Des Barden Eltarons
Führer durch Tamar
Der einzig wahre Reisegefährte durch die Sitten und Kulturen des geliebten Tamars

Den größten Dank all jenen, die mir Unterstützung
zukommen liessen, auf meinen Reisen!
Eltaron

Inhaltsverzeichnis

- Kapitel I: Bärenanger   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Allgemeines:

Das kleine Reich Bärenanger samt gleichnamiger Hauptstadt liegt im Osten der Insel Eternia. Im Westen und Südwesten begrenzt von Bergen (auch genannt das Eisengebirge), geht das Land im Norden, Osten und Süden in sanft gewellte Hügel über, die vor allem im Osten von dichten Wäldern bedeckt sind.

Als ich, aus Richtung Sion, also von Osten kommend, die Grenze zu Bärenanger überschritt, war ich überrascht, keinerlei Grenzzäune oder Wachtürme zu erblicken. Das mag etwas damit zu tun haben, das mit Sion eine lange Freundschaft und sogar ein Bündnis besteht, aber die Abwesenheit jeglicher Zollschranken mutete doch etwas seltsam an.

Als ich jedoch näher an die dichter besiedelten Gebiete rings um Bärenanger selbst herankam, traf auf die ersten Soldaten, die gleichzeitig als Zollbeamte und Ordnungshüter tätig waren. Sie fragten mich höflich, aber bestimmt nach meiner Herkunft, dem Grund meines Hiersein und ob ich Waren mit mir führe und wenn ja, welche. Der hiesige Herrscher, Freiherr Taurik, erhebt keine Steuern oder Zölle auf normale Handelsgüter, aber spezielle Waren, wie z.B. Waffen, werden strikt reglementiert und kontrolliert.

Nach einer weiteren Tagesreise erreichte ich dann die Hauptstadt selbst. Von weitem macht Bärenanger einen ausgesprochen idyllischen Eindruck. Umgeben von den Ausläufern der westlichen Berge sieht die Stadt aus wie einer etwas kitschigen Illustration eines der weniger seriösen Reiseführer entsprungen.

Aber auch wenn man näher kommt, büßt die Stadt kaum etwas von Ihrem optischen Reiz ein. Sicher, ein paar der Häuser haben ihre beste Zeit bereits hinter sich und es gibt ein paar heruntergekommene Ecken, aber ingesamt scheint es ein recht angenehmer Ort zum Leben zu sein. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das hier abends bei Einbruch der Dunkelheit die Bürgersteige (sofern vorhanden) "hochgeklappt" werden. Auch eine Kulturmetropole ist Bärenanger nicht unbedingt.

über allem, auf einem Hügel, thront die Residenz des Freiherrn, ein schlichter, aber stolzer Granitsteinbau.

Ich hatte die Gelegenheit, den Freiherrn während einer kleinen Festlichkeit anläßlich der Errichtung einer neuen Schule kurz kennenzulernen. Ein etwas eigenwilliger Herrscher mit einem manchmal recht seltsamen Sinn für Humor, jedoch schien er sein Land gut im Griff zu haben und bei der Mehrzahl der Bevölkerung beliebt zu sein.

Kultur und Geschichte:

Wenn man bedenkt, daß der Freiherr selbst den Grundstein für das erste Gebäude gelegt hat (obgleich er damals noch sehr jung war), ist es recht bemerkenswert, wie schnell die Stadt gewachsen ist.

Taurik, ein verstoßener Abkomme aus einer fernen Grafschaft, kam damals ins noch kaum besiedelte Eternia mit kaum mehr als 100 seiner Anhänger und gründete eine Siedlung. Heute, da jeder Quadratmeter eternischen Bodens von einem (oder, unglücklicherweise, von mehr als einem) Herrscher beansprucht wird, wäre das kaum möglich gewesen.

Den Namen hat die Stadt von den berühmten Bären, die in den Hügeln hinter der Residenz leben. Der Freiherr hat ein Jagdverbot (sowohl für die Bären als auch für alles andere Wild) über dieses Gebiet verhängt, und so ist es in all den Jahren nicht einmal zu einem Zwischenfall mit den Bären gekommen.

Wirtschaft:

Abgesehen von ein paar Minen im Eisengebirge und den davon versorgten Eisenschmelzen und Schmieden, basiert die Wirtschaft größtenteils auf Ackerbau.

Metallwaren und Waffen werden daher zu einem großen Teil importiert, vorrangig aus dem südlich gelegenen Schmiedefeld, mit dem ebenfalls ein Bündnis besteht.

Politik:

Wie die meisten kleineren Reiche in Tamar, so ist auch Bärenanger eine Autokratie mit Anleihen bei der Monarchie. Oberste Autorität ist der Freiherr, der verschiedene Aufgaben an sogenannte "Räte" delegiert. Der Militärrat, zum Beispiel, ist oberster Befehlshaber der Armeen.

Es gibt sogar einen, von der Bürgern zu benennenden, "Bürgerrat", der zwar die Probleme und Wünsche der Einwohner an den Freiherr herantragen soll, letztlich aber auch auf das Wohlwollen desselben angewiesen ist.

Außenpolitisch ist Bärenanger Mitglied im "Vertrag für Sicherheit und Zusammenarbeit in Ost-Tamar" (VSZOT), dessen Initiator Taurik selbst war. Bis auf ein paar entsandte Truppen im Grenzkonflikt zweier benachbarter Staaten (darunter das dem VSZOT angehörende Schmiedefeld) war Bärenanger noch nie an bewaffneten Auseinandersetzungen beteiligt.

Da es jedoch nordwestliche Grenze des Bündnisgebietes bildet, unterhält das Land eine größere stehende Armee.

Land und Leute:

Wenngleich Bärenanger (wie gesagt) nicht für sein Nachtleben berühmt ist, hat es doch ein relativ große Auswahl an Tavernen und Gasthäusern, wo man leicht mit den Einwohnern ins Gespräch kommt.

Es sind sehr bodenständige, einfache Leute (viele Bauern und Handwerker), wenn auch der Freiherr nach eigenen Angaben nicht mit der neuen Schule haltmachen will, sondern langfristig sogar die Gründung einer Universität anstrebt.

Festlichkeiten:

Es gibt drei offizielle Feiertage, die auch in großem Rahmen begangen werden: Zum einen die Gründungsfeier in den Iden des Oktober, das Winterende, das am letzten Tag des Februar begangen wird und das Hochfest zur Sommersonnenwende.

Während die Gründerfeier im Herbst eher ruhig begangen wird, mit Bardengesängen aus der Vergangeneheit des Landes und einem großen Bankett beim Freiherr für die gehobenen Gesellschaftsschichten sowie einem Jahrmarkt für das gemeine Volk, sind sowohl Hochfest als auch Winterende ausgelassene Feste, gefeiert quer durch alle Stände, mit viel Wein, Weib und Gesang, wie man so schön sagt...

Ich kam gerade recht zum Hochfest und ich kann jedem Besucher, der zur rechten Zeit vor Ort sein sollte, nur raten, sich das nicht entgehen zu lassen.

- Kapitel II: Haralja   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Wenn der geneigte Reisende die Grenzen zum Land Haralja überschreitet, trifft er auf einen völlig anderen Menschenschlag.

Die Einwohner von Haralja, die sich selbst Haraljaner nennen, sind von groß;em Wuchs und haben eine Haarfarbe mit einem rötlichen Farbton. Ihre Haarpracht tragen sie lang zu Zöpfen geflochten, welche sie mit bunten Bändern und Steine schmücken. Die Männer tragen alle einen Bart; je nach Sozialerstellung etwas länger oder kürzer! an der Küste, tragen die Haraljaner leichte Hosen und Hemden aus Segeltuch oder Leinen, meist in blau, rot oder weiß;, die Hosen in allen erdenklichen Mustern, von Karos über Streifen bis zu einer Kombination aus beiden. In den haraljanischen Bergen tragen sie zumeist Kleidung aus Leder, was daran zu liegen scheint, daß; Haralja über viele Mienen verfügt.

Die Einwohner des haraljanischen Hochlandes sind daher kleiner als an der Küste, dafür aber muskulöser, überschreiten aber dennoch jeden Fremden um gut eine Haupteslänge;

an der Küste können es auchmal zwei werden.

Besonderes Augenmerk verdient das haraljanische Militärwesen. Der Reisende kommt nicht umhin, ein paar ihrer Heerhaufen zu sehen, wenn er in ihr Land kommt. Es ist ein wilder Haufen von Männern und Frauen - die Haraljaner kennen keine geschlechtlichen Unterschiede in der Ausübung ihres Wehrdienstes - die scheinbar ungeordnet, jeder das tut was er für richtig hält. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet und meist nur leicht bis mittel gerüstet.

Wenn sie in den Kampf ziehen, dann rennen sie wie ein wildgewordener Haufen von Wespen mit einem riesigen Getöse in die gegnerischen Reihen und schlagen wild darauf los! Trotz diesem scheinbaren Chaos sind ihre Einehiten wohl geordnet und haben eine klare Struktur, die von jedem Mitglied einer Einheit bedingungslos respektiert wird.

Trifft also ein Reisender auf solch eine Einheit, dann sei ihm tunlichst angeraten, alle ihre Fragen zu beantworten. Sie fragen viel, und ihr Durst nach Neuigkeiten ist genau so groß; wie ihr Durst nach Alkohol.

Da kann es durchaus vorkommen, daß; man ein und die selbe Frage zwanzig bis hundert Soldaten beantworten muß;, da natürlich jeder meint, er müsste den Fremden befragen.

Der Heerführer schreitet aber nur dann ein, wenn es in einen Konflikt ausarten sollte, oder aber die ordnungsgemäß;e Ausführung ihrer Arbeit behindert.. Wenn eine Frage nicht zur Zufriedenheit beantwortet wird, dann wird der einzelne Soldat schon mal Handgreiflich und rüttelt und schüttelt den vermeindlichen Deliquenten solange, bis er die gewünschte Antwort erhält! Es ist also immer wieder ein neues Abenteur, wenn man einem ihrer Heere begnet, aber es ist kein Fall bekannt, indem ein Fremder Schaden daran genommen hat, es sei denn er hat sich äusserst freundlich über die Orks geäussert!

Die Orks sind nähmlich die Totfeinde aller Haraljaner, und jeder der ihren Lord, zur Zeit ist es Lord Borborad, einen Orkkopf bringt, erhält ein Goldstück!

Während also der Fremde durch die haraljanische Landschaft reist, kann er einen wunderbaren Ausblick auf das Meer und die Küste erhaschen. Die Berge sind teilweise bewaldet und von Zeit zu Zeit stehen vereinzelt Hütten neben den Wegen.

Diese Hütten dienen im Sommer den Hirten als Unterkunft und im Winter den Mienenarbeitern. So eine Hütte, von den Einheimischen liebevoll Hut genannt, kann bis zu 50 Männer und Frauen fassen! Sie besteht aus einer massiven Aussenwand aus Stein und hat einen länglichen Grundriß; im Hauptbau und am Ende des Hauptgebäudes schließ;t sich ein kreisrunder Nebenbau an, der Schlafsaal. Gedeckt ist diese sogenannte Hut mit Holz und Ried. Die Architektur ihrer Gebäude lässt auch darauf schließ;en, daß; die Haraljaner sehr gesellige Menschen sind.

Trifft man auf einen von ihnen, wird man sofort zu einem Schluck ihres selbst- gebrannten Schnaps, einfach nur Schnappes genannt, eingeladen und sollte dieser auch ratsammerweise nachkommen, da dieses Volk unglaublich schnell beleidigt ist.

Dann kann man von Glück reden, wenn man nur ein blaues Auge davon trägt. Die Landschaft Haraljas wird vom Gebirge im Osten und der Küste im Westen bestimmt.

Es ist ein ständig abfallenedes Gelände und selbst auf den Ebenen, welche eine Halbinsel im Norden des Landes bilden, sind die Wege geschlängelt.

Im Nordosten des Landes besitzen die Haraljaner einige Waldgebiete und ihr Land hat seine östlichste Ausdehnung an der Nordostküste von Tandria erreicht.

Auch besitzen sie ein paar Gebiete in der Wüste, welche aber hauptsächlich dazu dienen etwas Urlaub vom Alltag zu machen. Dann liegen sie in der Sonne und geniesen einfach nur den Tag. Erstaunlicher weise wird ihre Haut durch diese ausgedehnten Sonnenbäder nicht dunkler oder sogar rot, obwohl die Haraljaner sehr hellhäutig sind.

Das gesellschaftliche Leben in Haralja ist sehr gesellig und ausgedehnt. Wo immer sich zwei Gruppen treffen, wird erstmal eine kleine Pause eingelegt und der jeweilige Schnappes der anderen probiert und sich dazu geäussert. Wenn das Urteil nicht zur Zufriedenheit aller ausfällt, werden die Haraljaner erst etwas, nun ja, wortgewandter und führen heftige Dispute, welche man auf 500 Meter noch vernehmen kann.

Hat man sein Gegenüber dann immer noch nicht überzeugt, artet das ganze in eine handfeste Keilerei aus. Dabei gibt es feste Regeln. Waffen sind dabei prinzipiel nicht erlaubt, und jeder, der will, darf auch einmal kräftig zulangen. Dabei kann es auch einen Unbeteiligten oder ein Mitglied der eigenen Sippe erwischen, aber es darf niemals ein Kind oder ein Alter oder ein Kranker geschlagen werden.

Solch eine Aktion wird mit einem Ausschluß; aus der Gesellschaft, der angefangen von zwei Wochen bis zu einer Ewigkeit, je nach Schwere des Vergehens, bestraft wird. Liegt einer am Boden, so gilt er als "überzeugt von der besseren Meinung" und der Disput ist beendet.

Diese rüde Art jemanden von der Qualität zu überzeugen, trifft man teilweise auch auf den Marktplätzen an. So habe ich es einmal erlebt, daß; sich ein Schmied mit einem Käufer über den Preis einer Ware stritten. Es kam natürlich zum Handgemenge, wobei der Käufer der Unterlegene war. Danach hat ihn der Schmied wieder auf die Beine geholfen, man trank ein Gläschen Schnappes und der Käufer zahlte ohne zu murren den so ausgehandelten Preis.

Einen Grund zu feiern findet man immer in Haralja, und sei es nur weil es den ganzen Tag geregnet hat, oder weil einem die Schwalbe gefallen hat, die am abendlichen Himmel vorbeigeflogen ist.

Diese Feste sind eher als Saufgelage zu beschreiben. Man sitzt oder steht zusammen, unterhält sich, tauscht Neuigkeiten aus und testet natürlich ausgiebig den Schnappes des Gastgebers. Die Haraljaner leben in festen Sippenverbänden, den man nur durch Heirat oder Tot verlässt.

Wenn zwei Haraljaner den Bund eingehen wollen, dann zieht der Kleinere in die Sippe des Größ;eren. Bei wichtigen Geschäften ist immer die ganze Sippe anwesend, da jeder mitreden darf, ausgenommen die Kinder! In Haralja gilt man als Mann wenn einem der erste Bartflaum wächst!

Für das Politische interessieren sich die wenigsten. Aber wenn sie etwas gut oder schlecht finden, dann scheuen die Bürger von Haralja nicht, es ihrem Lord persönlich zu sagen. Haralja lebt prinzipiell im Frieden mit seinen Nachbarn und diskutiert Zwistig-

keiten lieber aus, als zu militärischen Mitteln zu greifen. Eine Ausnahme bildet hierbei das Reizwort "Ork".

Wenn ein Nachbar der Haraljaner mit den Orks sympathisiert, dann reicht das als Grund schon aus um über das Nachbarland herzufallen. Sie gehen dann auf die "Jagd nach Orkfreunden".

Dabei kommt es sch on mal vor, daß; in den Grenzgebieten Haraljas sich einige Sippen auf in das Nachbarland machen, um den dortigen Bewohnern klar zu machen, lieber nicht mit den Orks so enge Bande zu knüpfen.

Der derzeitige Herrscher über Haralja ist Lord Borborad. Seine Residenz befindet sich in der gleichnamigen Hauptstadt des Landes.

- Kapitel III: Schmiedefeld   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Eine meiner Reisen fuehrte mich auch in den Suedosten der Insel Eternia.

Dort, in den Erzlanden wollte ich einen Mann besuchen, von welchem ich schon einiges gehoert hatte. Ich fand, es war an der Zeit, ihn einmal persoenlich zu treffen.

Sein Name: Pergalb, seines Zeichens der Chronist von Tamar. Es war ein angenehm warmer Fruehling, in dem ich in die Erzlande reiste. Ich folgte einem breiten Pfad von der Stadt Mimigernaford in Richtung Osten. Bald schon kam ich in die Naehe der Grenze.

Ueberall waren Armee-Lager zu sehen, und des Nachts konnte man auf den umliegenden Huegeln die Lagerfeuer der Soeldner sehen. All das waren die Zeichen eines schon mehrere Jahre andauernden Krieges, in den die im Suedosten gelegenen Laender verwickelt waren. Wahrscheinlich wusste hier keiner mehr, wie das alles begonnen hatte, aber es wurde immer weiter und weiter gekaempft. Zum Zeitpunkt meiner Reise war die Lage gluecklicherweise recht ruhig und ich konnte ungehindert die Grenze passieren.

Natuerlich reiste ich nicht allein, sondern ich hatte mich einer Gruppe von Kundschaftern angeschlossen, welche sich zusammengefunden hatten, um die Lage in diesem Gebiet zu pruefen und ihren weiter entfernt lebenden Herren Bericht zu erstatten.

Sie hatten mir freundlicherweise erlaubt mit ihnen zu reisen, als Ausgleich erfreute ich sie des Abends am Lagerfeuer mit dem einen oder anderen Lied. Wir reisten nun schon seit Tagen durch ein dichtes Waldgebiet. Kaum ein Sonnenstrahl fiel selbst zur Mittagszeit durch die hohen Baumwipfel.

Doch ganz ploetzlich war der Wald zuende und wir traten hinaus auf eine weite und fruchtbare Ebene. Vor uns am Horizont konnte man feine Rauchfahnen erkennen. Einer der Kundschafter, welcher vorher schon einmal diesen Weg gereist war, erklaerte uns, dass dieses die ersten Zeichen der Hauptstadt der Erzlande seien. Weiter meinte er, die vielen Rauchsaeulen kaemen von den vielen Schmieden, die dort betrieben wuerden.

Von ihnen hat der Ort auch seinen Namen: Schmiedefeld. Als ich meinen Blick nach Sueden wandte, erkannte ich in der Ferne eine hohe Gebirgskette mit schneebedeckten Gipfeln. Mit frohem Mut nach den Tagen im Halbdunkel des Waldes machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Am Morgen des naechsten Tages verabschiedete ich mich von meinen Begleitern.

Sie wollten in andere Landesteile weiterreisen und dort Erkundigungen einholen. Vielleicht wuerde ich sie spaeter in der Stadt wiedertreffen. Ich selbst machte mich auf den Weg in Richtung Schmiedefeld. Auf dem breiten Weg, den mir einer der Mitreisenden gewiesen hatte, kam ich gut voran. Schon am Nachmittag erreichte ich den Befestigungszaun um den Ort. Am Tor standen zwei bewaffnete Wachen, aber sie machten keine Anstalten, mich aufzuhalten. Da ich hier fremd war, bat ich sie, mir zu erklaeren, wo ich denn Pergalb treffen koennte.

Sie meinten jedoch, dass dieser die Stadt am Morgen verlassen haette und erst gegen Abend zurueckerwartet wuerde. Also betrat ich die Gassen von Schmiedefeld und hielt nach einer Taverne Ausschau, in der ich Speise, Trank und ein Nachtlager finden wuerde. Schon von weitem war mir das Geraeusch der Schmiedehaemmer zu Ohren gekommen und hier innerhalb der Stadt war der Laerm geradezu ohrenbetaeubend. Ich fragte mich ernsthaft, wie die Leute hier das nur den ganzen Tag aushielten.

Als ich jedoch einige Zeit spaeter in einer kleinen Taverne bei einem Becher Met sass, hoerte das Haemmern und Klopfen ploetzlich auf. Ich befragte den vorbeieilenden Wirt nach dem Grund fuer die ploetzliche, dafuer aber sehr wohltuende Stille. Ich erntete erst nur einen fragenden Blick. Dann sagte er: "Ach ihr meint die Schmiede?! Das faellt unsereinem schon gar nicht mehr auf. Es gibt strenge Gesetze bei uns. Zur jetzigen Stunde muessen alle Schmieden ihre Arbeit einstellen und am Sonntag wird grundsaetzlich nicht gearbeitet. Das ist von Alberich so festgelegt worden, hauptsaechlich, weil sich die Fremden immer ueber den angeblichen Laerm beschweren. Ich selbst habe ja nichts gegen das bisschen Haemmern, aber wenn unser Herr das so wuenscht, dann halten sich auch alle dran."

Nun, ich empfand den Gedanken an eine ungestoerte Nachtruhe schon sehr beruhigend und ging an diesem Abend zeitig zu Bett. Nach den Strapazen der Reise war dieses karg eingerichtete Zimmer eine beinahe luxurioes anmutende Bleibe. Am naechsten Morgen ging ich, von einem reichhaltigen Fruehstueck gestaerkt, zur Residenz der Stadt. Der Tavernenwirt hatte mir diesen Weg gewiesen, denn hier hatte auch Pergalb seine Schreibstube. An der Residenz angekommen stand ich zunaechst etwas ratlos vor dem zweistoeckigen Steingebaeude, uebrigens das groesste Gebaeude der ganzen Stadt.

Als ich jedoch am Haupttor vorbei um eine Ecke ging, sah ich noch einige kleinere Tueren, die mit verschiedenen Symbolen versehen waren. An der ersten Tuer war ein Fass zu sehen, ausserdem war sie mit einem grossen eisernen Schloss gesichert, ganz offensichtlich ein gut gesicherter Weinkeller. Schon an der naechsten Tuer aber wurde ich fuendig. An ihr befand sich ein Schild mit einem Tintenfass und einem Federkiel, unverkennbar die Insignien des Schreibergewerkes.

Ich klopfte an, aber keine Antwort. Ich klopfte nochmals, nun schon etwas forscher und langanhaltender. Da hoerte ich von drinnen schnell naehereilende Schritte und eine unwirsche Stimme murrte:"Ja ja, ich komm ja schon, bin schon da. Immer muss ich rennen, immer heisst es Kilian hier, Kilian da, Kilian mach dies, Kilian mach jenes!"

Dann oeffnete sich die Tuer und der zur Stimme gehoerende junge Mann tauchte hinter derselben auf. "Was ist Euer Begehr, Fremder?" fragte er mich. Ich stellte mich ihm kurz vor und bat um ein Treffen mit Pergalb, dem Chronisten. Der Bursche bat mich nach kurzem Zoegern herein und ich betrat die Schreibstube. Das es sich um eine solche handelte, war mir sofort klar, nirgendwo sonst konnte man soviele Schriftrollen und Buecher finden wie hier.

Sie lagen und standen einfach ueberall, in Regalen, auf einigen kleinen Tischen, sogar auf dem Boden lagen stapelweise Buecher. Wir durchschritten einen schmalen Gang, welcher durch die vielen Buecher noch mehr eingeengt war und stiegen dann eine kleine Wendeltreppe hinauf. Dann pochte Kilian, so hiess der Bursche ja offenbar, an die erste Tuer dort und oeffnete sie nachdem von innen eine Stimme geantwortet hatte. Ich war ueberrascht, welch grossen Raum ich hinter der Tuer vorfand, ich hatte mit einem winzigen Kaemmerchen gerechnet, aber hier war doch viel Platz, wenn er auch zum grossen Teil wieder von Schriftrollen und Folianten belegt war.

Auf der anderen Seite des Raumes stand ein grosser Tisch, ueber und ueber mit Schriftstuecken, Federkielen und Tintenfaesschen bedeckt. Der ganze Raum wurde durch ein grosses Fenster erhellt. Neben dem Tisch an einem Pult stand ein untersetzter Mann mittleren Alters, einfach gekleidet und nicht gerade ein Riese von Statur.

Ich stellte mich ihm kurz vor und erfuhr alsbald, dass es sich tatsaechlich um den Chronisten Pergalb handelte. Ich erzaehlte ihm vom Zweck meiner Reise, naemlich dem Kennenlernen von moeglichst vielen verschiedenen Laendern mit ihren Sitten und Gebraeuchen, ihrer Geschichte und Kultur. Er lud mich daraufhin zu einem Rundgang durch die Stadt ein. Kurze Zeit spaeter waren wir in den Gassen von Schmiedefeld unterwegs.

Von ueberall her toente schon wieder das Schlagen der Schmiedehaemmer.Als erstes wollte ich natuerlich wissen, wie die Menschen hierhergekommen waren. Alberich hatte sich mit einigen getreuen Gefolgsleuten aufgemacht, sich eine neue Heimat zu suchen. Alles in allem waren es nur ein paar hundert Mann, die sich auf die lange und beschwerliche Reise machten. Schliesslich kamen sie nach mehreren Monaten an eine Kueste und mieteten einige kleine Schiffe. Leider hatte keiner von ihnen ein rechtes Verstaendnis von der Seefahrt und so erlitten sie Schiffbruch an der steilen Kueste im Sueden ihres jetzigen Reiches.

Zum Glueck ueberlebten die meisten das Unglueck, nur die Schiffe waren verloren und so beschlossen sie, sich hier anzusiedeln. Zu ihrer grossen Freude erwiesen sich die Berge im Sueden als aeusserst erzreich, was ihnen sehr gelegen kam, denn Alberich's Volk ist vornehmlich ein Volk der Schmiede und Handwerker.

Die meisten von ihnen koennen auch kaum Lesen und Schreiben und so gab es fuer Pergalb bald mehr als genug Arbeit. Irgendwann wurde dann Alberich auf ihn aufmerksam und so wurde er der Hofschreiber und bekam spaeter auch die Ehre, die Chronik von Tamar zu fuehren. Nachdem die Erzlande eine gewisse Groesse erreicht hatten, wurden auch bald Verhandlungen mit einigen Nachbarn zum Zwecke eines Buendnisses gefuehrt. Kurze Zeit spaeter wurde eine Allianz zwischen den Staedten Baerenanger im Norden, Sion im Nordosten, Solanar weit im Westen und Schmiedefeld gegruendet.

Aufgrund der vielen faehigen Waffenschmiede in Schmiedefeld und der reichen Erzvorkommen im Suedgebirge entwickelten sich die Erzlande innerhalb kurzer Zeit zu einem der wichtigsten Lieferanten von Waffen und Ruestungen fuer diese Allianz. Bald waren diese Lieferungen auch bitter noetig, denn es entspann sich ein lang anhaltender Krieg mit den Nachbarreichen im Westen, der immer noch anhaelt. Auf unserem Rundgang war mir eines aufgefallen.

Die meisten Menschen hier waren recht klein. Im Vergleich zu anderen Voelkern und Reichen, die ich bisher besucht hatte waren sie sogar fast zwergenhaft zu nennen. Kaum einer, der groesser als drei halbe Meter war. Dabei fiel mir auf, dass Pergalb die meisten von ihnen ueberragte, obwohl er auch noch ein gutes Stueck kleiner war als ich. Ich sprach ihn direkt darauf an und erfuhr Interessantes.

Die Menschen um Alberich hatten in ihrer alten Heimat lange Zeit in unmittelbarer Naehe eines Zwergenstammes gelebt. Eigentlich haben Zwerge mit Menschen eher wenig zu schaffen, aber ueber viele Jahre baute sich eine Freundschaft zwischen Menschen und Zwergen auf.

Zwerge sind bekanntermassen hervorragende Handwerker und speziell in der Schmiedekunst sind sie nahezu unerreicht. Die Menschen lernten im Laufe der Zeit immer mehr von ihnen und auch das Zusammenleben gestaltete sich im Laufe der Zeit immer enger. Einige der Zwerge lebten sogar in der menschlichen Siedlung. Allerdings gab es immer ein Problem.

Die sehr kleinwuechsigen Zwerge fuehlten sich unter den ihnen riesenhaft vorkommenden Menschen nicht wohl und irgendwie haben diese sich wohl im Verlaufe von vielen Generationen langsam in ihrer Koerpergroesse angepasst. Dass Pergalb groesser ist, hat einen einfachen Grund. Er gehoerte urspruenglich nicht zu Alberich's Leuten, sondern hatte sich ihnen erst waehrend ihrer Reise angeschlossen. Waehrend unseres angeregten Gespraeches waren wir zufaellig auch am Friedhof vorbeigekommen. Dabei fiel mir ein kleines umzaeuntes Stueckchen Rasen auf, auf dem ein grosser Stein stand, in dessen Vorderseite das Abbild einer Streitaxt und eines Schmiedehammers eingehauen war. Pergalb erklaerte mir, dass es sich um das Grab des einzigen Zwerges handele, der mit Alberich auf die grosse Reise gegangen war.

Die anderen Zwerge hatten es nicht ueber's Herz gebracht, ihre alte Heimat zu verlassen. Nur er, Kirgan mit Namen, hatte Alberich begleitet. Er lebte noch einige Jahre mit ihnen an diesem Ort und verstarb dann in hohem Alter. Von ihm hatte Pergalb auch die Schrift und Sprache der Zwerge gelernt. Kirgan hatte Alberich in den ersten Jahren in der neuen Heimat oft mit klugem Rat zur Seite gestanden und auch heute noch, so erfuhr ich, wuerde Alberich gelegentlich hierher kommen und mit seinem alten Freund Zwiesprache halten. Zum Abschluss unseres Rundganges machten wir noch einmal an der Schreibstube halt.

Pergalb bat mich nochmals herein und suchte fuer mich einige Schriftrollen aus seinem umfangreichen Fundus heraus. In ihnen hatte er noch mehr zur Geschichte dieses und der umliegenden Laender aufgeschrieben und sie wuerden sicherlich eine sehr anregende Lektuere sein. Am naechsten Morgen verabschiedete ich mich aus der kleinen Herberge und machte mich erneut auf den Weg zu neuen Laendern und neuen Abenteuern und Geschichten. Gerade, als ich die aeussere Stadtbefestigung passierte, machte sich auch ein Tross von Haendlern auf den Weg in noerdlicher Richtung. Der Torwaechter sagte mir, dass die Leute auf dem Weg nach Sion seien, um eine Ladung Waffen und Ruestzeug zu liefern.

Vielleicht koennte ich mich ihnen anschliessen und waere auf dem langen und gefahrvollen Weg nicht allein unterwegs.

- Kapitel IV: Sion   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Mein Weg führte mich durch lichte Haine und dichte Wälder. Die starken Bäume boten mir Schutz bei Regen und die Früchte des Waldes stillten meinen Hunger. Ab und an sah ich Wild in einiger Entfernung vorbeiziehen, doch nach Jagd stand mir nicht der Sinn, lieber wollte ich wieder eine menschliche Siedlung erreichen, denn mein Rücken verlangte energisch nach einem anderen Nachtlager, als der Waldboden.

Endlich dann taten sich die Bäume auf und weite Wiesen und sanfte Hügel erfreuten das Auge. Einige der goldgelben Flächen wurden von geschäftigen Bauern bearbeitet, und ich verweilte etwas bei ihnen, um mehr über das Land zu erfahren, in das ich soeben gestolpert war. Sie erzählten mir, da ß ich mich in den Ländereien um Sion befand. Lord FoX war der Name des Herrschers. Nach einem nur kurzen Gespräch über das gute Wetter zeigten sie mir den Weg in ihr Dorf Grünthal, da ich vor der Nacht nicht mehr die Stadt ereichen konnte.

Zu meinem Erstaunen gab es sogar einen Gasthof "Zum heiseren Wolf" in der Ortschaft. Ich war etwas verwundert über den seltsamen Namen, und nahm mir vor, später nach seiner Bedeutung zu fragen. Im Inneren sah ich dann auch, wie sich ein Gastgewerbe hier draussen in so einem einsamen Dorf halten konnte. Reisende aus vielen Ländern gaben sich die Klinke in die Hand und labten sich an den herzhaften Speisen und Tränken. Also nahm ich an einem Tisch Platz, der dicht umringt wurde und lauschte den Geschichten, die ein grauhaariger Reisender zum besten gab:

"...was willst du junger Hüpfer schon wissen. Ich habe Abenteuer bestanden, da hast du doch noch Hasengesichter auf Steine gemalt. Du glaubst mir nicht? Pahh! Ich war sogar dabei, als dieses Land hier besiedelt wurde. Reicht mir einen weiteren Krug Met, und ich erzähl euch Grünohren davon. Ahh, besten Dank. Damals, als unser Volk noch im Norden gelebt hat, in den undurchdringlichen Wäldern, die noch mehr als hier vom Atem der Natur beseelt wurden. Wie ihr vieleicht wi ßt, wurde damals aber das Leben immer härter, und unser Volk konnte sich nur noch knapp von den Gaben des Waldes ernähren. Selbst unsere Schamanen konnten von unserem Totem, dem allwissenden Fuchs, keinen Rat einholen. Die Jäger kamen immer seltener mit reicher Beute in das Stammeslager zurück. Nun, zu der Zeit war unser jetziger Lord noch eine ganze Zahl an Jahren jünger.

Aber er hatte einen älteren Bruder, so da ß er die Stammesführung nie hätte antreten können. Bei einem seiner langen Streifzüge durch den Wald kam ihm dann die Idee, wie er seinem Stamm in dieser Not helfen könnte. Er wollte einfach mit einigen ausgesuchten Männern und Frauen auf die Suche nach fruchtbarerem Land im Süden gehen. Damit würde die Nahrung auch wieder für den Rest des Stammes reichen und niemand müßte des Hungers sterben. Also scharrte er einige dutzend Anhänger um sich, um die gro ße Reise zu wagen.

Ich war natürlich auch darunter, wie sollte ich euch Unwissenden auch sonst davon erzählen, haha. Ja, wir hatten es uns einfacher vorgestellt, als es dann wurde. Die heimatlichen Wälder waren noch wie ein Spaziergang, aber schon nach den hohen Bergen waren so viele erschöpft, und die Vorräte verbraucht, da ß wir immer wieder lange rasten mu ßten. Als wir dann weiter nach Süden vordrangen, sahen wir, daß wir unsere Reise umsonst getan hatten. Ein riesiger Ozean versperrte uns den Weg, und das Land war auch schon besiedelt. Die Leute waren freundlich, aber bestimmt nicht so freundlich, uns ohne weiteres aufzunehmen.

Zu unserem Erstaunen gab bei den Fremden sogar Handwerker, die sich auf die Kunst des Schiffbaus verstanden. Mit Hilfe unserer Goldreserven konnten wir auch den Bau eines Schiffes in Auftrag geben, da ß alle Mitglieder unserer Siedlungsexpedition zu anderen Ufern tragen konnte. Au ßerdem heuerte unser Anführer FoX noch einen Seefahrer an, der von sich behauptete, den Weg zu einem Land Tamar zu kennen, auf dem es noch genügend Platz für einen weiteren Stamm geben würde.

Einige Monate später, als endlich das Schiff fertig war, stachen wir mit den Träumen an eine neue Heimat in See. Doch wie so oft wurde unser Traum auf eine Probe gestellt. Der Seeman, der uns den Kurs nach Tamar weisen sollte, hatte sich etwas übernommen, denn wir kreuzten ziellos auf dem Ozean und unsere Vorräte schwanden mit jedem Tag. Fast am Ende unserer Kräfte, und ohne Orientierung, wo wir uns befanden oder wie wir je zurück kommen sollten - sahen wir dann die Küste des neuen Kontinents.

Ein grünes Land empfing uns, und sofort wurden wir an unsere Heimat erinnert. Aus den Resten des Schiffes haben wir dann die erste Siedlung "Foxhole" im Landesinneren errichtet. Aber wie ihr ja bestimmt wi ßt, hat das gro ße Feuer vor einigen Jahren die alte Siedlung zerstört. Doch auch dadurch haben wir uns nicht entmutigen lassen, und aus den Trümmern eine noch schönere und größere Stadt gebaut - Sion. Wuahhh, es ist schon spät geworden und ich bin müde. La ßt also einen alten Mann seinen verdienten Schlaf auskosten..." Auch ich fühlte mich nach dem langen Tag wie gerädert und ließ mir vom Wirt das Zimmer zeigen. Der nächste Tag empfing mich dann auch wie der vorherige mit den warmen Sonnenstrahlen, die die Gegend in einen goldenen Glanz tauchten. Ich packte meine wenigen Sachen und verlie ß das Gasthaus, um mich auf den Weg in die Stadt zu machen. Eine Gruppe von Kaufleuten, die das gleiche Ziel hatten, boten mir an, sie zu begleiten.

Sie waren sehr freundlich, und guter Dinge, in Sion das eine oder andere gute Geschäft machen zu können. Auch wenn ich nicht so sehr dem Komerz fröhnte, kam ich mit ihnen ins Gespräch und erfuhr auf die Weise etwas mehr über die Wirtschaft des Landes. "Ja, es gar keine so weite Reise für mich. Ich komme aus Schmiedefeld, wo der ehrenwerte Herr Alberich regiert. Und seit es mit Wolfen und Siegfried immer mehr zu Reibereien gekommen ist, kommt der Handel zwischen den beiden Länder erst richtig in Schwung. Auch von Bärenanger, das im Nordwesten von Sion liegt, habe ich schon viele Händler getroffen." Da kam mir wieder der Name des Gasthofes in den Sinn. Hatte er etwas mit diesem "Wolfen" zu tun? Wie hing das mit den Herren von Schmiedefeld und Bärenanger zusammen? "Nun mein unwissender Freund. Ihr müßt wahrlich von sehr weit herkommen, wenn ihr nichts über den Krieg zwischen Alberich, Taurik und FoX gegen Siegfried, Wolfen und Löwenherz wißt.

Sie haben ein Bündnis gegründet, um gemeinsam gegen die Feinde zu kämpfen. Für mich als Händler sind das goldene Zeiten, da selten zuvor so viel Gold den Besitzer gewechselt hat. Vor allem Waffen und Rüstungen werden wieder zu höchsten Preisen gehandelt. Allerdings meist zwischen den Bündnispartnern. Früher hatte auch Sion eine gro ße Produktion für Kriegsgerät, doch die Waffen aus Schmiedefels sind schon seit jeher besser und fortschrittlicher gewesen. Vieleicht wird man daran auch hier irgendwann aufschliessen können.

Ich glaube, da ß auch diesmal wieder ein gutes Geschäft..." Wie ich schon bemerkte, war mir die Jagd nach dem schnöden Mamon nie ein lohnenswertes Ziel im Leben, so da ß ich die Ausführungen des Händlers hier nicht weiter fortsetze. Wir hatten schon einige Stunden den Weg verfolgt und erreichten gerade die Kuppe eines Hügels, als ich die ersten Rauchfahnen der Häuser von Sion ausmachte. In einem seichten Tal lag das Ziel unserer Reise.

Mehrere Stra ßen aus verschiedenen Richtungen schlängelten sich an den Hängen in das Zentrum. Auch ein kleiner Flu ß brach sich zwischen den umgebenden Hügeln seinen Weg in die Stadt. Die letzte Strecke führte uns also bergab und leichten Schrittes begaben wir uns in die Randbereiche von Sion. Wir trennten uns und wünschten uns gegenseitig bestes Gelingen. Als die Kaufleute meinen Blicken entschwunden waren, wollte ich endlich mehr über die Stadt erfahren. Mehrere Schmieden und Handelshäuser säumten den Weg, den ich in das Zentrum wählte. Es war eine gro ße Stadt, und ich traf viele Menschen, die emsig ihrer Beschäftigung nachgingen oder einfach nur in einer Wirststube das gute Wetter genossen.

Aus meiner langen Erfahrung wußte ich, daß genau dort die besten Informationen zu bekommen waren. Au ßerdem mu ßte selbst ein Barde wie ich irgendwann wieder etwas Geld verdienen, und alle Leute hören doch gern Geschichten, wie ich sie aus aller Herren Länder kenne. "Zum durstigen Pfad" war die Kaschemme, die ich ansteuerte. Irgendwie hatten die Bewohner dieses Landes eine eigentümliche Art, ihre Wirtshäuser zu benennen.

Aber wahrscheinlich wollten sie auch nur neugierige Besucher anlocken. Wie nicht anders zu erwarten, hatten sich schon einige Leute eingefunden, um die Hitze des Tages mit einem kühlen Getränk zu vertreiben. Ich ließ meinen Blick schweifen, um den besten Tisch für ein interessantes Gespräch zu finden. Zu meinem Glück erspähte ich auch einen edel gekleideten Mann, dessen Tischpartner gerade unter gro ßem Gelächter das Lokal verliessen. Ich setzte mich zu ihm, und versuchte mit ihm ein Gespräch anzufangen.

Er schien gar nicht so abgeneigt, mit einem Fremden seine Sorgen zu teilen. Wie ich von ihm erfuhr, stand er am Hofe des Herrschers Lord FoX in guten Diensten. Sein Ressort war das Verfassen von Kriegsberichten und das Zusammentragen des Kampfgeschehens anderer Länder. Da wurde mein Interesse doch sehr stark geweckt, konnte ich doch von ihm bestimmt einiges über die Politik des Landes erfahren. Ich bestellte zwei Krüge Met, und fragte ihn nach dem Krieg, von dem ich bei den Händlern gehört hatte. "Ach du meine Güte. Ausgerechnet dieses trübe Kapitel willst du aufschlagen? Nun, wenn es dich so sehr interssiert, werde ich dir erzählen, was sich zugetragen hat. Taurik und Siegfried sind zwei Nachbarn unseres Lord FoX. Die drei haben sich in der Anfangszeit der Besiedelung von Tamar schon oft getroffen. Die Zeit war damals sehr hart und das Leben bei weitem nicht so angenehm wie heute. Da waren Nachbarn, die Unterstützung und Rat gaben, sehr wichtig. Auch die Herren anderer Länder fingen an, den Kontinent "Eternia", auf dem wir uns befinden, zu erkunden. So begab es sich auch, da ß ein gewisser Wolfen mit uns Kontakt aufnahm.

Allerdings schien dies ein recht streitlustiger Bursche zu sein, mit dem nicht zu spa ßen war. Immer wieder versuchte er auf Kosten anderer einen Lacher zu erhaschen. Sobald jedoch jemand ihn zum Ziele eines Scherzes machte, lag seine Hand schon bedrohlich an seinem Schwertgriff. Irgendwann hat dann Wolfen angefangen, die Herren Alberich, Taurik, FoX und andere verbal anzugreifen. Zunächst nicht stark, eher schelmisch, aber er hat nie Anstalten gemacht, sich für seine teilweise derben Sprüche zu entschuldigen.

Die Stimmung unter den hohen Leuten vertrübte sich zusehens. Tja, eines kam zum anderen und als Resultat haben Alberich, Taurik und FoX ein Bündnis, die VSZOT, ausgerufen, um jedem Feind zu zeigen, da ß er gegen drei Länder kämpfen müßte, wenn er nur eines angreift. Auch die holde Morgana, deren Reich im Nordwesten direkt an Wolfens Gebiet grenzt, schlo ß sich dem Bündnis an. Zu dieser Zeit haben dann auch viele Reich angefangen, Armeen aufzustellen, um im zunehmend frostigeren politischen Umfeld nicht schutzlos ausgeliefert zu sein.

Sion hat dabei ein gutes Geschäft gemacht, da es bei der Waffenproduktion sehr erfolgreich war. Auch die ersten Truppen wurden aufgestellt, um den unbrechbaren Stolz unseres Volkes auszudrücken. Wolfen jedoch lie ß sich nicht beeindrucken, und stellte seine eigene militärische Stärke trotzig zur Schau. Als Antwort lie ßen alsbald Alberich und FoX ihre Truppen aufmarschieren und Manöver abhalten. Nun war es aber nicht so einfach, da ß das Gebiet von Wolfen direkt an das von Alberich, der ihm am nächsten lag, grenzte.

Ein mittelgro es Land, unter dem Herrscher Siegfried lag zwischen ihnen. Wir haben im Bündnis schon vorher unsere Sorgen geteilt, da ß dieses Land bei einem Konflikt zwischen Wolfen und dem VSZOT am meisten zu leiden hätte. Leider erlag wohl der gute Siegfried der üblen Propaganda, die Wolfen gegen uns schickte, so daß er sich auf seine Seite schlug. Unglaublicherweise hielt er uns vor, da ß unsere Manöver ihn bis auf's Blut provozieren würde, und griff die Grenzen von Alberich an. Seit dieser Zeit befinden wir uns im dauernden Konflikt mit Siegfried und Wolfen.

Auch Löwenherz aus dem tiefen Süden hat sich gegen uns gewandt. Der Konflikt wogt hin und her.

Siegfried hat mehr als einmal bewiesen, daß er nicht gedenkt, sich an irgendwelche Abmachungen zu halten. So haben unsere Truppen schon oft ihr Leben lassen müssen, weil Siegfried in einem Waffenstillstand die Waffen erhoben hat. Falls ihr also auf Eurer Wanderung durch das Land von Sion oder im VSZOT-Bündnis über Siegfried redet, hütet Euch davor, für ihn Partei zu ergreifen, um Eurer Gesundheit willen. Zur Zeit sieht es so aus, als könnten wir den Krieg für uns entscheiden, doch so oft ich die Leute davor warne, daß es noch sehr lange dauert, bis wieder Frieden einkehren kann, lachen sie mich aus und denken, alle Sorge sei vorbei.

Nun, hat das deine Neugier befriedet, Fremder? Erzähl doch auch etwas von deinen Reisen, damit ich meine Sorgen für eine kurze Zeit vergessen kann." Also setzte ich mich so, da ß viele Leute zuhören konnten, und begann selbst meine Geschichten zum Besten zu geben.

- Kapitel V: Tandria   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Diesesmal verschlug es mich auf eine kleine Insel mit dem wohlklingenden Namen Tandria.

Tandria ist eine kleine, aber auch sehr schöne Insel. Man findet dort größere Flächen an Weideland und auch einige Wälder, die reich an Wild sind. Jedoch hat die Insel auch unfreundliche Gesichtspunkte, denn es gibt eine größere Wüste und ein kleines Sumpfgebiet. Das Auffälligste an der Insel sind jedoch die riesigen Bergketten. Einer alten Sage nach ist die Insel aus einem riesigen Vulkan entstanden doch nur wenigen ist diese Sage bekannt.

Die Insel wird von 4 Lords bewohnt, die immer in Frieden zusammen lebten. Vielleicht ist dieses auch der Grund warum die friedfertige Insel jetzt verstärkt von Orks heimgesucht wird.

Doch zuerst besuchte ich ein kleines Land im Westen des Landes . Die Hauptstadt dieses Landes wurde direkt am Meer auf den saftigen Wiesen errichtet und ist auf der anderen Seite von sanften Hügeln umgeben. Hinter den Hügeln liegt noch ein kleines Waldgebiet und im nördlichen Teil des Landes sind noch die Ausläufe einer Bergkette zu sehen.

Man wahr sehr überrascht einen Besucher auf der Insel zu haben, da seit Jahrzehnten niemand mehr auf diese Insel gekommen war und die die versuchten mit Schiffen wegzukommen erlitten, noch in Sichtweite der Küste, Schiffbruch. Angeblich soll es hier Meerungeheuer geben, aber wer glaubt schon an sowas.

Der derzeitige Herrscher des Landes hei ßt Lucksi. Er behauptet von sich ein wei ser Herrscher zu sein unter dem die Bevölkerung noch nie Hunger leiden mu ßte.

Doch die Bewohner sehen dies anders. Zwar stimmen sie mit ihm überein was die Kornversorgung betrifft, aber das scheint auch der einzige Punkt zu sein. Die Menschen hier sind unzufrieden mit den hohen Steuerabgaben und der derzeitigen Situation mit den Orks.

Da ein Großteil der Bevölkerung vom Handel lebt, sehen viele sich in Existenznöten. Der andere Großteil der Bevölkerung sind Bauern, die immer viel zu tun haben. Hier leben relativ wenige Handwerker und Schmiede und deshalb werden nicht viele Waren selbst hergestellt. Die Waren, die selbst hergestellt werden, sind aber von sehr guter Qualität.

Im allgemeinen gesehen sind die Menschen hier eher schlechtgelaunt. Sie sind zwar nicht unfreundlich Fremden gegenüber, aber eine generelle Unzufriedenheit ist zu spüren. Die Menschen hier gehören zum größten Teil noch nicht mals einer Religion an, was in der heutigen Zeit unvorstellbar ist.Bei meinem Besuch hat man mir auch von gro ßen Auswanderungswellen berichtet. Der Grund hierfür scheint der neue Herrscher zu sein, der nach dem Tode seines Vaters die Macht übernahm. Angeblich war sein Vater der erste und letzte Fremde, in sehr langer Zeit, der diese Insel mit einem Schiff erreichte. Scheinbar hatte er die Bewohner immer besser behandelt als sein Sohn, doch das sind nur die Erzählungen aus dem Volke. Doch jetzt muß ich aufhören, da meine Eskorte zu den anderen Herrschern abmarschbereit ist und ich die Gelegenheit nicht ausschlagen will unbehelligt zu den anderen Herrschern zu kommen.

- Kapitel VI: Tarsia   -    Zum Inhaltsverzeichnis

Das Land Tarsia liegt im Westen der Insel Eternia.

Seine Hauptstadt ist Eimsbusch. An der nördlichen Küste liegt das neugegründete Dorf Port Dragonwood. Im Süden des Landes befinden sich endlose Weideflächen und Kornfelder, während nördlich von Eimsbusch sich der Drachenwald bis zum Meer erstreckt.

Der Sage nach hausten früher einmal echte Lindwürmer im Herz des Waldes, doch es wurden schon lange keine Drachen mehr gesichtet. Berge gibt es hier nicht und damit auch keine Orks. Herrscher in Tarsia ist Lord Gandalf. Nordöstlich der Landesgrenzen liegt das Reich von Baroness Morgana.

Sie ist die Lehnsherrin von Lord Gandalf. Im Südwesten erstreckt sich das Land von Lord Lancelot während im Nordwesten das Reich von Lord Littlewood liegt.