„Schicksal“

„Du bist“ sagte Yantit und reichte die Würfel, welche aus Gebein waren, an Schamuell weiter. Gedanken verloren griff der Gott der Träume nach ihnen und würfelte.

Nach einiger Zeit räusperte sich Thal und sprach “Du musst schon deine Kreaturen bewegen Schamuell...“ Schamuell erschrak kurz und bewegte seinen Glaberath drei Felder weiter um kurz darauf wieder mit glasigen Augen im Traumreich zu verschwinden. „Mit ihm zu spielen macht am meisten Spaß“ kicherte Sococ und schlug mit seiner Schwarzmagierin den Glaberath, „Er konzentriert sich nicht gut genug. Allein in diesem Monat hat er schon 67 Seelen an mich verloren...“ Die anderen beiden kicherten kurz. Der Feuergott Yantit zündete sich eine Zigarre an und schaute aufs unübersichtliche Spielfeld welches wie eine riesige Landkarte aussah. Gedankenverloren blies er ein paar Rauchringe übers Spielfeld und bemerkte nicht wie sich ein Stück Glut von seiner Zigarre löste und ein Stecknadelkopf großes Dorf unter sich begrub. Er betrachtete kurz die wuselnden Punkte, die jedoch nach und nach erloschen und fragte, mehr an sich selbst gerichtet als an die anderen „Ob die Kreaturen etwas merken wenn wir sie töten und ärgern?“

„Ach was! Dafür sind sie doch viel zu Primitiv, haben noch nicht mal ernstzunehmende Magie! Außerdem...“ antwortete Sococ, der Gott der Heimtücke und fügte hinzu...

„Würden die doch genauso mit uns verfahren wenn wir so klein und unwichtig wären wie sie!“

„Hm... hast recht. Apropos klein und unwichtig... Du spielst Sococ!“

-„Was heißt hier klein und unwichtig?“

„An dich glaubt doch keiner.“

-„Was soll das heißen?!“

„Deine großen Tage sind vorbei, ganz einfach. Du bist praktisch ausrangiert, ein kosmischer Anachronismus.“

-„Pah! Ich kann immer noch ganze Städte von der Landkarte wischen du Sparflamme!“

„Oh ja?“

-„Ja!“

„OH JA?!“

-„JA!!!“

„Dann mach doch.“

„Gut!“ brüllte der zornige Gott und wischte über das Spielfeld und fegte ein mittelgroße Stadt von der Welten Antlitz.

„DAS nennst du Stadt? Also für mich ist das ein Dorf...“ entgegnete ein grinsender Thal der den fliegenden Figuren ausgewichen war.

„Es WAR eine Stadt! Sie hatte mindestens Tausend Seelen!“ schrie der gedemütigte und merkte wie eine Ader an seiner Stirn zu pochen begann. „PAH! Guck doch mal es bewegen sich sogar noch welche, also, dass habe ich ja schon vor Anbeginn der Zeiten besser gekonnt!“ gab der Flammengott seinen Kommentar ab, wohlwissentlich dass der Angesprochene zwar Heimtückisch, jedoch nicht besonders schnell von begriff war.

„SOLL ICH DIR EINE GRÖßERE STADT ZERSTÖREN???“ keifte der Gott der Zwietracht und Arglist und wurde durch den spöttischen Blick seiner Kameraden weiter angestachelt. Sogar Schamuell war kurz wieder voll da, murmelte mit seiner samtweichen Stimme etwas von „Los, tu es!“ und dämmerte weiter.

„Los, mein Freund, zeig uns dass du noch immer ein mächtiger, Städte zerstörender Gott bist! Wie wäre es mit der prächtigen Stadt im Gebirge?“ nickte Thal ihm ermutigend zu.

Sococ, dem die Tatsache, dass es vor Anbeginn der Zeit noch nichts gegeben hatte was zerstört hätte werden können, nach wie vor entgangen war, holte tief Luft und zerschmetterte eine blühende Stadt in einem Gebirge mit einem wuchtigen Schlag. Gesteins und Magmarbröckchen flogen durch die Luft, während Thal und Yantit vor lachen Tränen in den Augen hatten. „Weißt du welche Stadt du gerade zerstört hast?“ prustete Yantit „Es war die letzte Stadt wo du der Alleingott warst!“ johlte Thal. „Oh, verdammt!“ dachte sich Sococ „Was mache ich denn jetzt?“. Er sprach jedoch: „Lasst uns weiter spielen, alles oder nichts, ich schlage vor wir verdoppeln den Einsatz. Wir müssen Schamuell ja nicht wecken.“ Er griff in Schamuells Beutel und holte 300 weitere Seelen raus, wovon hundert „zufällig“ in seinem Stiefelschaft verschwanden. Die anderen beiden legten nach. „Du bist dran!“ sprach Yantit und blies ein paar Rauchringe an die Decke.

Sococ betrachtete das Spielfeld. An einigen Stellen erinnerten nur ein paar Rauchfähnchen daran, dass dort bis vor wenigen Augenblicken Menschen gearbeitet und gelebt, gehasst und geliebt haben, Menschen geboren wurden und, dass sehr ausdauernd bis zum Ende, Menschen gestorben sind. Er lag bisher gut im Rennen.

Grinsend würfelte er und schob seine Orkarmee auf ein Aktionsfeld bei einem Gebirgspass und zog eine Karte, las sie mit sich bewegenden Lippen, gerunzelter Stirn und einem Finger an der Stelle wo er gerade war als Lesehilfe. Er las die Karte mehrmals durch und langsam aber sicher grinste er feist und zeigte die Karte Reih rum. „Ha! Ich darf den Anführer der Orks weihen! Das verdoppelt die Moral und erhöht die Kampfkraft um sechzig Prozent! Zudem darf ich seinen Untergebenen Todesverachtung geben, so dass sie...“ Yantit unterbrach ihn barsch. „Da steht nur dass du ein zweites mal dran bist, du stumpfsinniger Kobold!“

„Oh, `Tschuldigung...“ murmelte Sococ mürrisch und fand es schade, dass es nicht noch mehr Götter der Träume gab. Er würfelte, wackelte mit der Nase und auf wundersame Art und weise blieben die Würfel mit einem Sechserpasch stehen. „HA!“ rief er triumphierend und weckte damit Schamuell aus seiner Reise, der aufschreckte, auf die Würfel guckte und dann plötzlich mit einer alten und bösen Stimme sprach: „Würfle noch mal, du Illuminations Bremse! Hier kannst du nicht betrügen!“

Er blinzelte noch einmal schläfrig und versank wieder in den Traumlanden. Alle am Tisch anwesenden schluckten. Sogar Thal, dem Gott der Tiefe ging ein Schauer über den Rücken. Er ging gemächlich runter, bewunderte ein paar Leberflecken, verweilte kurz dort und ging dann gemütlich wieder rauf um die Aussicht von Thals Nacken aus zu bewundern.

„Ich hasse es wenn er so redet“ murmelte der Herr des Feuers und drückte seine Zigarre aus. „Ich meine, wenn er nicht plötzlich so reden würde, könnte man ihn ja für einen ruhigen und angenehmen Zeitgenossen halten, aber so...“ er hüstelte und sprach zu Sococ: „Nun, du hast ihn gehört. Würfle noch einmal.“

Er probierte verlegen zu Lächeln, aber er bekam den Verschlagenen Ausdruck nie ganz weg, seufzte und ließ die Würfel rollen. Mit den Zähnen knirschend setzte er ein paar Bergtrolle zwei Schritte näher an die Zwerge mit dem Halbling und dem Zauberer heran. „Du bist, Gossenzwerg!“ sagte er und reichte die Würfel an Thal weiter, der die Würfel entgegen nahm und ihn mit einem bösen Blick bedachte. „Immerhin habe ICH nicht meine letzte Bastion zerstört...“ stichelte er und grinste belustigt zum kichernden Yantit rüber, währen Sococ damit kämpfte nicht seine Zunge zu verschlucken.

Er sah sich die verschieden Truppentypen an, die er in Position hatte und würfelte. Sieben! Genau auf diese Zahl hatte er gehofft! So konnte er mit seinen Zwergen auf ein Aktionsfeld vor die Goblinburg Sococs ziehen. Er zog seine Zwerge dorthin und nahm eine Karte. Er grinste und zeigte sie reih rum. „Erhöhter Schaden“ und „göttlicher Beistand“ standen in dicken, roten Lettern darauf. Sococ erbleichte. Er erbleichte noch mehr, als er sah, wie die Zwerge ohne jeden magischen Beistand seine Mühsam ausgebildeten Goblin Schamanen hinwegfegten und war fast so blass wie Tods Knochen als er sah wie sie sein Bildnis (Das mit vielen anderen auf dem Götzenplatz stand) schändeten. Thal grinste verschmitz und freute sich insgeheim auf das Preisgeld von nun immerhin stolzen 1600 Seelen.

„Warum geben wir den Städten eigentlich keine Namen zur Unterscheidung?“ sagte ein mal wieder sehr philosophisch dreinblickender Yantit und holte damit Thal aus seinen Träumen von Verkündern und Jüngern die er sich damit leisten konnte.

„Äh... Was? Ach so... Wozu den? Gibst du etwa auch deinem Morgendlichen Auswurf einen Namen? Oder deinen Exkrementen?“

-„Ist ja gut, ist ja gut.“ Und nach einer göttlichen Denkpause die er mit einem göttlichen seufzen beendete fragte er wer dran sei.

„DU!“ sagten ein wieder mal anwesender Schamuell und Thal im Chor, während von der anderen Seite des Tisches ein „ICH!!!“ hervorkam. Yantit nahm die Würfel und beobachtete das ganze. „Ob wir uns nicht mal jemanden zeigen sollten? Ich meine wahnsinnige Religionsstifter sind doch immer Lustig...“ murmelte er wieder. Thal sah erst den vor Vorfreude speichelnden Sococ ernst an und sprach dann mit ruhiger tiefer Stimme:

„Du weißt doch was letztes mal passiert ist, oder? Wer hatte denn die Idee einer Bauersfrau zu erscheinen und ihr zu sagen dass sie die Auserwählte des bösen ist? Die Frau hatte dir geglaubt und beinahe einen ganzen Kontinent im Namen >>Gnubbels<< zerstört.“

-„O.K., war nicht unbedingt meine beste Idee...“

„Und ob! Es brauchte 6 Generationen bis das Land wieder halb so viele Einwohner wie vorher hatte!“

-„Nagut, spielen wir weiter!“

Er würfelte und traute seinen Augen kaum. 9 Augen zeigten sich ihm. Während Sococ etwas von „Betrug“ murmelte verschob er einen Pulk Abenteurer an der Schwarzmagierin vorbei bis sie an einer Burg ankamen wo ein Bardenfeld war. Er zog eine Karte. Er las sie kurz und legte sie auf seine Seite. „Die kann ich später gebrauchen.“ Sie hatten Schamuell fast vergessen, doch plötzlich griff seine helle Hand nach den Würfeln. Er würfelte und grinste als ihn von den Würfeln jeweils fünf und sechs Augen zuzwinkerten. Er lachte lauthals als er sah, dass die Schwarzmagierin seinen Glaberath geschlagen hatte. Sococ schaute ihn verwirrt an. Doch, als ob die Muse ihn geküsst hat, bekam er einen Geistesblitz.

Vor den anderen.

„Der Glaberath war nur eine Ablenkung, oder?“ fragte er Misstrauisch.

„Ein Bauernopfer... Aber... Wofür?“ fragte ein fassungsloser Yantit. Wofür mochte man eine so mächtige Gestalt opfern?

„Für meinen Vampirfürsten hinter der Stadt des Barden...“ lachte die uralte, böse Stimme des Gottes „Ich glaube, ich gewinne...“

Seltsam? Doch so steht es geschrieben...