1. Kapitel
'Es ist und bleibt schon eine eigenartige Welt, dieses Tamar...', Thoralf von der Erpf stand
regungslos in einer Kemenate der Residenz zu Erphesfurt und betrachtete sein Antlitz in einem
blank polierten Stahlspiegel. Die Gelehrten der Akademie schrieben das Jahr 453 nach der Herrschaft
Arbanors des Großen und mochte man dem Kalender der eifrigen Bauern drunten in den Auen Glauben
schenken, so waren seit der Ankunft des Volkes in Kasperien bereits fast achzig Jahre vergangen.
Thoralf musterte sich aufmerksam und fuhr mit der Hand über den Kinnbart. Nur ein paar silbrige
Strähnen zogen sich durch Bart und Haupthaar, keine Gicht und kein sonstiges Übel schien ihn zu plagen.
Er straffte sich, prüfte den Sitz des Lederharnisches, gürtete Runnewehr zu seiner Linken und
begab sich in den Heroldssaal wo Ammon Trunneborg mit seinen Gehilfen wie immer über den
Stammbäumen der großen Häuser Tamars und unzähligen Kupferstichen derer Wappen grübelten.
"Ammon, ich muß in wichtiger Angelegenheit ausreiten. Die Reise führt in den hohen Nordosten.
Bring mir eine Karte, so ich doch allein reiten werde, um kein Aufsehen zu erregen."
Ammon sah seinen Herrn einen Augenblick lang besorgt an, doch faßte er sich gleich wieder.
Er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, die Handlungen des Sohnes seines einstigen Herrn
nicht mehr in Frage zu stellen. Hatte er doch dieses Volk vieler Völker zu eigenem Land und
bescheidenem Wohlstand geführt. So kramte er in den hohen Holzregalen umher, bis er den gesuchten
Folianten entdeckte. Vorsichtig hüllte er die Kartenzeichnung in einen Lederumschlag und wandte sich
Thoralf zu: "Der Weg wird beschwerlich sein, mein Herr. Der Kasperische Wald ist dicht und sehr
unwegsam. Wie lange, denkt Ihr, werdet Ihr fort sein?" - "Sorg' dich nicht Ammon, ich werde auf dem
Weg an die Nordküste in Grûnehaven rasten und unserem Freund Haffax von Westwall einen Besuch abstatten."
Thoralf verstaute die Lederhülle unter seinem Harnisch und legte Ammon den Arm auf die Schulter:
"Die Depeschen für den Kampf im Süden liegen in meiner Kammer bereit, und das mir hier alles
beisammen bleibt!"
Dann setzte er sich den Spangenhelm auf und eilte zu den Stallungen.
"Heimdall wache Euren Weg!" rief Ammon ihm nach. Thoralf erwiderte: "Und Thyrr über unsere Mannen im Streite"
Thoralf durchschritt auf seinem Roß die Furt der Erpf nach Osten wo der riesige Wald den Horizont bildete.
Am Rand des Steygerwaldes machte Thoralf halt und sprang ab. Am noch frischen Hügelgrab seines
Oheims Eckewarth hielt Thoralf inne und gedachte einen Herzschlag lang dem treuen Heermeister und Bruder
seines Vaters Albrecht.
Gefallen an der Seite seiner Getreuen im Kampf gegen die Landsknechte des selbstgekrönten Kaisers Bruno Guother,
der in das Reich unseres Eidgenossen einfiel. Thoralf fiel auf die Knie: "Dort bist du in Wallhall, bei
meinem Vater. Euer Tod war nicht vergebens. Hari Gasti Theiwa"
Sodann erhob er sich wieder und ritt in den Wald hinein nach Nordosten.
Viele Tage führte Thoralfs Weg durch dichtes Unterholz und enge Pfade, sodaß er zu Fuß ging um
sein Roß zu schonen. Bald fühlte er sich wie damals in den heimischen Wäldern Thüringens als er
mit Eckewarth auf Wanderung war.
Unweit der Ufer des Grûnehavener Sees an einer Lichtung wurde Thoralf einer Reisegesellschaft
gewahr, welche auf gerade jener Lichte eine Rast hielt. Zügig ritt er fürbass, um zu sehen wer
den da solch schmackhafte Wildschweinsuppe im Kessel über dem Lagerfeuer kochte.
Alsbald schlich sich ein vergnügtes Lächeln in Thoralfs Gesichtszüge, denn er erkannte die
Reichsbanner Westwalls mit dem silbernen Hahn.
"Mein Freund Haffax, so reitet Ihr gen Süden zu Euren Recken ?" -
"Ganz recht alter Freund. Bei Grûnemoose stehen Merlins Reitereien und bedrängen unser Reich
von Süden her. Habt Ihr unsere Botschaft erhalten, Thoralf ?" - "Gewiss und ich gab Order, daß zehn
Schwadronen Euer Hinterland beschützen und bei der Belagerung zu Hilfe eilen sollen.
Das erste Gotenheer ist schon seit Beginn des Streites in den Südlanden. Allein ichselbst kann noch
nicht gleich zu Euch eilen, da mich unaufschiebbares nach der Waterkant im Norden führt.
Nach Bjergesund." Thoralfs Augen begannen zu leuchten. Er beugte sich zu Haffax und flüsterte ihm
einige kurze Worte ins Ohr. Darauf fing Haffax an, zu lachen und gab seinem Eidsbruder einen
herben Schlag auf die Schultern. "Na, dann seht zu, daß Ihr keine Zeit verliert mein Freund.
Ich werde Euch einen meiner Waidmannen als Geleit nach Grûnehaven mitgeben, wo Ihr eine Rast in
meiner Burg nehmen könnt!"
Am darauf folgenden Morgen trennte sich die kleine Gesellschaft mit besten Wünschen für
die lange Reise, die einjeder noch vor sich hatte. Haffax begab sich nun mit seinem Gefolge
zurück auf die Heerstraße nach Süden für die Freiheit Kasperiens und Thoralf nach Nordosten,
um seiner Zukunft ins Antlitz zu sehen.

Die Ankunft des Erben
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