Seite 1 von 1

Der Verrat von Cormac

Verfasst: Sa Aug 20, 2005 3:51 pm
von Cormac
Gegenwart Winter 463:
Sterne glitzerten am nächtlichen Firmament und leuchtete über die Gassen von Gorantia. Hier und da zogen Nebelschwaden durch die verwinkelten Straßen der Stadt.
Eine schlanke Gestalt stand am Turmfenster und sein Blick wanderte über die Stadt zu den Hügeln und Wäldern hinüber, die Gorantia umringten.

Ich musterte den dunklen Saum des Waldes und ich glaubte dort die dunklen Schatten, die im Dunkeln leben, zu erkennen.
Mein Kopf schmerzte, als ich wieder gegen diese Stimme ankämpfte, nach der ich mich verzehrte, wenn ich sie nicht hörte und hasste, wenn sie mit mir sprach, so wie jetzt – denn dann verhieß sie wieder Tod und Verrat.
Aber was ich auch unternahm, ich war von ihr abhängig, obwohl ich schon lange wusste, das sie mich ins Verderben riß – bald - so oder so!
Diese Stimme, die tief in mir wisperte und raunte und mir schreckliche Geheimnisse erzählte, die ich nicht hören wollte und doch hören musste. Ich musste ihr gehorchen, aber es gelang mir vor allem in der letzten Zeit, das ich wider gegen sie handeln konnte, wenn ich mich frei fühlte und ich beichtete alles was mit mir geschah.
Nun wird derjenige das Schreiben wohl lesen und ich hoffe dann, das dieser handelt - zum Schutz Ronaniens auch wenn es mein Verderben bedeutet.
Ich beugte mich vor und erkannte weit unter mir im blakenden Schein der Straßenlaternen eine Handvoll Soldaten, die Ronanien noch verblieben war. Sie eilten der Stadtmauer entgegen, in Erwartung eines baldigen Angriffs.
Obwohl ich es nicht wollte, mußte ich lächeln. Aber war es die Verzweiflung, oder die Vorfreude, den bald, bald kam die Zeit – ihre Zeit, als ich aus der Ferne über den östlichen Hügeln von Gorantia das leise dumpfe Schlagen orkscher Trommeln hörte und gleichzeitig im Hintergrund die schweren Marschtritte verstummten und die Tür zu meinem Thronsaal geöffnet wurde.

10 Jahre zuvor:
Ich, Cormac – Edelmann von Ronanien, ritt wie so oft durch die dunklen Wälder, das westlich von Gorantia lag. Wie so oft folgte ich den Weg, der zur westlichen Küste führte.
Auch wenn die Sonne am höchsten stand, war dieser Weg immer dämmrig, und schon immer spürte man hier etwas seltsames – eine diffuse Gefahr und ob man wollte oder nicht - man hatte das unbehagliche Gefühl, als ob aus fernster Vergangenheit etwas nach hier griff.
Das Unerklärliche war auch, das diese Ahnung von Gefahr von Ritt zu Ritt immer stärker wurde – aber heute war es so stark, so stark wie nie zuvor.
Unwillig schüttelte ich den Kopf und versuchte diese uralte Ahnung zu verdrängen – hätte ich es doch nicht gemacht, dann wäre vielleicht alles anders gekommen.
Aber so, nahm alles seinen Lauf, wie es vielleicht bestimmt war.
Talar schnaubte und verharrte. Ich strich ihm über den Hals und versuchte ihn zu beruhigen. Aber zum erstenmal wollte er nicht gehorchen.
Er stieg auf und wieherte und plötzlich verharrte er still. Gleichzeitig wurde es jäh kühler und auch die Helligkeit des Tages nahm noch mehr ab und neben mir wurde eine dunkle Gestalt sichtbar.
Ich riß mein Schwert aus der Scheide und schlug zu. Voller Entsetzen bemerkte ich, das die scharfe Schneide des Schwertes zwar durch die Gestalt fuhr, aber es war so, als würde ich mit einem Nebel kämpfen.
Ein leises Lachen ertönte und ich hörte eine dumpfe Stimme:
"Sieh mich an.“
Ich wollte, aber ich konnte nicht seiner Stimme zu widerstehen und so folgte ich seinem Befehl und stürzte zu Boden.
Ich stürzte in die flammende Schwärze seiner Augen – und fühlte unendlichen Schmerz in jeder Faser meines Körpers. Brennendes Öl toste durch meine Adern und ich schrie und schrie vor Schmerzen. Ich fühlte mich ausgesogen, ausgebrannt und völlig leer.
Endlich war es vorbei – behaglich fühlte ich mich und ich wunschlos glücklich. Ich spürte Kraft und jugendliche Frische durch meine Adern rinnen und fühlte mich so wohl wie lange vorher nicht mehr. Ich versuchte mich aufzurichten und nahm die Gestalt wahr, die einige Schritte vor mir stand – schwebte? Und ich hörte diese Stimme.
„Gehorche mir und Du wirst lange leben – gehorche mir nicht – wirst Du Schmerzen erleiden, die Du vordem niemals kanntest. Aber wie Du auch entscheiden mögest, Du gehörst jetzt mir und wirst alles tun, was ich verlange.“
Die Gestalt musterte mich und sprach weiter:
„Du kannst nicht entkommen – wie die wir die Schatten in der Dunkelheit sind – wir sind immer – in jedem Schatten und beobachten und lauern - auf dich. Hast du verstanden?“
Ich nickte und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
Die Gestalt lachte:
„Du kannst nichts gegen uns unternehmen – nimm dein Schwert und versuche mich zu töten.
Versuche nur zum Schein auf die Befehle die ich dir geben werde, einzugehen – wir sehen dich – immerzu – und wenn Du im hellsten Licht auch stehen magst – überall sind Schatten – und da sind wir auch.“
Wieder nickte ich und spürte, wie er mich zu seinem Sklaven machen wollte, aber ich wehrte mich, noch!
Die Gestalt lachte und sprach weiter:
"Wir leben auch in den dunkelsten Geheimnissen deiner Selbst, in den dunklen Seiten deiner Seele.“
„Was wollt ihr und warum ich?“ brachte ich würgend hervor.
„Das geht dich zwar nichts an, aber ich erzähle es dir trotzdem. Denn wir wollen, das du leidest - für immer - was wir wollen – ist Krieg, Streit und Hader. Warum du und Ronanien, fragst du dich - nun Ronanien und du ihr seid verwoben. Wir wissen, Ronanien ist ein kleines, armes Land – wir hätten gerne ein mächtigeres Reich übernommen – aber auch wir müssen uns Gesetzen beugen. Aber Du und dein Land seid momentan von euren magischen Astralzaubern entblösst und wir haben lange genug gewartet. Wir, die wir schon immer hier gewesen sind, haben sehr lange gewartet bis die Konstallationen der Sterne so steht, wie sie nun steht und nun - gehorche!“
Das letzte Wort brüllte er heraus und mir war, als würde die Welt untergehn – Voller Schmerz krümmte ich mich zusammen und ich wußte – ich musste ihnen gehorchen.
Für mich waren es Äonen und doch nur 10 Jahre lang.

Gegenwart:
So handelte so, wie sie es wollten und wünschten. Ich ließ die Orks in Ruhe und suchte Streit mit anderen Lords. Nur in Augenblicken, in denen ich sie nicht gewahr wurde, handelte ich so, das Ronanien niemals die Macht hatte, andere Reiche anzugreifen, auch wenn wir damit Gefahr liefen uns nicht verteidigen zu können, falls wir angegriffen werden sollten. Aber mehr konnte ich nicht tun - ich war fast willenlos - aber immer in ihrer Gewalt.
In letzter Zeit aber wurde ich von den Schatten in Ruhe gelassen, auch wenn ich mich nach der Stimme sehnte, die ich hasste und doch so sehr brauchte – es schien ob sich die Konstallationen und so die Astralzauber des Firnaments wieder Ronanien schützten –
Ich höre Schritte – schwere Marschschritte die Treppe hochkommen – hat meine zweite Maßnahme gewirkt – werde ich nun abgelöst?
Ich hoffe es sehr – denn dann wäre Ronanien außer Gefahr, wenn ich verhaftet und ohne Macht mehr bin und ich selbst sterben werde. Aber besser ist der Tod, wenn es denn einer ist, als lebend immer ein Sklave der Schatten zu sein.

Auszüge der Aufzeichnung von Cormac - Verräter des ronanischen Reiches

Tarius - Schreiber am Hofe des ronanischen Reiches

Verfasst: Mo Aug 22, 2005 10:10 pm
von Cormac
Sommer 464

Über dem Anger von Gorantia lag feiner Morgennebel, als sich der große Platz langsam mit Menschen füllte.
Über den westlichen Horizont stieg langsam das große Auge aus der Tiefe hervor.
Der Tag versprach schön und warm zu werden, das im Widerspruch stand, was hier bald geschehen wird.
Immer wieder blickten sie zu dem großen wuchtigen Turm hinüber, in dessen Innern sich der Kerker verbarg.
Zu dieser Zeit beherbergte er außer einigen Verbrechern auch eine im ganzen Reich bekannte Gestalt.
Es war Cormac der Verräter und heute sollte auf dem Anger sein Urteil verkündet werden.

Ein Tag zuvor:
Ein schwerbewaffneter Reitertrupp, geschützt durch weiße Rüstungen, verließ langsam die Kaserne und ritt langsam über den Anger, der in der Nähe stehenden Kirche zu, aus denen einige Priester kamen und sie erwarteten. Überall blakten Fackeln, den die Morgendämmerung war noch weit. Sie sprachen mit dem Hauptmann der schwarzen und warteten auf ihr Reliquie, den ihr Aufgabe war schwer und gefährlich.
Ein junger Klosterjunge trat heraus und hob eine Stange empor, auf deren Spitze ein kopfgroßer Kristall gesteckt war.
Obwohl es Nacht war, gleißte der Kristall in einem hellen warmen Licht und verbreitete ringsum sanfte Helligkeit – kein Schatten war zu sehen und allen kam es so vor, als wären sie durchsichtig – denn keiner von ihnen warf Schatten.
Es war das wichtigste Utensil des Mithansglaubens – eine Träne, die ihr Gott vor namenlosen Zeiten vergoss.
Weitere Pferde wurden gebracht und bald darauf setzte sich die Schar in Bewegung.
Nur wenige sahen, als sie in die dunkle westliche Straße ritten, die zur Westküste führte.
Hauptmann Erik, raunte dem Priester, der neben ihm ritt zu: „Ist das wirklich nötig? Du weißt, hinter den östlichen Bergen hausen die Orks und verheeren Unser Land!“
Der Priester nickte: „Erik, du hast recht, aber was kannst du mit Deinen wenigen Männer gegen sie unternehmen – nichts – ihr würdet nur sinnlos euer Leben vergeuden. Dies hier ist wichtiger – wir fanden heraus, wo die Schatten aus dem Dunkel kamen und diesen Zugang müssen wir verschließen, so das niemals wieder die Gräuel aus fernster Vergangenheit diese Welt mit ihrem Odem vergiften können.“
Erik nickte, er wusste, wie sie es erfahren hatten, durch stunden-tagelange Dauer von Cormac – der vollends nun in den Bann der Schatten geraten war.
Jeder Ronanier wusste von den Schatten, schon seit vielen Zeiten wurden sie von den Schatten verfolgt, immer hatten diese die Hoffnung jemanden zu finden – ihn knechten und in ihren Dienst zu zwingen.
Jeder Ronanier wusste aber auch, was er zu tun hatte, wenn er dies bemerkte und das war einer der schlimmsten Verbrechen die Cormac beging, als er dies nicht tat.
Der Hohepriester zügelte sein Pferd und blickte konzentriert in das Dickicht, das links neben der Straße wuchs.
Er nickte und alle wußten, von dort kam das Verderben.
Die Krieger stiegen von ihren Pferden und schlugen eine Schneise. Meterweit ging es durch das Dickicht – bis ein Soldat rief:
„Seht!“
Hinter dem Dickicht ragte ein dunkles – uraltes und doch sah es aus wie neu, Gemäuer in den Himmel.
Vorsichtig näherten sie sich dem Gemäuer, es war ein Turm, von ihnen noch nie mit leiblichen Augen gesehen und doch wohlbekannt aus vielen Legenden.
Sie umrundeten den Turm und suchten nach dem Eingang.
„Ihr werdet keinen finden.“ rief eine sonore Stimme. Der Hohepriester kam zu ihnen und erklärte: „Schatten brauchen keine Tür, wie wir sie kennen – seht selbst.“
Er hob eine Hand und aus seinem Mund drangen seltsame Sätze in einer unmenschlichen Sprache. Seine Stimme wurde lauter, eiskalter Luftzug strich über ihre Gesichter – die Bäume ächzten und weit unter ihnen grollte es kurz und plötzlich erhob sich vor ihnen ein flirrendes schwarzes Feld, in dem es wallte und wogte.
Der Hohepriester wankte, während er mit leichenblasser Hautfarbe stöhnte: „Beeilt Euch!“
Er sah niemand an, aber zwei Priester kamen vor und führten den Jungen mit. Er senkte den Kristall, es kam dem Feld immer näher, berührte es und verschwand jählings.
Was nun geschah, wusste niemand mehr – sie hörten nur lautes Brüllen und Kreischen, sie vernahmen Geräusche, ähnlich denen, wenn Schwerter Fleisch und Knochen zerteilen. Aber sie hörten noch anderes – unbeschreibliches. Etwas, was niemals ein Mensch, noch sonst ein Wesen, hören sollte.
Etwas packte sie und riss sie mit unbeschreiblicher Wucht nach hinten.
Dann war es vorbei – sie konnten nur noch sehen und hören, wie etwas an dem Gemäuer nagte und riss, wie das uralte Gemäuer in seine Einzelteile barst, zu Staub gemahlen wurde und schließlich helles Licht aufflammte und den Staub verbrannte.
Der Hohepriester blickte sich um und fragte:
„Haben Wir Verluste?
Erik schüttelte den Kopf und erkundigte sich:
„Was war das?
„Der Hohepriester lächelte und winkte den Jungen mit der Reliquie zu sich her: „Das ist der ewige Kampf des reinen Lichtes gegen die dunkelste Schwärze – aber das Licht wird immer siegen, wenn die Menschen und alle anderen Wesen an das Gute glauben.
Aber nun reiten Wir zurück.“
Der Hohepriester blickte sich um, mittlerweile war es Mittag, den sie Sonne brannte heiß vom Himmel, aber zum ersten Mal, seit langer Zeit, war es hier hell und rein. Nur die Schatten der Bäume bewegten sich, als ein aufkommender sanfter Wind mit den Ästen und Blättern spielte.
Irgendwo hörten sie das Zwitschern von Vögeln.

Langsam öffnete sich die schwere Kerkertür. In Dreierreihen kamen Soldaten heraus – in ihrer Mitte, gefesselt an schweren Holzblöcken, die er auf seinen Schultern tragen musste, taumelte Cormac – er konnte nur kleine Schritte machen, da schwere Ketten an seinen blutenden Füssen gebunden war.
Kinder die bei dem Schauspiel zugegen waren, wurden die Augen zugehalten, bevor sie die ganze Schwere der Folterungen sehen mussten.
Als sie die Mitte des Angers erreichten, trat der oberste Richter des ronanischen Reiches vor. Er blickte auf den Gefolterten, der zu Boden blickte, während sein Blut die Erde tränkte.
Er entrollte ein großes Blatt Pergament und rief: “So sind Wir heute zusammengekommen – ihn, dessen Namen nun niemals wieder zu rufen ist, zu richten – der große Schuld auf sich geladen hat.“
Er blickte kurz in die Runde und fuhr fort: „Er wagte es und hat gegen den ronanischen Glauben verstoßen.
Er verließ das Licht, denunzierte es und wandte sich der Schwärze zu.
Er gehorchte nicht den Ehrengesetzen von Ronanien, die da heißen, bevor man an Ronanien Treuebruch begeht, sollte man sich selbst den Dolch in den Leib stoßen. Er hat Ronanier und andere Wesen beleidigt – auch dies ist eines Ronanier nicht würdig.
Heimtückisch hat Er Ronanien in die Falle der Schatten gelockt.
Auch wenn er vieles nicht aus freien Willen machte, besteht immer noch der Verrat an den Ehrengesetzen.
Er hat einen Ihm Vertrauten einen Brief geschrieben, sich damit selbst angeklagt. Sein schlechtes Gewissen, vielleicht auch der Rest Seiner reinen Seele, hat ihm dazu verholfen.
Dies allein ist als strafmildernd zu werten.
So wird Er nicht per Folterung vom Leben zum Tode befördert, sondern es wird Ihm ein schneller Tod zuteil werden.
Das Urteil wird sofort vollstreckt. Hat Er noch einen Wunsch?“
Der Totgeweihte nickte und ein Schreiber ging zu ihm, schrieb es auf und kehrte zurück und überreichte es Leifir.
Der Richter blickte in die Menge und rief: „Und nun beginnt!“
Ein dumpfer Schlag war zu hören, etwas knackte und etwas fiel Boden.

Auszüge aus dem Gerichtsbuch und Militärberichten von Ronanien