwischen Menschen und Drakks. In der Phantasie der Bauern jedoch ebensovieler Mythen, die sich um widernatürliches Gezücht ranken. Bluttrinkende Dämonen der niedersten Hölle sollen in diesen Sümpfen hausen. Mir graut hingegen mehr vor den realen Gefahren, Diebe und Wegelagerer, die in den Sümpfen ihr sicheres Quartier finden. Sie tragen den größten Nutzen aus dem Aberglaube"!

"Nicht unbedingt Aberglaube!" sagte ich zu meinem Herrn, der sich zum ersten mal seit Stunden aus seiner Lektüre erhebt, das Wort an mich zu richten. Zulange schon bin ich Diener dieses dickwanztigen Kerls, Baron nennt er sich hochtrabend, doch ist er nur ein Kaufmann, der es aufgrund windiger Geschäftemacherei zu einem Vermögen brachte. Normalerweise gebe ich nichts auf sein Gewäsch, doch diesmal stieg mir die Galle hoch:" Herr, diese Wesen wurden oft gesehen, die blutleeren Leichname von dutzenden mutiger Männer holte man aus den Sümpfen, wie könnt ihr da noch von Phantasie sprechen“"

Seine nun folgenden Erklärungen, es sei das Werk von lichtscheuem Gesindel wollen mir nicht genügen, es gibt dort etwas und ich bin nicht darauf aus, ihm zu begegnen, gelobt seien die Götter, das wir aus diesen Sümpfen raus sind. "Ich erbitte eure Erlaubnis, nun zu Bett gehen zu dürfen, Herr, der Tag war lang und hart für mich."

" Sie sei dir gewährt, Gilfred, geh und schlaf dich aus. Sieh zu, das morgen, wenn ich erwache, die Pferde und die Waren abfahrbereit sind, ich habe nicht vor, mich länger hier aufzuhalten. Nun geh!" Ich ging auf mein Zimmer, nicht ohne vorher den Wirt zu bezahlen und alles für morgen vorzubereiten und sank daraufhin nieder wie ein Stein auf diesem Bett, das ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit zu einem solchen aufwies.

Das Krähen des Hahns weckte mich wie jeden Morgen bei Sonnenaufgang, es würde wieder ein Tag werden, bei dem ich erst weit nach Mitternacht zu Schlaf käme, und für heute erteilte mir der Diener dieses Barons auch noch die Aufgabe, seine Pferde vorzubereiten, und das wo mein Knecht mit einem gebrochenen Bein daniederliegt. Nach meiner morgendlichen Wäsche machte ich mich sodann gleich ans Werk, obschon ich meiner Frau eher beim Zubereiten des Frühstücks für die Gäste hätte helfen sollen. Es gibt einfach solche Tage.

"Euer Frühstück ist fertig, Herr Baron." Mit diesen Worten wurde ich jäh aus meinen Träumen gerissen, die wie schon die ganzen letzten Tage verworren und düster waren, und mich Nacht für Nacht schlechter schlafen ließen. Fratzenartige Gebilde kamen aus der puren Dunkelheit direkt auf mich und flogen durch mich hindurch, als wäre ich nicht da, und irgend etwas großes Unaussprechliches schien sie zu kontrollieren, auf einmal befand ich mich über einem kleiner Weiler, der friedlich in der Abendsonne lag, Kinder spielten auf den Strassen und die Handwerker beendeten ihr Tagwerk. Die Kinder schienen plötzlich aufzuschrecken und die Strasse herunterzuströmen, dann sah man auch warum, ein Krieger kam in die Stadt geritten, schwer gerüstet und mit einem edlen Streitroß. Doch schien er die Kinder nicht zu beachten, durchritt einfach die kleine Traube, die sich um ihn gebildet hatte und hielt bei einem Mann, der der Bürgermeister des Dorfes zu sein schien, sie unterhielten sich, doch konnte ich ihre Worte nicht vornehmen. Nachdem sie geschlossen hatte, verliess der Ritter die Szenerie wieder und ich fand mich über den schrecklichen Sümpfen wieder, ich konnte kaum etwas sehen, nur diese Geräusche, die ich den ganzen Tag über nicht vergessen kann, kommen aus allen Richtungen auf mich eingeschallt, ich höre das reissen von berstendem Metall, das Knirschen von Knochen, als so sie wie in einer Mühle langsam gemalen werden und Schreie, menschliche und dämonische Schreie aus allen Richtungen und plötzlich sehe ich vor mir einen Kadaver liegen, völlig Blutleer, an verschiedenen Stellen des Körpers hängen die Gedärme und Adern raus, seine Knochen sind überall gebrochen und stechen an allen Stellen durch die blasse Haut nach aussen, gelbliche Flüssigkeit läuft aus einem riesigen Loch im Schädel des Ritters, und dann erwache ich abrupt. Nacht für Nacht nun schon, seit ich meine Reise begann. "Es werden nur die Strapazen der Reise sein." versuchte ich mich zu beruhigen, wollte mir aber nicht so richtig glauben.

Nachdem ich fertig angekleidet war, trat ich runter in den Schankraum, wo mein Diener und meine Leibgarde schon am Tisch saßen und auf mich warteten. Doch was erblickten meine Augen an einem Tisch in der Ecke der Taverne, diese Frau war mir gestern gar nicht aufgefallen. Ihre blonden Haare fielen weich von ihrem Kopf und schienen mit ihrem Hals in einem neckischen Spiel zu verschmelzen, ihre Haut war weiss wie Milch und nur eine feste Stoffrüstung verhüllten ihre alles in einem Mann erweckenden Brüste, die hart gegen das Leder zu drücken schienen. Mit tiefen blauen Augen schaute sie Gedankenverloren durch die Taverne, wobei sich bei jedem Atemzug das Leder zusammenzog und entspannte, nicht mal eine Feder hätte zwischen ihrem Körper und der Rüstung Platz gehabt.

"Was starrt dieser reiche Geck so in meine Richtung“ Ich kenne diesen Typ, nur Vermögend, aber wenn es hart auf hart kommt, ziehen sie ihren Schwanz schneller ein als jeder Gassenköter."

Hallo, schönes Kind, was treibt eine solche Blume in diese tote Einöde“" Vielleicht kann ich mir mit dieser Frau ein wenig die einsamen Nächte versüßen:" Ich bin meineszeichens Baron Filgorn, und mit wem habe ich die Ehre“"

"Maya!"

"Ähhmmmm, seit gegrüßt, holde Maya. Doch sagt, was hat euch nun in diese Gegend verschlagen und was ist euer Ziel, vielleicht könnten wir einen Teil der Reise gemeinsam zurücklegen, in meiner Kutsche ist immer eine Platz für eine schöne Frau parat."

" Ich bin gekommen, die schrecklichen Dinge, die in diesen Sümpfen hausen, zu vernichten. Was euch und euer Angebot betrifft, seht besser zu, das ihr weiterkommt, bevor ich mir mit euch einen Trainingskampf erlaube, bei dem euer teurer Stoff wohl noch das geringste ist, das in Streifen geschnitten wird!" Das ist es, was solche Männer brauchen, man muss nur ihrer Männlichkeit drohen, und schon wird es ihnen zu heiß!

"Oh, ich hielt dich für etwas besonderes in dieser Gegend, doch du bist auch nur eine Bauernhure wie alle Anderen. Verrotte doch hier!"

Wie gesagt, er hatte die Taverne schneller verlassen als eine Ratte ein sinkendes Schiff. Wo sind nur die großen Helden, von denen mein Großvater mir früher erzählte? Furchtlos stellten sie sich auch der größten šbermacht und keiner von ihnen wäre vor einer Kriegerin geflohen, er hätte sie zu einem Duell gefordert und sie im Sturm erobert.

Genug der Träumerei! Heute ist der Tag, an dem ich meinen Bruder rächen werde. Er, der vor einigen Monaten auszog, die Bestie zu töten, der ich heute gegenübertreten werde.

"Zahlen, Wirt." rief die blonde Frau, anscheinend eine Kämpferin, wie ich hörte. Sie will also auch ihr Glück in den Sümpfen versuchen, ich werde sie nicht aufhalten, bei zu vielen hatte ich es schon versucht, sie wollten alle nicht hören. Auch ihr wird es ergehen wie allen vor ihr, ein Opfer des Sumpfes.

"3 Kupfer bitte." Wortlos zahlte ich die Zeche und verliess Taverne und Stadt um meinen Weg wieder des Grauens zu machen....

Seit mittlerweile 4 Tagen durchstreifte ich nun diesen Schandfleck der Walderlande ohne auf Leben oder Unleben getroffen zu sein doch hatte ich das Gefühl irgend etwas würde mich begleiten, als würde jemand immer in den toten Gebüschen rings um mich laufen. Vergeblich suchte ich mehrmals die Gegend ab, erfolglos. Doch dann machte es einen Fehler, ein Geräusch, kaum merklich, doch für geschulte Ohren wie meine nicht zu überhören, und noch in der selben Sekunde flog ein Dolch in die Richtung des Geräuschs.

"Aaahhh, verdammt", dachte ich bei mir, als der erste Schmerz etwas nachliess:" und das mir, einem der besten Diebe ganz Tamars, zum Teufel mit dieser Kriegerin, tagelang folge ich ihr wie ihr Schatten, und dann sowas, so ein Anfängerfehler." Ich zog den Dolch aus meinem Oberarm und begann die Wunde zu behandeln. Ich hatte auf einen ertragsreichen Raubzug bei ihr gehofft, Krieger haben oft kostbare Kleinodien bei sich, doch ich kam nie nah genug an sie heran. "Ich kann nur hoffen, das sie mich jetzt für ein Tier hält, das sie in die Flucht geschlagen hat, und muss meine Verfolgung wohl aus sicherer Entfernung fortsetzen. Wenn sich jemand in diese Sümpfe verirrt, wird er von mir ausgeraubt, das ist Gesetz, und an Gesetze soll man sich halten, sagte schon meine Mutter immer!"

"Was auch immer es war, ich habe es getroffen!" sagte ich in die Leere der Wildnis, um es mir selber noch mal zu bestätigen, denn dort vor mir war ein eindeutiger Blutfleck. Nur leider wird es nicht das gewesen sein, was ich suchte, denn ich erwartete nicht, das es bluten würde. Das war anscheinend genau der Moment der Unachtsamkeit, den ich vermeiden wollte, als ich mich in letzter Sekunde vor dem ersten Angriff wegduckte. Ich rollte hinter einen toten Baumstumpf in Deckung und zog mein Schwert und meinen hölzernen Schild. Vollgerüstet sprang ich auf um meinem Feind Aug' in Aug' gegenüber zu stehen, doch was ich da gegenüberstand schnürte mir die Kehle zusammen. Ein riesiger Fleischhaufen lag da vor mir im Schlamm, und aus ihm schienen unzählige Wesen gleichzeitig hineingezogen zu werden und heraus zu wachsen, während meine Vernunft versuchte, diese Situation zu erfassen, sah ich nur den Schatten einer Gestalt im Augenwinkel, der im Gebüsch verschwand.

Ich konnte einen Teil des Kampfes sehen, wollte der Frau zu Hilfe eilen, doch dieses fürchterliche Wesen, es schimmerte Fleischlich, ein großer Block Fleisch, doch in ihm schien noch etwas zu leben. An langen Auswüchsen, die wie Gedärm aus dieser Kreatur hingen, waren menschenähnliche Wesen, furchtbar entstellt, deren Anblick mein Gehirn zu zerreißen drohte! Ich konnte es nicht ertragen und suchte mein Heil in der Flucht. Ob sie noch lebt, kann ich hier nicht berichten, das letzte, was ich hörte war nur ein markerschütternder Schrei. Ich kann nur jede Nacht für sie beten, denn die Sümpfe sind kein Platz für eine Seele, die nach paradiesischer Ruhe sucht, denn sie findet dort keinen Weg in das Götterreich.

Ende