Schönheit

Einstens, als die Welt noch jung war, kamen die Göttin des Lebens und die Göttin der Liebe zusammen und schufen Kalia, die Schönheit. Ihr Antlitz war wie Orchidee und Paradies, ihre Haut duftete wie Flieder und ihr Haar war strahlend wie Sonne selbst.So strahlend war die Schönheit, das sie die ganze Welt erfüllte und selbst bis in die Niederhölle drang. Dort aber stach der Anblick der Schönheit dem Fürsten der Dämonen ins Auge. Der nun sandte seinen verschlagensten Diener aus, den Neid. In einer Nacht, die dunkler war als jede zuvor, raubte der Neid die Schönheit und verschleppte sie in seine gläserne Festung Al'Caxga, die Tief in der neunten Hölle lag.Ohne die Schönheit verblasste die Welt: der Sonnenschein war nur noch ein stechendes Gleissen, die Blumenpracht nur noch schales Unkraut und die Liebe zwischen Mann und Frau nur noch animalische Brunft.

Darum begannen die Götter einen Helden zu suchen der die Schönheit zurückbrächte. Aber wem sie den Dienst auch antrugen, der erbebte bis ins innerste oder Eitelkeit und Dummheit vernebelte seinen Verstand, dass er prahlte:"Nichts leichter als das!". Lange ratschlagten die Götter, und dann sprach der Gott der Weisheit:" Unser Held muss ein Herz haben das dem Gott des Krieges gefällig ist und einen Sinn der dem Gott der List schmeichelt!" Zu jener Zeit aber lebte in den Wäldern der riesenhafte Held Theodron Edelheim, der war so stark, das er Bären verprügelte und so mutig, das er Drachen am Schwanz zog, nur so zum Spass. Manche nannten ihn den Einhändigen, denn obwohl er zwei starke Hände sein eigen nannte brauchte er stets nur die Rechte, um Klingen zu heben, für die jeder andere zwei Fäuste benötigte. Vor diesen Theodron Edelheim trat nun der Götterbote und lud ihn ins Reich der Götter, und Theodron sagte:" Och jo, denn dort bin ich noch nicht gewesen." šber den Wolken sass der Rat ser Götter und der Gott der Weisheit sprach: "Keiner der Götter kann vollbringen, worum wir dich nun bitten, den wisse, die Macht eines Gottes strahlt in der Hölle 100 mal 100 Kilometer weit. Jeder Erzdämon wüsste, das ein Gott nahe ist, und auch ein Gott kann nicht gegen die unheiligen Heerscharen bestehen, das Licht eines Sterblich hingegen können wir wohl verdecken, und er mag ungesehen bis zur Festung Al'Caxga dringen!" Der Gott der Weisheit warf einen schützenden Zauber über Theodron und der Gott der List hüllte ihn in Nebel und Schatten. Der Gott der Lüfte tat die zwölf Winde in seine Stiefel das sie ihn bis zum Ende Welt tragen sollten und darüber hinaus. Der Gott des Krieges aber gab ihm das Schwert "Gotteshoffnung" das der König der Zyklopen aus seinem eigenen Fleisch und Blut schuf bis der Gott der List es ihm stahl. So gewappnet drang Theodron Edelheim in die Niederhöllen ein. Da war es finster und grausig zugleich und es roch nsch Tod und verwesung. Um sich Mut zu machen, sang Theodron ein Lied:

" Ich ess zum Frühstück Kettenhemden,

mein Wams, das ist aus Drachenhaut.

Ich fürcht mich nicht vor Bösem, Fremden,

davor das man mich niederhaut.

Mein kamm ist eine Klapperschlange,

mein Bett ist eine Dornenheck,

vor einem werd' ich gar nicht bange

Dämonenpack und Höllenschreck!"

So kam Theodron in die neunte Hölle, denn den Glanz von Kalia, der Schönheit, konnte er in der Hölle schon von weitem sehen, und die gläserne Festung Al'Caxga spiegelte ihren Glanz noch wieder. Der herr der Festung, der Neid, hatte sich lang seiner Beute erfreut und schlief nun, sein Dreizehn Hände umklammerten Gold und Juwelen und die silberne Kette, an die Kalia geschmiedet war. Zu seinen Füssen kauerte der Dreigehörnte Florian, ein übler Knecht der seinen Herrn sofort wecken würde, wenn einer käme, die Schönheit zu befreien. Theodron Edelheim jedoch konnte er nicht sehen, denn der war ja durch den Schutz der Götter verhüllt. Kalia hingegen konnte ihn sehr wohl sehen, den die Schönheit blickt ins innere der Seele. Sie erkannte das der Held zauderte, denn was brächte es, den Diener zu erschlagen wenn dadurch der Neid erweckt würde, gegen den selbst die Götter nicht gefeit sind“

Doch Kalia war nicht nur schön sondern auch klug, sie setzte also ihr liebreizendes lächeln auf und sprach zu Florian, dem Wächter:"Sag, dreigehörnter Florian, was bist du so ein grimmiger Geselle“ Nie ruhst du, nie schläfst du. Flink ist dein Auge, mächtig deine Stimme und behende dein Huf. Es gäbe wohl keinen der es fertig brächte, dich zu bezwingen." Da fühlte sich der dreigehörnte Florian geschmeichelt, denn solche Worte hörte er nie in den Niederhöllen. Er warf sich in die Brust und prahlte:" Der ist nicht geboren, der mich bezwingt. Mein erstes Horn lässt mich jeden sehen, der sich mir nähert, mein zweites Horn verleiht mir eine Stimme wie Donner, meinen Herrn zu wecken. Und mein drittes Horn macht mich unbesiegbar, an seine Seite zu eilen. Wem aber sollte es gelingen, mich meiner drei Hörner zu berauben“"

Da wusste Theodron, der alles mitgehört hatte, was er tun sollte. Zum ersten mal ergriff er die rotgeflammte Klinge "Gotteshoffnung" mit BEIDEN Händen und holte zu einem mächtige Hieb aus. Schon sauste die Klinge herab, und splitternd zerbrachen die drei Hörner des Florian. Der war nun blind und stumm und lahm und sank in sich zusammen. Theodron Edelheim aber ergriff die Kette, an die Kalia, die Schönheit, gefesselt war und zerriss sie, warf sich die Schönheit über die Schulter und stürmte von dannen. Den zwölf Winden in den Stiefeln wurde es mächtig eng und sie entwichen nach und nach und trugen den Helden und seine kostbare Last vorwärts.

So kamen Theodron und Kalia unbeschadet bis vor die sieben Mauern der Götterburg Anavien. Dort erwartete sie der Jubel der himmlischen Gefolgschaft. Theodron aber setze die Schönheit ab und wandte sich zum gehen. Da umarmte ihn die Schönheit und drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Wange. Theodron errötete bis unter die Wurzeln seines Zottelhaars und trollte sich, nach Hause zu kommen. " Das Götterparadies ist gar nicht so übel!" murmelte er ehe er begann, ein fröhliches Lied zu pfeifen. Von Theodron Edelheim hat man seitdem nichts mehr gehört. Es heisst er konnte die Schönheit nicht vergessen und sei seit dem auf der Suche nach etwas, was der Schönheit ebenbürtig wäre doch in den Jahren seiner Wanderung hätte er niemals so etwas gefunden!

Ende