Kunde vom Tod der Freifrau Veridian, Ritterin der Tafelrunde
Verfasst: Do Mai 20, 2004 1:26 am
Winter 352 nach Abanor:
Die letzten Strahlen der Sonne tauchten die Schneelandschaft der kleinen Insel in Zwielicht. Im Bette lag die gebrechlich wirkende Frau, von deren einstiger Schönheit noch immer ihre ebenmäßigen Züge kündeten. Das lange offene Haar fiel über die Kissen, weißer noch als der Schnee vor dem Fenster. Die einstige Herrscherin über Parmenien und Arundel, Herrin der Städte Tintajol, Kanoel, Caerleon, Vegetia, Tribalesen, Gamarke, Develin, Lunders und Karidol lag im Sterbebette. Auf einem Tisch neben ihr stand trotz der frostigen Jahreszeit eine Vase voller wunderbarer Rosen, vor dem Bette aber standen ihre Vertrauten, die von ihr Abschied nahmen...
"Auch wenn das Klima Tamars so manchen ein schier unendliches Leben schenken mag," begann mit leiser Stimme die Freifrau zu sprechen, "ein jedes Leben geht einmal zu Ende. Doch nicht ob ein Leben lang war ist wichtig, sondern ob es erfüllt war. Meines war erfüllt, geboren vor 120 Jahren - zur gleichen Zeit, wie Tintajol als kleines Dorf gegründet wurde - übernahm ich bald von meinem Vormund die Regierungsgeschäfte des aufblühenden Parmenien. Dem edlen Satai Skar folgte ich an seine ritterliche Tafelrunde, dem liebenswerten Armand Guother folgte ich in die Ehe. Zwei wunderbaren Kindern schenkte ich das Leben und wenn es auch weniger schöne Momente in meinem Leben gab, so zählen in dieser Stunde nur noch die schönen und derer gab es viel...Meine Zeit ist vorbei, ich trage nur noch Hoffnung, mich bald an der Seite des zweiten Kaisers Satai Skar und dessen Tafelrunde wiederzufinden..."
Die Augen der alten Dame wurden glasig und sie schien in Gedanken versunken zu sein. doch bald hatte sie sich wieder gefangen...
"Edler Kuno, wie könnte ich dir nur für all die Hilfe für meinen Sohn und meine Tochter danken. Den wahren Freund erkennt man in der Not, du hast dich dessen so oft bewährt. Viel hast du erreicht und ein jedes steht dir zu. So magst du Vorbild allen sein: wahren Adel erkennt man nicht am Stammbaum!"
Veridian wandte sich zu Merlin, ihrem älteren Bruder und ihr Antlitz begann zu strahlen: "Ach Merlin, Du bist mir treuer Helfer, teurer Berater zu allen Zeiten gewesen. Ich will nicht anfangen zu fragen, was und wo ich ohne dich sei - es wär zu wenig, um davon zu künden. Gesegnet ist ein jeder, der solchen Bruder sein eigen nennen darf! Dein Sohn Kyril möge den Edelmut Deiner Gattin Cailleau und Deine Hochherzigkeit vereinen - er wird unserem Geschlecht keine Schande machen... Ebenso wie Gawril." sagte sie zu dem aufrecht blickenden jungen Mann, der neben seinem Vater Tankred stand.
"Aus deinen Zügen spricht die Kühnheit deines Vaters und die Anmut deiner elfischen Mutter. Wir kennen uns kaum, doch ich bin dankbar, meinen Enkel hier noch einmal sehen zu dürfen..." sprach sie, sich heimlich eine Träne aus dem Auge wischend. "Gesegnet seiest du, mein Enkel Gawril! Tankred und Merlin, der du dich so um seine Erziehung bemühest, habt auf ihn Acht...
Ach mein Sohn Tankred, war dein Lebensweg nicht gradlinig, so ist er doch nie vergebens. Das beste an einem Fehler ist, dass man daraus lernt. Wichtig ist allein, dass du deinen Weg gefunden hast, ihn würdig beschreitest und zufrieden bist - möge Guridh dir beistehen! Ich bin trotz allem doch auch stolz auf dich, wie eine Mutter nur stolz auf ihren Sohn sein kann..."
Man reichte der sterbenden Frau, welcher jedes Wort Anstrengung bedeutete, klares Wasser. Davon erfrischt nickte sie ihrer Tochter Rajana zu. Diese umfasste die Hand ihrer Mutter: "Ach Mutter, wie sehr muss ich dich enttäuscht haben - dein großes Reich zerfiel unter meiner Hand, weder einen Enkel kann ich dir in den Arm legen, noch einen Ehemann an meiner Seite dir vorstellen..." ihre Stimme versagte und mit tränenfeuchten Augen küsste sie die Hand der Mutter. "Aber Rajana, wie könnte ich enttäuscht sein - du übernahmst das Reich zu schwerer Stunde. Du warst noch zu unerfahren, um es vor einer Rebellion zu bewahren. Doch jedem Verlust liegt eine neue Chance inne. Du hast sie genutzt und bist nun Herrin eines Weihrauch produzierenden Volkes. Das Reich erblüht neu und besser denn zuvor. Dank gebührt dir sowie deinem Bruder Tankred, wie auch Kuno und deinem Onkel Merlin, welche Parmenien in stürmischer Zeit wieder befriedeten und bis zu deinem Zurückholen die Ländereien trefflich verwalteten. So das Schicksal es will, wirst auch du einen Gatten und Kinder haben - mag deine Freundschaft zu dem edlen Kuno nicht solche Früchte tragen, wie ihr euch beide es wohl lange gedacht - der Ruf deines Herzens soll sie nicht entzweien; der dem du es statt Kuno zugeneigt, hat mein Wohlwollen."
Mit zuversichtlichem Lächeln erhob sich Rajana, um ihrem Vater Platz zu machen.
"Armand Guother" ein Strahlen erschien auf dem vom Alter gezeichneten Gesicht, "Armand, du mein ein und alles - Liebe verspricht nichts und hält aber dafür alles! Tausendmal danken möcht ich dir und es wär doch nicht genug für all die schöne Zeit mit dir..." Tränen der Freude netzten die welken Wangen. "Deine Stärke war mein Halt. Dein Halt war meine Kraft. Deine Kraft war mein Antrieb. Dein Antrieb war meine Zuversicht. Deine Zuversicht war meine Hoffnung. Deine Hoffnung war meine Hoffnung. Dein Herz war mein Herz. Dein Leben war mein Leben. Deine Liebe ist meine Liebe...
Ich weiß, dass du dich längst schon mehr den weltlichen Dingen der Herrschaft als deinen Rosen widmest. Pflanz die rosen auf mein Grab - du hast das beste in ihnen und in mir hervorgebracht - und widme dich der großen Aufgabe, die deiner bedarf. Ich gebe dich frei" fügte sie schmunzelnd hinzu. "Das Volk, deine Verbündeten rufen nach dir und du nach der großen Aufgabe, die du still und heimlich eingeläutet hast. Du wirst ein gerechter Kaiser sein. Es wäre unrecht, Deine Qualitäten hier auf dem Altenteil brachliegen zu lassen, du bist noch rüstig und dein Verstand klar wie ehedem. Von deiner Erfahrung und Weisheit kann Tamar nur profitieren. Alt sein ist ein herrlich ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt. So gehe denn hin und vollende deine Bestimmung!"
Längst schon war es dunkel über dem Land, das Kerzenlicht erleuchtete flackernd die Gesellschaft am Sterbebette. Der Atem Veridians wurde schwacher. Ein letztes mal öffneten sich ihre Lippen und fasst unhörbar murmelte sie mit dem Blick schon weit fort von hier:
"Der Horizont .... empfängt die Sonne - ich .... sehe..."
Die letzten Strahlen der Sonne tauchten die Schneelandschaft der kleinen Insel in Zwielicht. Im Bette lag die gebrechlich wirkende Frau, von deren einstiger Schönheit noch immer ihre ebenmäßigen Züge kündeten. Das lange offene Haar fiel über die Kissen, weißer noch als der Schnee vor dem Fenster. Die einstige Herrscherin über Parmenien und Arundel, Herrin der Städte Tintajol, Kanoel, Caerleon, Vegetia, Tribalesen, Gamarke, Develin, Lunders und Karidol lag im Sterbebette. Auf einem Tisch neben ihr stand trotz der frostigen Jahreszeit eine Vase voller wunderbarer Rosen, vor dem Bette aber standen ihre Vertrauten, die von ihr Abschied nahmen...
"Auch wenn das Klima Tamars so manchen ein schier unendliches Leben schenken mag," begann mit leiser Stimme die Freifrau zu sprechen, "ein jedes Leben geht einmal zu Ende. Doch nicht ob ein Leben lang war ist wichtig, sondern ob es erfüllt war. Meines war erfüllt, geboren vor 120 Jahren - zur gleichen Zeit, wie Tintajol als kleines Dorf gegründet wurde - übernahm ich bald von meinem Vormund die Regierungsgeschäfte des aufblühenden Parmenien. Dem edlen Satai Skar folgte ich an seine ritterliche Tafelrunde, dem liebenswerten Armand Guother folgte ich in die Ehe. Zwei wunderbaren Kindern schenkte ich das Leben und wenn es auch weniger schöne Momente in meinem Leben gab, so zählen in dieser Stunde nur noch die schönen und derer gab es viel...Meine Zeit ist vorbei, ich trage nur noch Hoffnung, mich bald an der Seite des zweiten Kaisers Satai Skar und dessen Tafelrunde wiederzufinden..."
Die Augen der alten Dame wurden glasig und sie schien in Gedanken versunken zu sein. doch bald hatte sie sich wieder gefangen...
"Edler Kuno, wie könnte ich dir nur für all die Hilfe für meinen Sohn und meine Tochter danken. Den wahren Freund erkennt man in der Not, du hast dich dessen so oft bewährt. Viel hast du erreicht und ein jedes steht dir zu. So magst du Vorbild allen sein: wahren Adel erkennt man nicht am Stammbaum!"
Veridian wandte sich zu Merlin, ihrem älteren Bruder und ihr Antlitz begann zu strahlen: "Ach Merlin, Du bist mir treuer Helfer, teurer Berater zu allen Zeiten gewesen. Ich will nicht anfangen zu fragen, was und wo ich ohne dich sei - es wär zu wenig, um davon zu künden. Gesegnet ist ein jeder, der solchen Bruder sein eigen nennen darf! Dein Sohn Kyril möge den Edelmut Deiner Gattin Cailleau und Deine Hochherzigkeit vereinen - er wird unserem Geschlecht keine Schande machen... Ebenso wie Gawril." sagte sie zu dem aufrecht blickenden jungen Mann, der neben seinem Vater Tankred stand.
"Aus deinen Zügen spricht die Kühnheit deines Vaters und die Anmut deiner elfischen Mutter. Wir kennen uns kaum, doch ich bin dankbar, meinen Enkel hier noch einmal sehen zu dürfen..." sprach sie, sich heimlich eine Träne aus dem Auge wischend. "Gesegnet seiest du, mein Enkel Gawril! Tankred und Merlin, der du dich so um seine Erziehung bemühest, habt auf ihn Acht...
Ach mein Sohn Tankred, war dein Lebensweg nicht gradlinig, so ist er doch nie vergebens. Das beste an einem Fehler ist, dass man daraus lernt. Wichtig ist allein, dass du deinen Weg gefunden hast, ihn würdig beschreitest und zufrieden bist - möge Guridh dir beistehen! Ich bin trotz allem doch auch stolz auf dich, wie eine Mutter nur stolz auf ihren Sohn sein kann..."
Man reichte der sterbenden Frau, welcher jedes Wort Anstrengung bedeutete, klares Wasser. Davon erfrischt nickte sie ihrer Tochter Rajana zu. Diese umfasste die Hand ihrer Mutter: "Ach Mutter, wie sehr muss ich dich enttäuscht haben - dein großes Reich zerfiel unter meiner Hand, weder einen Enkel kann ich dir in den Arm legen, noch einen Ehemann an meiner Seite dir vorstellen..." ihre Stimme versagte und mit tränenfeuchten Augen küsste sie die Hand der Mutter. "Aber Rajana, wie könnte ich enttäuscht sein - du übernahmst das Reich zu schwerer Stunde. Du warst noch zu unerfahren, um es vor einer Rebellion zu bewahren. Doch jedem Verlust liegt eine neue Chance inne. Du hast sie genutzt und bist nun Herrin eines Weihrauch produzierenden Volkes. Das Reich erblüht neu und besser denn zuvor. Dank gebührt dir sowie deinem Bruder Tankred, wie auch Kuno und deinem Onkel Merlin, welche Parmenien in stürmischer Zeit wieder befriedeten und bis zu deinem Zurückholen die Ländereien trefflich verwalteten. So das Schicksal es will, wirst auch du einen Gatten und Kinder haben - mag deine Freundschaft zu dem edlen Kuno nicht solche Früchte tragen, wie ihr euch beide es wohl lange gedacht - der Ruf deines Herzens soll sie nicht entzweien; der dem du es statt Kuno zugeneigt, hat mein Wohlwollen."
Mit zuversichtlichem Lächeln erhob sich Rajana, um ihrem Vater Platz zu machen.
"Armand Guother" ein Strahlen erschien auf dem vom Alter gezeichneten Gesicht, "Armand, du mein ein und alles - Liebe verspricht nichts und hält aber dafür alles! Tausendmal danken möcht ich dir und es wär doch nicht genug für all die schöne Zeit mit dir..." Tränen der Freude netzten die welken Wangen. "Deine Stärke war mein Halt. Dein Halt war meine Kraft. Deine Kraft war mein Antrieb. Dein Antrieb war meine Zuversicht. Deine Zuversicht war meine Hoffnung. Deine Hoffnung war meine Hoffnung. Dein Herz war mein Herz. Dein Leben war mein Leben. Deine Liebe ist meine Liebe...
Ich weiß, dass du dich längst schon mehr den weltlichen Dingen der Herrschaft als deinen Rosen widmest. Pflanz die rosen auf mein Grab - du hast das beste in ihnen und in mir hervorgebracht - und widme dich der großen Aufgabe, die deiner bedarf. Ich gebe dich frei" fügte sie schmunzelnd hinzu. "Das Volk, deine Verbündeten rufen nach dir und du nach der großen Aufgabe, die du still und heimlich eingeläutet hast. Du wirst ein gerechter Kaiser sein. Es wäre unrecht, Deine Qualitäten hier auf dem Altenteil brachliegen zu lassen, du bist noch rüstig und dein Verstand klar wie ehedem. Von deiner Erfahrung und Weisheit kann Tamar nur profitieren. Alt sein ist ein herrlich ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt. So gehe denn hin und vollende deine Bestimmung!"
Längst schon war es dunkel über dem Land, das Kerzenlicht erleuchtete flackernd die Gesellschaft am Sterbebette. Der Atem Veridians wurde schwacher. Ein letztes mal öffneten sich ihre Lippen und fasst unhörbar murmelte sie mit dem Blick schon weit fort von hier:
"Der Horizont .... empfängt die Sonne - ich .... sehe..."