Die Dienerin des Einen
Die Geschichte handelt von dem Einen, der noch nie ein Wort gesprochen hat.
Der, der noch nie geblinzelt hat. Der, der sie kontrolliert.
Der, der sich noch nie bewegt hat. Der, der das ganze Land terrorisiert.
Der, der mit seinem Auge alles sieht.
Die Geschichte beginnt in einem kleinem Dorf. Es war ein schöner Morgen, die Mütter trafen sich und fertigten neue Kleider. Die Männer waren gerade dabei, eine neue Hütte zu bauen. Für Alderin und Maria, die bald heiraten wollten.
Die Kinder spielten vergüngt verstecken, bis man Trompeten durch den Wald hallen hörte. Kurze Zeit später stand plötzlich ein großer, schwarz gekleideter Mann mit einem hasserfülltem Gesicht da. Dann kam ein zweiter, ein dritter, ein vierter, es wurden immer mehr.
Die Kinder standen starr vor Schreck, konnten sich nicht bewegen. Der erste ließ einen furchtbaren Schrei los. Gleichzeitig hob er sein riesiges Schwert und trennte den Kopf des Kindes mit einem Schlag ab.
Die Kinder schrieen, einige fingen an zu weinen und liefen davon.
Der erste der Jagdgesellschaft hob denn Kopf auf und gab einen triumphierenden Schrei von sich. Die anderen setzten den Kindern nach.
Trotz ihrer schweren Gewandungen waren sie unglaublich schnell und in kurzer Zeit hatten sie die Kinder eingeholt. Einige hatten Glück das sie beim ersten Schlag schon tot waren. Andere mussten mehr leiden. Ihnen wurden die Beine abgetrennt und auf hölzerne Pfähle gespießt. Einem anderem wurden die Hände in kleinen Stücken abgetrennt und ein dritter wurde mit den Füssen an einem Baum aufgehangen und dann wie ein totes Schwein in der Mitte zersägt.
Als das Gemetzel beendet war, war der Blutdurst der Jäger noch immer nicht gestillt.
Außerdem hatten sie ihre Aufgabe noch nicht erfüllt. So liefen sie in das Dorf . Die Männer des Dorfes versuchten sich mit Holzfälleräxten, Knüppeln und Mistgabeln gegen die Angreifer zu wehren. Doch die Bauern hatten nicht die geringste Chance gegen die ausgebildeten Kämpfer der Jagdgesellschaft. Einer nach dem anderen starb unter den geschulten Schlägen der Angreifer.
Hütten wurden geplündert, einige Frauen wurden in eine Hütte zusammen getrieben. Die Hütte wurde von außen verriegelt, und in Brand gesteckt. Das Geschrei war groß, doch endete recht bald. Einige der Männer und Frauen flohen zu der neu errichteten Hütte auf den Hügel. Darunter auch Marie und Alderin. Als die Dorfbevölkerung nieder gemetzelt war, ging die Jagdgesellschaft auf die letzte noch nicht brennende Hütte zu. Die drei letzten Männer der Bevölkerung standen in einer Reihe schützend vor der Tür. Zwei der Angreifer nahmen eine Armbrust und schossen den linken und den rechten mit jeweils einem Schuss nieder. Der letzte Verteidiger stand mutig mit einer Axt in mitten der Tür: Alderin.
Die Jagdgesellschaft ging in einer Reihe auf Alderin zu. Einer aus der Reihe lud seine Armbrust nach. Alderin dachte schon das es sein Ende war doch der Bolzen traf nur seine Hand und zerfetzte sie. Schreiend ließ er seine Waffe fallen und wurde sogleich von zwei anderen überwältigt. Die Männer stürmten in das Haus und töteten die Frauen und Kinder bis auf Maria. Sie wurde ans Bett gefesselt, Alderin wurde ins Haus gebracht. Drei Männer hielten ihn fest und einer von ihnen hielt einen Dolch an seinen Hals. Er musste mit ansehen wie Maria die Kleider vom Leib gerissen worden. Er musste mit anhören wie sie schrie, und versuchte sich loszureißen. Doch die Fesseln waren zu fest. So verging sich einer nach dem anderen an ihr. Mit jeder Sekunde liess ihre Gegenwehr nach, bis sie keinen Laut mehr von sich gab. Als den Männern die Lust an ihr verging schnitten sie dem vor Wut und Ohnmacht weinenden Alderin die Kehle durch. Sie nahmen Maria mit. Die Männer redeten kein Wort auf dem Weg .
Die Tierwelt floh sowie die Jagdgesellschaft in der Nähe war. Man hörte keinen Vogel singen, keine Grille zirpen. Man hörte nur von weiten das Rascheln der flüchtenden Tierwelt. So liefen die Männer Tag für Tag ohne Pause. Der Wald veränderte sich, er wurde unwirklicher. Der Boden dunkler, die Vegetation, spärlicher. Bis der Boden schwarz wurde und die Bäume nur noch tote Stümpfe waren.
Dort auf einer Lichtung saß der Eine.
Auf einem hölzenem Thron - völlig regungslos. Sein riesiges Auge schien sie alle zu durchbohren. Einige dunkle Gestalten saßen an einer Tafel und tranken eine rote Flüssigkeit - Maria war sich nicht sicher, ob es Blut oder Wein war. Sie wurde vor den Thron geworfen. Das Auge schien sie zu durchdringen. Endlose Minuten zogen sich dahin bis sie, ohne eine für sie sichtbare Veränderung zurückgezogen wurde. Dann wurde sie entkleidet. Sie wehrte sich nicht, weil sie erkannte, dass es keinen Sinn hatte. Sie hatte die Jäger zu bewirten und diente als Spott- und Lustobjekt. Man fasste sie an, man schlug sie und wenn sie weinte, wurde sie ausgelacht und bestraft. Sehr ausführlich bestraft. Der Eine betrachtete alles mit regloser Miene. Nach einiger Zeit gingen die meisten der Gesellschaft schlafen. Drei von ihnen führten Maria zu einem hölzernen Käfig. Einer der drei kam mit hinein und vergewaltigte sie, die anderen beiden schauten belustigt zu. Als er damit fertig war, ließen sie die gedemütigte Maria weinend zurück. Er ging mit den anderen beiden zu dem Feuer. Sie bewachten das Lager.
Am nächsten Morgen gingen drei Männer auf die Jagd. Maria hingegen musste den Einen waschen und reinigen, stundenlang wusch sie seinen sehnigen Körper mit einem nassen Schwamm und wurde sorgfältig für jede Verfehlung bestraft. Danach musste sie die Krüge und das Geschirr abwaschen, Rüstungen und Schwerter polieren und ähnliche arbeiten verrichten. Dann kamen die drei Männer von heute morgen zurück. Sie hatten zwei Wildschweine, drei Hasen und einen Fasan mitgebracht. Maria war jetzt für das Kochen verantwortlich. Abends war sie Wirtin, Tänzerin und Lustobjekt.
Als wieder der Grossteil der Runde schlief, wurde sie wieder in den Käfig gesperrt. So ging es Tag für Tag. Jahrelang. Andere Sklavinnen kamen und gingen, aber sie schien das Lieblingsobjekt des Einen zu sein. Dann kam der Tag, auf den sie so lange gewartet hatte. Beim Polieren der Waffen bot sich ihr ein unbeobachtetet Moment und sie schaffte es, einen kleinen Dolch in ihren Holzkäfig zu schmuggeln. Ein besonderes Fest war der Anlass. Auf der Tafel lagen die abgetrennten Köpfe irgendwelcher Opfer und das Met floss in Strömen.
Abends, als die Männer wieder schliefen und sie wieder in ihren Käfig sollte griff sie zu dem Dolch und rammte ihn dem ersten bis zum Heft in die Brust. Die anderen beiden, betrunken und ungeschickt, griffen erschrocken davontorkelnd nach ihren Waffen - da durchbohrte Marias Dolch bereits des einen Kehle. Der letzte zog gerade sein Schwert, als sie mit dem Dolch in seinen Bauch stieß. Unbeeindruckt von seiner tiefen Wunde holte er aus. Da rammte sie ihm den Dolch mitten ins Gesicht. Er sank gurgelnd zu Boden. Sie schaute sich um, die schlafenden Männer schienen nichts gehört zu haben. Maria nutzte die Gunst der Stunde und tötete einen der schlafenden Männer nach dem anderen. Als sie vor dem Einen angekommen war, begann sie zu zittern. Reglos und kalt sah sein Auge auf sie herab. Panisch ließ sie den Dolch fallen und rannte davon. Sie rannte und rannte und der tote Wald schien kein Ende zu haben. Nach, wie es ihr vorkam, vielen Stunden wurde der Wald wieder etwas grüner. Sie rannte soweit sie die Beine trugen und endlich fiel sie völlig erschöpft zu Boden und schlief ein. Nach einer Nacht voller fürchterlicher Alpträume erwachte sie an einem prasselnden Feuer in einer kleinen aber gemütlichen Hütte.
Draußen war viel geschäftiges Treiben zu hören. Mühsam rappelte sie sich auf rappelte sich auf um rauszugehen. Sie war in ein Dorf gebracht worden, in ein ganz normales Dorf voller glücklicher Menschen - so einies, wie sie es Jahr und Tag nicht mehr gesehen hatte. Und sie trug Kleidung. Einfache, aus Tuch, aber sie bedeckte ihren Körper. Im Dorf war ein Fest. Eine junge Frau entdeckte Maria und lief auf sie zu.
„Endlich bist Du erwacht! Sei gegrüßt, mein Name ist Aelina." sagte sie. „Kannst Du Dich erinnern, was passiert ist? Drei Tage und drei Nächte schon schläfst Du hier. Wir haben Dich im Wald gefunden, nackt und ausgezehrt!"
Weinend erzählte Maria ihre furchtbare Geschichte.
„Oh nein, wie kann denn so etwas sein?" fagte Aelina entsetzt und nahm Maria in ihre Arme. Tröstend sagte sie „Aber du musst keine Angst mehr haben, hier sind Ferian und zwei seiner Freunde. Du musst wissen das Ferian ein großer Held ist. Und außerdem sind drei starke Seemänner zu besuch. Hier kann die nichts mehr passieren... Du bist völlig sicher. Beruhige Dich." Langsam versickerten Marias Tränen und sie drückte ihren Kopf an Aelinas Busen und die beiden Frauen schwiegen. „Ich habe solche Angst, dass Er mich findet" schluchzte sie. „Das wird er nicht..." flüsterte Aelina und streichelte sanft über ihren Kopf. In diesem Moment hörten sie das Kampfgebrüll der Jagdgesellschaft. Frauen, Kinder und auch einige Männer flohen in die Häuser. Ferian, seine Freunde, die Seemänner und einige andere griffen zu ihren Waffen. Die Jagdgesellschaft, eben jene, die Maria, jeden einzeln, getötet hatte, rannte auf die Verteidiger zu.
Einer der Seemänner schwang seine riesige Streitaxt und rammte sie einem der Angreifer in die Brust. Dieser ließ einen lautes Lachen von sich und spaltete mit seinem
Schwert den Kopf des Thorwalers. Ferian ergriff Schwert und Schild und rannte auf die Jagdgesellschaft zu. Unter den Schreien der Frauen sank er mit einem Bolzen im Kopf zu Boden. Ein Verteidiger nach dem Anderen fiel unter den Schlägen der gewaltigen Übermacht. Dann wandten sie sich zu der ersten Hütte.
Der Mann versuchte mit einem Stuhl seine Familie zu verteidigen. Vergebens, erst starb er, dann töteten sie seine beiden Kinder und schändeten seine Frau. Der Rest von ihnen ging zum nächstem Haus, wo alle abgeschlachtet wurden. Als sie eine weitere Hütte betraten, fanden sie Maria die sich selbst mit einem Schürhaken das Leben genommen hatte, anstatt es wieder in die Hand des Einen zu geben. Die Angreifer töteten einen nach dem anderen. Steckten alle Hütten in Brand. Und nahmen die sich wie eine Furie wehrende Aelina mit.
Auch Aeline diente Monat um Monat der Jagdgesellschaft und dem Einen. Ihre Flucht war besser organisiert, als Marias. Viele der Sklavinnen versuchten mittlerweile zu fliehen, gemeinsam wie auf eigene Faust und jedesmal war es die Jagdgesellschaft, die sie zurückbrachte, tot oder lebendig, aber meistens tot. Die Jagdgesellschaft hingegen schien unbesiegbar. Oft kamen Sklavinnen beim Waffenpolieren auf dumme Ideen und enthaupteten den einen oder anderen Jäger. Einige Stunden später weilte er wieder unter den Lebenden, die betreffende Frau hingegen... schweigen wir lieber davon.
Aelina beschloss es anders zu machen. Sie würde geplant vorgehen. Und wenn sie sie nicht mit dem Schwert töten konnte, so gab es doch sicher eine andere Möglichkeit. Feuer, zum Beispiel. Sie heckte einen gefährlichen Plan aus. Sie würde die Gesellschaft vergiften. Beim Kräutersuchen nahm sie mal für mal eine kleine Menge Schlafmohn mit, so wenig, dass ihre Wächter es nicht sahen. Dann, nach Monaten war es genug. Sie war mit dem Kochen dran. Gerade eben hatte eine andere Lustsklavin versucht, den Einen anzugreifen aber sie erstarrte aus Angst vor seinen Auge. Jetzt hatte Aeline ihre Eingeweide zu kochen und der Gesellschaft zum Essen anzubieten. Im Gedenken an ihre nunmehr tote Leidensgenossin gab sie das Schlafgift hinzu. Nach und nach wirkte es. Als alle schliefen, entzündete sie ein großes Feuer. Innerlich war sie in Gebete an ihre Götter versunken, auf dass dieser Schrecken endlich enden mochte. Als sie die lodernde Fackel in das Auge des Einen stoßen wollte, verließ sie die Kraft dazu - sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie sich trauen würde. Sie hoffte nur, dass es geklappt hatte. Dann rannte sie in die Schatten, die der Schein des Feuers warf.
Ende