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Der Fähnrich

Verfasst: So Okt 09, 2005 12:28 pm
von Blondel
Kreidebleich und starr vor Angst war der Fahnenträger des bedrängten Heeres, als das Licht, des neben ihm eingeschlagenen Blitzes, das Antlitz des langsam vorüberreitenden Reiters preisgab. Doch so wie das Licht verschwand und der Dunkelheit den Raum überließ, verschwand auch der Reiter. Geblieben war dem Fähnrich nur die Angst, die sich nach längerem Grübeln in Hoffnung wandelte. Er erinnerte sich der alten Legenden und Geschichten, die sich das einfache Volk Abend für Abend erzählte, um sich Mut für den neuen Tag zu geben. Er dachte an die Kinder, die beim Zuhören glänzende Augen bekamen und wann immer es möglich war, am Tage die Helden und deren Geschichten nachspielten. Der Fahnenträger selbst hatte einige wenige der alten Helden noch kennenlernen dürfen und der Reiter eben mußte einer von ihnen gewesen sein. Just als er in die Dunkelheit lauschte, um vielleicht ein Geräusch des Reiters vernehmen zu können, gab das Licht eines erneuten Blitzes eine Reiterschar preis, die ein Banner trugen, daß er noch nie vorher gesehen hatte und wie er erneut zu grübeln begann, ließ ihn der Lichtschein eines dritten Blitzes ein ganzes Heer erkennen, ein Heer, daß derart unterschiedliche Fahnen trug, wie er es noch nicht gesehen und bis heuer nie geglaubt hatte, daß so etwas möglich wäre..

Einige Wochen später, nach verlustreichen Abwehrschlachten, gelangte der Fahnenträger in eine vom Feind nicht bedrängte Stadt und begab sich in die Taverne. Dort war ein großes Gewimmel, alles sprach und lärmte durcheinander. Er versuchte beim Wirt Auskunft über den Auflauf zu erlangen, doch jener wies nur mit der Hand in Richtung eines Tisches, der von einer großen Menschentraube umgeben war. Der Fähnrich bahnte sich einen Weg zum Tisch und staunte nicht schlecht, als er einen Ritter in der Kleidung erkannte, die er während des Gewitters bei so vielen gesehen hatte und die ihm noch unbekannt war. Er musterte den noch jungen Ritter und war erstaunt mit welcher Gelassenheit und Ruhe jener all die Fragen beantwortete, die man ihm in hitziger Weise stellte. Die Menschen waren fast hysterisch, doch wer wollte ihnen das aufgrund der andauernden Tyrannei, die sie durch einen unheilvollen Bund gesetzloser Reiche erdulden mussten, verwehren? Seit Jahrzehnten schickte sich ein unheilvolles Bündnis an, die bekannte wie die nicht bekannte Welt zu unterjochen, dabei wandten jene alle Mittel an um ihr Ziel zu erreichen, auch scheute man sich nicht verderbte Mittel anzuwenden.
Und wie der Fähnrich an längst vergangene, für Tamar sichere und gute Zeiten, dachte, öffnete sich leise eine Nebentür zum Schankraum und ein großgewachsener Mann trat ein. Wie die Menschen den Mann sahen, knieten sie augenblicklich nieder und huldigten ihm wie einem Gott. Er gebot ihnen aufzustehen, doch konnte er die Menschen nicht dazu bewegen, sie weinten und huldigten ihm und dann vergangenen Göttern und Herrschern. „Hoch mit euch Gesindel!“ fuhr er sie barsch an. „Was heult ihr und seid selbst schuld an eurem Unglück?! Seid ihr noch immer zu feige euch zu erheben und euren Herrschern den Weg zu weisen? Eure Herrscher, die nicht anders feige sind als ihr, die sabbernd- kriechend dem fauligen Atem der wahren Feinde Tamars folgten, einem Atem, dem auch gewisse Chronisten nachhechelten? Wie dumm ist das Volk, daß es nicht in der Lage ist einfache Zusammenhänge zu verknüpfen? So hätte es erkennen müssen welche Gefahr ihm seit Jahrhunderten drohte und welche Mächte sich bisher dagegenstemmten dies zu verhindern! Wie dumm müssen dann erst die eigentlich gebildeten Herrscher sein! Noch ist Zeit zur Einsicht und Umkehr, lasst die Erkenntnis in eure Herzen und folgt Uns, wenn ihr leben wollt!“ Mit diesen Worten entschwand der Sprecher, doch schlug er nicht die Tür hinter sich zu...
Die Menschen sahen sich verdutzt an, hatte der Sprecher doch wohl wahre Worte gesprochen. Sie blieben diesen Abend noch lange zusamen und langsam reifte in ihnen ein Entschluss, der Mann hatte die Wahrheit gesprochen, also gab s nur einen Weg der zu gehen lohnte, wollte man die Freiheit zurückgewinnen...
Der Fähnrich überließ die Menschen ihren Gedanken und ging langsam durch die noch geöffnete Nebentür zu den hinteren Gängen und Zimmern, in der Hoffnung, den Sprecher noch zu erreichen...

Blondel

Und es war in der Nacht....

Verfasst: Mi Okt 26, 2005 9:07 pm
von Blondel
Und es war in der Nacht,
der Sternenpracht,
da fiel ein ein Weib,
und brachte viel Leid,
Was war denn nur geschehn?

Der Herr schrieb sie an,
und wartete lang,
doch die Antwort nie kam,
sie griff weiter an.
Was war denn nur geschehn?

Schon im Morgenrot,
da hauste der Tod.
Und als die Trauer sehr groß,
zog gewappnet er los.
Was war denn nur geschehn?

Er zog in die Schlacht,
die ihm Ehre viel bracht.
Die Menschen sehr froh,
als sie endlich floh.
Was war denn nur geschehn?

Die Moral vom Gesang
Ist, warte nicht lang.
Bleibt die Antwort Dir aus,
mach dem Feind den Garaus.
Das sollte schnell geschehn.


Blondel

Verfasst: Sa Jan 21, 2006 1:10 am
von Blondel
Auf den Reisen durch Städte und Länder,
in Taverne bei Mägden und Händlern,
auf dem Burgplatz mit Rittern und Damen,
am Richtplatz im Wald wir vernahmen:

Die Wolke so dunkel am Horizont,
verschrecket das Kind, verdunkelt den Mond,
wird der Grausigen Leben wohl nehmen,
den Hohen wird´s schenken das Leben.

Die Botschaft des Rufers verhallet in Nacht,
so mancher der ahnet wird umgebracht,
die Horden des Todes sie eilen,
wollen immer bei uns verweilen.

Und einer der hat´s vorausgesehn,
war edel im Geist, man wollt nicht verstehn,
nun werdet ihr Qualen erleiden,
und ich werde bald von hier reiten.

Doch vorher sei euch eines gesagt,
nach schwerer Nacht folget auch ein Tag,
das Licht wird die Wolken vertreiben
und dann will ich bei euch bleiben...


Blondel

Verfasst: Sa Jan 21, 2006 12:41 pm
von Blondel
Auf meiner langen Wanderszeit,
traf ich verschiedene Wandersleut.
Sie sprachen von hier und der Ferne,
ich lauschte ihnen so gerne.

Und einst bei einer langen Rast,
traf ich auf den eisigen Gast.
Er war der Winter so bitter
und hatte den Pakt mit dem Schnitter.

Streift er allein durch Wald und Flur,
nimmt er vereinzelt das Leben nur,
doch kommt er mit Feuer, Wasser und Wind,
dann lauf um dein Leben geschwind.

Als ich einst durch die Felder striff,
da packte mich Sommers feuriger Griff
und überall tanzten die Flammen,
und nahmen was sie bekamen.

Streift er allein durch Wald und Flur,
nimmt er vereinzelt Leben nur,
doch kommt er mit Wasser, Eis und Wind,
dann lauf um dein Leben geschwind.

Es waren die Bauern bei der Saat.
Das Wasser über die Ufer trat
und hat vieles mit sich genommen.
Es ist manches Leben zeronnen.

Streift er allein durch Wald und Flur,
nimmt er vereinzelt Leben nur,
doch kommt er mit Feuer, Eis und Wind,
dann lauf um dein Leben geschwind.

Auf meinen Wegen im Herbst so spät,
da hat mich der Sturm im Kreise gedreht.
Entwurzelt so manchen großen Baum
und nimmt der Mutter so kleinen Traum.

Streift er allein durch Wald und Flur,
nimmt er vereinzelt Leben nur,
doch kommt er mit Wasser, Eis und dem Feuer,
dann renn um dein Leben das teuer.

Ich habe die wilden Gesellen gesehn,
sind einzeln grausam und dennoch schön.
Wenn sie sich dereinst vereinen,
wird niemand mehr um uns weinen.


Blondel

Verfasst: So Apr 09, 2006 12:26 am
von Blondel
Die Tafelrunde und die Affen


Es war einmal ein mächtig Mann,
der schuf sich eine Tafel,
an der nur einer sitzen kann,
dem nichts fehlt an seiner Waffel.

Und weil der Andrang gar zu groß,
von Rittern an der Tafel,
da schuf der mächtig Mann sich blos,
ne Regel ohne Tadel.

Gar viele nun der Rittersdödel,
die scheuten eine Rittersregel,
und wer dann blieb zu später Stunde,
schuf sich mit die Tafelrunde.

Die Tafelrunde wohl bekannt,
schuf Gutes nur im ganzen Land.
Doch weil Höheren Gutes nicht gelitten,
ist es dann davongeritten.

Gar viele Ritter dieser Tafel,
machten gar nicht lang Geschwafel.
Sie zogen dann gleich hin zum Orden
und sind auch meist dort was geworden.

Heute gibt es keinen Orden,
aber ein paar wilde Horden,
von denen einer gar verblödet,
alte heilig Regel stehlet.

Und wenn die Götter Affen machen,
gibt es immer was zu lachen.
Dem Aff, der sich vergleicht mit Skar,
dem fehlet ganz das Felle gar.

Die Affen wählen den zum König,
der ganz besonders isset dämlich.
Und dieser Affenkönigsflegel,
fand die heilig schöne Regel.

Nun sucht er sich mit viel Trara,
12 willig Affen in die Schar.
Es könnten ihm auch mehr noch sein,
drum hört man ihn allortens schrein.

Der Aff die Wahrheit nicht gern hört,
und sich mächtig stark empört,
wie all die ganze Affenbande,
nun brüllt herum im schönen Lande.

Egal wie laut der Aff nun schreit,
es wissen alle Rittersleut,
die Tafelrundenregel gar,
gehört zum Orden und zu Skar.


Blondel

Verfasst: So Apr 16, 2006 11:34 pm
von Blondel
Die Wahrheit ist ein seltsam Ding.


Es war ein allzuschöner Morgen,
der da brachte Aza Sorgen.
Ein Threepwood voll mit Waffen,
kam Aza’s Reiche ganz begaffen.

Er griff nach Frauen und nach Kindern
und wollte lustig sie wohl pimpern –
Doch der pimernd lustger Aff,
wurde bald hinweggerafft.

Und wie das ist mit solchen Affen,
die das können gar nicht raffen,
schicken vor all ihre Blöden,
um Tamare vollzutröten.

Wieweile nun man fragtet,
zu was das alles tauget.
Will man die Neuen drücken gar,
in die neue Affenschar?

Als Barde habe ich vernommen,
weil, ich bin sehr herumgekommen:
Guridh’s Orden ist nicht mehr,
und Affen sammeln neues Heer?

Und wer sind die Affen nun,
die gar nicht mehre wollen ruhn?
Sind es alte Ordensdödel
oder nordisch Drachenflegel?

Ach mein liebes Alttamar,
was war es noch vor Jahren gar,
eine wonnig schöne Lust,
da ein Sieger darben musst.

Schön ist alles nun gekommen,
sprach altes Weibe ganz benommen
und ist glückselig sehr erfreut,
denn ihr Land, das ist noch heut.

Ich bin hier und ich bin da,
glaube nicht an Nordbundschar,
an den Orden schon ganz wenig
und nicht an den Drachenkönig.

An was soll ich denn nun glauben?
Gar zu niedrig hängen Trauben,
viel zu niedrig um das nicht,
Tamars Volk nun Urteil spricht.

Dummdideldumm...

Der Auftrag

Verfasst: Sa Apr 22, 2006 9:35 pm
von Blondel
Der Schmied von Wiesenthal hielt in seiner Arbeit inne und legte den Schmiedehammer neben dem Amboss ab. Er war unruhig und ging zur offenen Tür um in die Nacht zu sehen. Es war schon seit Stunden dunkel und seine Unruhe wuchs mit jedem Geräusch das nicht von seiner Schmiedearbeit her zeugte.
Er hatte nicht mehr so viel zu tun wie noch vor vielen Monden, auch wenn er die letzten Tage wieder bis in die späte Nacht arbeitete. Seit es keine Ritterschaft mehr im Land gab, sind auch die Aufträge ausgeblieben. Heute arbeitete er nur noch für eine Handvoll Bauern oder Durchreisende, die hin und wieder seine Hilfe benötigten.
Einen Auftrag aber hatte er noch zu erledigen und für ihn arbeitete er Tag und Nacht. Er war froh, denn so konnte er wieder gutes Geld verdienen und seine Familie mit dem Nötigsten versorgen.
Der Schmied sah die dunkle Straßer hinab und seine Gedanken gingen zurück zu jenem Tag, es war im letzten Winter, als eine junge zierliche Frau seine Schmiede betrat und ihm einen größeren Auftrag beschehrte.
Das Gesicht der Frau war von feinen Zügen, ihr schwarzes Haar schimmerte im Schein des Schmiedefeuers stellenweise violett und sie umgab eine aufregende und vor allem mysteriöse Aura, die ihn ganz befangen machte.
Sie wollte gerüstet werden und verlangte nach einem leichten Kettenhemd, das trotz des geringen Gewichtes einen sehr guten Schutz bieten sollte. Außerdem bestellte sie bei ihm einen Helm, einen Schild, eine Streitaxt, eine Lanze und ein Schwert.
Als er an ihr Maß nahm sprach sie Worte zu ihm, die er erst nicht glauben wollte, aber sie deutete ihm das Bündel zu öffnen, daß sie am Eingang der Schmiede niedergelegt hatte.
Er erinnerte sich wie er klopfenden Herzens den Inhalt von den umgeschlagenen Tüchern befreite und wie seine Augen groß wurden als er den Inhalt sah. Er schüttelte erschrocken den Kopf und Tränen der Freude rannen über sein arbeitsverschmutztes Gesicht.
Viele Gedanken waren in ihm, er sah die junge Frau, das offene Bündel, Bilder vergangener Tage durchschossen seinen Kopf und er kniete nieder und gelobte der Frau die ewige Treue. Er weinte als sie ihm gebot sich zu erheben und ihn umarmte. Das ganze erlebte Elend der letzten Jahre brach aus ihm heraus, stellvertretend für die leidenden Völker. Sie aber hielt ihn in ihren Armen, den großen kräftigen Mann und ihre tröstenden Worte gaben ihm Hoffnung.

Seitdem ist es nur wenige Stunden am Tag wirklich still in der Schmiede, die Hammerschläge hallen Tag für Tag die Straße den Berg hinunter zum Dorf.
Der Schmied konnte nichts in der Dunkelheit erkennen und begab sich wieder an die Arbeit. Als er das Eisen in das Feuer legte und den Blasebalg betätigte, näherte sich ein zierlicher Schatten der Schmiede.

Bild

Verfasst: Mo Apr 24, 2006 12:30 am
von Blondel
Harold hatte kaum die Arbeit wieder aufgenommen, als eine in eine Mönchskutte gehüllte Gestalt die Schmiede betrat und zum Schmiedefeuer schritt. Krachend ließ Harlold den Hammer auf das glühende Eisen fahren, wieder und immer wieder, dabei drehte er das Eisen und wild tanzten die aufgeworfenen Funken durch den Raum. „Tretet zur Seite Mönchlein, sonst versengt es Euch die Kutte.“ :sprach Harold und legte das Eisen zurück ins Feuer.
„Dann wäre es von Gott gewollt und nichts wäre daran zu ändern. Draussen ist es sehr kalt, der Herbst sendet seine Vorboten und ich wollt mich ein wenig wärmen.“ Harold warf dem Mönch einen verächtlichen Blick zu und begann erneut das glühende Eisen zu bearbeiten: „Von mir aus wärmt Euch aber versucht nicht mich zu beschwatzen. Was dem Pfaffen nicht gelang wird Euch gleich gar nicht gelingen.“ Harold formte mit dem Hammer das Eisen. „ Was ist dem Pfaff wiederfahren werter Schmied?“ Harold grinste und legte das Werkzeug zur Seite. „ Der Dorfpfaff interessierte sich ein wenig zu stark für meinen Glauben, und so ich ließ ihn mit dem Schmiedehammer daran teilhaben. Er hat sich seither hier nicht mehr sehen lassen.“: Harold schlug noch kräftiger auf das Eisen ein, daß die Funken die Kutte des Mönchs versengt hätten, wäre er nicht mit einem kleinen Aufschrei zur Seite gesprungen. „Das Missionieren überlasse ich den Mönchen und Priestern.“ Mit diesen Worten schlug der vermeintliche Mönch seine Kapuze zurück und langes schwarzes Haar quoll hervor. Die rehbraunen Augen der zierlichen Frauengestalt sahen schelmisch zu Harold auf, der fast sein Werkzeug hätte fallen lassen, als er erkannte wer sich in der Mönchskutte befand. „Vergebt mir Herrin, ich bin unwürdig Euch anzusprechen...“ bevor er weitersprechen konnte fiel ihm die Besucherin ins Wort und gebot ihm zu schweigen. „Harold, wenn Ihr meinen Auftrag beendet habt, werde ich einen Ritter senden der Euch dabei helfen wird die erste Aufgabe zu beenden. Harold versprach alles so zu erledigen wie man es von ihm erwartete: „Wenn Ihr über Nacht mein Gast sein wollt, will Euch meine Frau ein Lager bereiten und bis morgen wird die Arbeit an Eurer Bestellung beendet sein.“ Die junge Frau willigte ein und begab sich in die inneren Räume der Schmiede.

Verfasst: Sa Mai 06, 2006 8:00 pm
von Blondel
Hanna, die Frau des Schmiedes klopfte leise an die Tür der Schlafenden, die ihr gestattete einzutreten. Zaghaft betrat Hanna die kleine Kammer, verneigte sich vor der Lady und stellte eine kleine Waschschüssel auf den alten Holztisch. Danach ging sie ans Fenster und öffnete die Läden, die sie an der Außenwand einhing. Als sie andeutete die Besucherin entkleiden zu wollen, um sie waschen zu können, wurde sie mit freundlichem Lächeln der Lady nach draußen geschickt. Kaum war Hanna verschwunden trat die Lady an das Fenster und sog die frische Landluft ein. Es roch nach Laub und Herbstwiese. Sie sah die Straße hinunter zum Dorf und konnte dahinter zum Horizont hin die Türme der Kathedrale von der alten Landeshauptstadt erkennen. Vor Jahren war sie oftmals zu Gast in der Stadt, denn sie durfte ihren Vater manchmal bei seinen Reisen begleiten und stets war sie fasziniert vom Treiben in den Gassen und auf dem Markt. Nicht immer nahm sie an den Gesprächsrunden des Vaters teil und in solchen Fällen begab sie sich zur großen Kathedrale im Zentrum der Stadt und dann saß sie am liebsten auf einem Brunnenrand vor dem gewaltigen Gotteshaus und sah den aufgeregten Tauben zu, wie sie versuchten an Futter zu gelangen. Einmal ging sie traumverloren über den Gottesplatz und bemerkte den heranreitenden Ritter nicht. Hätte das Pferd nicht gescheut und den Ritter abgeworfen wäre es sicher ihr Ende gewesen aber so kam alles wie es Gott befohlen war.
Das Glockenläuten vom Dorf riss sie aus ihren Gedanken.

Harold hatte gute Arbeit geleistet, das Kettenhemd trug sich leicht und bot guten Schutz im Kampf. Die Waffen lagen ausbalanciert in der Hand der zierlichen Lady und der Schild schützte ihren Oberkörper. Im Hinterhof der Schmiede testete sie die unterschiedlichen Waffen an drehbaren Holzfiguren und gefüllten Sandsäcken. Sie war zufrieden und dankte dem Schmied.
Als Hanna den Hof betrat führte sie einen schwarzen Hengst am Zügel. Sie hatte das verletzte herrenlose Pferd vor einigen Wochen eingefangen und geheilt. Der Sattler des Dorfes hatte es sich nicht nehmen lassen Zaumzeug, Sattel und Taschen zu fertigen. Das alles sollte die junge Frau haben. Die Lady bedankte sich und umarmte das Ehepaar.
Nach Anbruch der Nacht verließ eine gerüstete zierliche Gestalt die Schmiede in Richtung der Stadt...

Verfasst: So Mai 07, 2006 10:53 pm
von Blondel
Die Lady hatte die alte Hauptstadt des Reiches vor wenigen Stunden erreicht. Sie trug wieder die alte Mönchskutte um nicht aufzufallen. Durch die Stadttore gelangte sie mühelos, denn es gab keine Wachen mehr seit die Ritterschaft nicht mehr war und die kleinen Bengel, die sich ihr in den Weg stellten, hatte sie mit ihrem schweren Stock vertreiben können.
Sie ritt langsam durch das Handwerkerviertel, das im Vergleich zu vergangenen Jahren viel zu ruhig schien. Ausgemergelte Kinder schlichen durch die engen Gassen und erbettelten sich ein wenig Brot vom angeblichen Mönch. Die eingefallenen Gesichter der Kleinen ließen die Augen hervortreten und sie erschienen dadurch sehr viel größer als bei gesunden Kindern. Die Lady reichte ihnen was sie entbehren konnte und gab zur Nahrung auch ein wenig Gold dazu. Doch sie musste achtgeben nicht vom Pferd gerissen zu werden und so gab sie ihm weinend die Sporen um sich von der größer und unkontrollierter werdenden Kinderschar loßreissen zu können. Das Pferd kam erst auf dem Hof der riesigen Kathedrale zum Stehen. Dort machte die Lady es an einem Baum fest und setzte sich dann auf den alten Brunnen, wo sie schon als Kind immer gern gesessen hatte.
Ein paar Tauben ließen sich zu ihren Füßen nieder und warteten wohl, daß ihnen ein paar Brotkrumen zugeteilt werden würden. Als nichts dergleichen geschah flatterten sie an andere Stellen des Hofes und die Lady war allein. Sie war viel zu sehr in Gedanken als daß sie die Schritte hätte hören können, die sich ihr näherten. Erst als sich ein großer Schatten über sie legte fuhr sie erschrocken herum, dabei fiel ihr der Stock aus der Hand. „Ihr wäret in Gefahr gewesen, wenn ein anderer Euch hier überrascht hätte, meine kleine Freundin.“ Sie hörte diese ihr vertraute Stimme und fiel dem Mann erleichtert in die Arme. Es war der Ritter, der vor einigen Jahren unsanft ihre Bekanntschaft machte, genau hier auf dem Platz vor der Kathedrale. „Ihr müsst lernen vorsichtiger zu sein, auch wenn Ihr von Gott auserwählt wurdet, bedeutet das nicht, daß Ihr unverwundbar seid.“ Der Ritter hielt die zierliche Gestalt fest im Arm, die ihm unter Tränen das gerade Erlebte aus dem Handwerkerviertel schilderte. „Es ist keine gute Zeit aber es ist eine Zeit der Hoffnung. Ihr seid die Hoffnung. Lasst uns zu einem alten Bekannten gehen, er erwartet uns bereits...“


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Verfasst: Mo Mai 08, 2006 10:38 pm
von Blondel
Zwei Gestalten wie sie unterschiedlicher hätten nicht sein können schlichen durch die Wasserstraße, die durch alte, schiefe Fachwerkhäuser begrenzt wurde. Voran ging die großgewachsene, in einen Mantel gehüllte Gestalt, ihm folgte eine weit kleinere und sicher auch schmächtigere Person in Mönchskleidung. Hin und wieder blieben sie stehen um zu sehen ob ihnen auch keiner folgte. Am Ende der Straße bogen sie ein in die Färbergasse, die zur Sauinsel führte. Vor Jahren noch hielt man dort regelmäßig den Schweinemarkt ab und von aller Herren Länder trafen sich die Bauern um zu handeln und Informationen auszutauschen. Nicht nur Schweine wurden feil geboten, Hühner gackerten in ihren Käfigen, Schaafe blökten an ihren Pflöcken und Rinder wechselten den Besitzer. Die Sauinsel bot jährlich den größten Tiermarkt im Land und in der Stadt wimmelte es nur von fremden Händlern und Bauern.
Vor einiger Zeit trieb es auch den großgewachsenen Ritter in die Stadt, um für die Seinen die besten Tiere zu erwerben. Er war auf seinem Weg von einem Priester aufgehalten worden, der ihm wichtige Nachricht brachte, die ihn veranlasste einen Umweg zu nehmen, damit er einen besonderen Geistlichen sprechen konnte. Interessante Erkenntnisse wurden ihm durch den Geistlichen zuteil und deshalb nahm er den resultierenden Zeitverzug gern in Kauf, doch gab er dem Pferd die Sporen als er wieder Richtung Hauptstadt ritt. Als er über den Gottesplatz vor der Kathedrale ritt, sah er das kleine Mädchen mit den weit aufgerissenen, rehbraunen Augen viel zu spät um noch reagieren zu können. Er versuchte noch sein Pferd am Zügel herumzureißen, aber es scheute und er wurde abgeworfen. An den Flug erinnerte er sich, er sah wie die bunten Bleiglasfenster der Kathedrale an ihm vorbeischwebten und er sah die Tauben wild um ihn auffliegen. Wie sich das kleine Mädchen schluchzend über ihn beugte sah er nicht mehr.
Als die beiden Gestalten die Sauinsel schon erkennen konnten, öffnete sich am seltsamsten Haus der Stadt die Tür zur Straße und eine Hand gab ihnen das Zeichen einzutreten...
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Verfasst: Di Mai 09, 2006 11:30 pm
von Blondel
Die Lady und der Ritter schritten die Stufen hinunter und betraten den geräumigen Kellerraum in den sie von Danser geführt wurden. Es roch unangenehm nach Schwefel und Ammoniak. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer, stabiler Tisch aus Eichenholz auf dem eine Apparatur aufgebaut war, die aus verschiedenen Glaskolben und Glasröhrchen bestand. Ein kleiner Feuerkessel beheizte einen Kolben, der eine gelbliche Flüssigkeit barg und gelbgrüne Dämpfe stiegen darin auf, die sich über kleine Verbindungsröhrchen zu einem weiteren Kolben schlängelten. Der Dampf durchquerte die Verbindungsröhrchen nicht, er bildete auf dem Weg zum zweiten Kolben grüne Tropfen, die durch abgewinkelte Glasröhrchen dem Kolben zugeführt wurden. Das schien Danser zu verzücken. Er rannte ohne seine Besucher zu beachten mehrmals um den Tisch. Dabei blieb er immer wieder stehen und beobachtete in gebückter Haltung die chemischen Vorgänge.
Während sich der Ritter gemeinsam mit Danser um die Apparatur kümmerte, sah sich die Lady im Keller um. Das Gewölbe war stark, es würde dem Beschuss durch Trebuchets eine Weile standhalten. Die Bevölkerung erzählte sich von einer sagenhaften Festung, die einst hier gestanden haben soll und wenn es der Wahrheit entsprach gehörte das Gewölbe sicher einst dazu. Es befanden sich außer dem Eichentisch mit der Apparatur viele Regale im Zimmer, die mit Töpfen, Gläsern und Schälchen gefüllt waren. Die Lady öffnete ein Glas das leer schien und wurde vom Geruch des austretenden Gases fast ohnmächtig. Der Hustenreiz aber war stärker als die Ohnmacht. Danser und der Ritter eilten zur Lady und brachten sie nach oben in den Innenhof des Gebäudes. Danser verschwand gleich wieder und kehrte mit einem ungewöhnlichen Glas zurück: „Stellt ein kleines Licht in den Halter und schließt das Glas. Ihr werdet nun auch im Nebel euer Ziel finden...“

Ein paar Tage später erreichten die Lady und der Ritter den alten Hafen. Der Ritter verabschiedete sich und zog weiter nach Norden, während die Lady die Hafentaverne betrat um einen Kapitän zu finden, der sie an das gewünschte Ziel bringen würde.

Verfasst: Mi Mai 17, 2006 7:39 pm
von Blondel
Sie mussten sich ganz nah an der Küste befinden, denn am späten Nachmittag hatten sie kreischende Möwen gesichtet, die um das Handelsschiff kreisten. Da zeigte sich das Wetter noch von seiner besten Seite, aber nach dem Mittag schlug es unerwartet um. Die Möwen zogen sich zurück und der Wind ließ völlig nach. Die eingetretene Windstille und die Ruhe auf dem Meer waren unheimlich. Von der Ferne kündigte ein dumpfes Grollen die Katatstrophe an.

Die Menschen im Unterdeck hatten sich mit Seilen an den Masten und allem festgemacht was sich nicht bewegen konnte. Der Schiff ächzte im Spiel der meterhohen Wellen und das Knirschen des Holzes verbreitete den gleichen Schrecken bei den Passagieren und Matrosen, wie der tosende Lärm den die über das Schiff rollenden Brecher verursachten. Draußen schien es als hätten sich die Schlunde zur Unterwelt geöffnet, als wolle die Welt in einem einzigen Getöse untergehen. Erschöpfte Matrosen torkelten die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter und ließen sich wortlos in die freiwerdenden Hängematten fallen, um sich ein wenig zu erholen. Andere Matrosen eilten hinauf an Deck und stellten sich dem ungleichen Kampf zwischen Mensch und Natur.

Ein schweres knirschendes Geräusch und das Brechen der Schiffsplanken ließen die Lady aus dem Schlaf schrecken. Alles lärmte durcheinander und ihr wurde bewusst, daß etwas Schlimmes geschehen sein musste. Sie griff nach ihrem kleinen Bündel und schnürte es an ihrem Gürtel fest. Eine Hand packte sie und sie wurde nach oben an Deck geführt. Der Sturm peitschte den Regen in ihr Gesicht. Die Lady konnte kaum etwas erkennen. Es war dunkle Nacht, nur die zuckenden Blitze am Himmel spendeten ihr kurzes Licht. Schreckliche Angst suchte sie heim und bevor sie noch etwas denken konnte, wurde sie von fremden Händen ins Meer gestoßen.
Hart schlug sie auf dem Wasser auf und sank nach unten. Sie war eine gute Schwimmerin und es gelang ihr wieder an die Oberfläche zu kommen. Eine überschlagende Welle drückte sie wieder nach unten, sie geriet in einen Strudel und verlor dabei ihre Kleider. In ihrem Kopf dröhnte es, die Luft wurde knapp und nur mit letzter Anstrengung gelangte sie wieder an die Wasseroberfläche. Doch sie wurde immer wieder unter Wasser gedrückt und hätte sie nicht irgendwann nach einem zufällig vorübertreibenden, großen Holzbalken langen können, hätte sie ihr junges Leben vor einer Küste irgendwo im Süden ausgehaucht. Doch das Schicksal wollte es anders.

Sie wusste nicht wie lange sie völlig erschöpft am Strand gelegen hatte. Viele Stunden musste sie geschlafen haben. Die heiße Mittagssonne hatte ihrem zarten Körper schon recht arg zugesetzt und der unangenehme Schmerz des Sonnenbrandes weckte sie.
Der Sand war übersät mit Strandgut gesunkener Schiffe, meist nur noch Holzreste. Unter einem größeren Stück Holz lugte grüner Stoff hervor. Die Lady griff sich den Stoff und wand ihn notdürftig um ihren Leib. Sie musste schnell verschwinden, denn es war üblich, daß sich die Küstenbewohner dieser Gegend über die Überlebenden von Schiffsunglücken hermachten und ihnen verbliebenes Hab und Leben nahmen. Keinen Augenblick zu früh erreichte sie eine kleine höhergelegene Felshöhle, denn schon erschienen die ersten Küstenbewohner am Strand um ihn nach Brauchbarem abzusuchen. Hin und wieder hallte der Schrei eines Erschlagenen zu ihr hinauf und ließ sie erschaudern. Vorsichtig trat sie an den Eingang der Höhle und sah hinunter zum Strand. Es bot sich ihr das Bild, wie es an vielen Küsten üblich war. Männer, Weiber und Kinder durchsuchten den Strand, schnitten Schiffbrüchigen die Kehle durch oder erschlugen sie. Wenn sie etwas nutzbares gefunden hatten, dann tanzten sie wie kleine Kinder und schrien dazu.
Erschrocken fuhr die Lady herum, als neben ihr ein Bündel aufschlug, das man von weiter oben zu ihr herabgeworfen hatte. Wenig später wurde eine Strickleiter zu ihr herabgelassen. Sie zog sich an und versuchte zu erkennen wer über ihr am Vorsprung stand, aber sie wurde von der Sonne geblendet. Kaum daß sie auf der Leiter stand, wurde sie nach oben gezogen. "Ihr habt viel Glück.";:lachte sie ein junger ihr bekannter Ritter an. Neben ihm stand ein stattlicher Krieger, er musste ein Bewohner dieses Landes sein...

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Verfasst: Fr Mai 19, 2006 9:04 pm
von Blondel
Nach einigen Stunden gelangte die Lady mit ihren Begleitern in eine gut ausgebaute Stadt. Sie hatte den sagenumwobenen Süden erreicht und ihr Schicksal wollte es, daß sie nicht das gleiche Ende ereilte wie all die anderen, mit ihr Gestrandeten. Sie war auf die lange gesuchten Freunde getroffen, die ihr helfen würden die erste Aufgabe ihrer Mission zu beenden. Harold hatte im Norden sicher bereits alles vorbereitet und erwartete ihr Zeichen.
Die Stadt gehörte zum Besitz des einheimischen Begleiters. Dicke Mauern mit ihren Wehrgängen und Türmen boten der Stadt ausreichenden Schutz gegen fremde Eindringlinge. Dieses Land war wild und Heimat verschiedener Völker, die der Schmelztiegel der Geschichte zusammengeführt hatte. Nur wenigen wird es gelingen sich zu behaupten. Die meisten werden ins Dunkel der Zeit zurücktreten, andere werden mit ihren Nachbarstämmen zu neuen Völkern verschmelzen und wenigen von ihnen ist es vorherbestimmt zu überleben. Die Zeit befand sich im Umbruch.
Als sie im Zentrum der Stadt eintrafen, schien es als hätte sich dort die halbe Stadtbevölkerung versammelt. Wo in anderen Städten Kirchen oder Kathedralen standenen, befand sich stattdessen ein Kultbau wie sie ihn noch nicht gesehen hatte. Er bestand aus einer großen runden Halle mit einer überdimensionalen Kuppel. Die Außenwände waren mit unterschiedlichen Halbreliefs bestückt, die von den Taten des Landesherrschers zeugten. Fackeln aller Größen beleuchteten den Tempel, der so wild und eigentümlich schien wie die Menschen, die vor ihm ekstatisch zu schnellen, kräftigen Rhythmen tanzten, die von mehreren Schamanen mit ihren Instrumenten und kehligen Gesängen erzeugt wurden.
Die Lady und ihre Begleiter ließen sich an einem Tisch vor einer Taverne des Tempelplatzes nieder und ließen sich Getränke und Speisen bringen. Immerfort ließ sie ihre Blicke zu den sonderbaren Menschen schweifen und wann immer ihr Blick den jungen Ritter traf, dachte sie an ihre ferne Heimat.

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Verfasst: Sa Mai 20, 2006 11:16 pm
von Blondel
Die Lady tanzte ausgelassen mit dem jungen Ritter, dessen Augen ihr trotz der rings um sie herrschenden Lebensfreude sorgenvoll schienen und als sie ganz im Freudentaumel versunken war, wurde ihr Tanz jäh von einem Boten unterbrochen, der keine gute Nachricht brachte. Der Blick des jungen Ritters senkte sich gen Boden und er eilte mit der Lady zurück an den Tisch, an dem der einheimische Begleiter tafelte. Das Treiben um sie herum schien plötzlich an Bedeutung verloren zu haben, denn sie sprachen lange Zeit miteinander ohne sich für das Fest zu interessieren. Als sich das Fest am frühen Morgen dem Ende neigte saßen sie noch immer zusammen und redeten miteinander. Der Einheimische legte seine Hand auf die Schulter des jungen Ritters und schien ihn aufmuntern zu wollen. Der Ritter dankte ihm und verabschiedete sich dann von seinen Freunden. Wenig später saßen nur noch die Lady und ihr kräftiger Lebensretter am Festplatz.
„Ich werde ihn zu Harold schicken.“ sagte sie leise und ihre Gedanken gingen wieder zurück zu dem ihr damals unbekannten Ritter, der ihr nach dem unsanften Aufeinandertreffen ein guter Freund geworden ist. All ihre Hoffnung lag nun auf ihm. Er konnte diesen wichtigen Teil ihrer Mission erfüllen. Der verbliebene Begleiter versprach ihr den Ritter zu benachrichtigen und führte sie wenig später zur Unterkunft, die seine Dienerschaft hatte für die Lady herrichten lassen.

Ihr Schlaf war unruhig, durchs geöffnete Fenster drang der Duft des Sommers zu ihr und die leichten Vorhänge bewegten sich mit dem Wind, der von der Küste her ins Landesinnere wehte.
Die Lady glaubte zu fühlen wie eine Hand sie berührte und sie die Augen öffnete. Sie erkannte ihren langjährigen Freund. Er saß an ihrem Bett und neben ihm ein ihr unbekannter Mann. Beide hielten ihre Hände und sprachen keine Worte. Klarere Gedanken als in diesem Moment hatte sie nie. Es schien als durchströme sie alles Wissen dieser Welt. Sie fühlte sich frei.
Draussen hatte zu regnen begonnen und die eindringende, abgekühlte Luft weckte sie. Die Erinnerung an ihren Traum setzte schlagartig ein, der Puls erhöhte sich und sie war wach. Nachdem sie ein Öllämpchen entzündet hatte, stieg sie aus dem Bett und hätte fast aufgeschrien als ihr Blick auf das Fell vor ihrem Bett fiel. Auf dem Fell lag halb eingesunken eine Kette mit Anhänger, ganz wie es der ihr unbekannte Mann aus ihrem Traum getragen hatte...




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