Langsam senkte sich der Abend über das Land. Die ersten Fenster der kleinen Stadt wurden vom Schein der Petroleumlampen und Kerzen erleuchtet, und es kehrte eine friedliche Ruhe ein. Der Marktplatz lag still in der Abenddämmerung, nachdem die letzten Händler ihre Stände abgebaut hatten.
Kaum jemand beachtete den Alten, der sein kleines Gespann über den Platz lenkte. Vorbei an den hellerleuchteten Fenstern der Taverne führte sein Weg. Ein Lächeln huschte über sein von Falten zerfurchtes Gesicht, als er das Namensschild über der Tür erkannte. "Al's Eichenfaß" stand dort geschrieben.
Seine Gedanken schweiften weit zurück in die Vergangenheit, als die Mauern dieser Taverne noch jede Nacht vom Gelächter und Lärm der vielen Gäste erbebten. Wie viele Geschichten nahmen hier ihren Anfang und wie viele endeten hier. Jetzt war es meist recht still im Schankraum. Nur wenige Gäste kamen noch hierher. Das hatte vermutlich auch damit zu tun, daß er so lange nicht hiergewesen war. Aber ihn hatten immer wieder neue Hinweise und Spuren in die Ferne gelockt. Viele Jahre lang war er auf der Suche nach weiteren Schriften aus der Zeit vor Arbanors Tod. Die Entdeckung der Schriften, die einen ausführlichen Bericht über das Leben und den Tod des legendären Königs geliefert hatten, hatte nicht dazu geführt, daß er ruhiger wurde. Ganz im Gegenteil war er überzeugter denn je, daß es noch mehr solcher Zeugnisse der alten Zeit geben müsse.
Seine Reisen hatten ihn weit geführt. Immer weiter nach Osten war er vorgedrungen, in die Weiten des Kontinents Elerion. Dort glaubte er zu finden, was er im Westen in vielen Reisen über die dortigen Inseln nicht entdecken konnte. Irgendwann aber war die Zeit gekommen, wieder nach Hause zurückzukehren. Müde von den vielen Reisen wurde ihm klar, daß er seine eigentliche Aufgabe sträflich vernachlässigt hatte. Er war zum Bewahrer der Geschichte Tamars bestimmt worden, zum Chronisten in dieser Welt und es war Zeit, sich dieser Aufgabe zu stellen.
Mit diesen Gedanken im Kopf hatte er die Taverne passiert und gelangte nun ans Ziel seiner Reise. Ein kleines Häuschen stand hier, beschattet von jahrhundertealten Bäumen und mit einem kleinen Gärtchen davor. Als der Alte das Licht hinter den Fenstern im unteren Teil des Hauses bemerkte, hellte sich seine Miene auf. Da war der Junge doch tatsächlich noch immer bei der Arbeit zu so später Stunde, wie ein emsig hin und her huschender Schatten verriet.
Der alte Mann stieg von seinem Karren und begab sich zum Eingang des Hauses. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür und trat ein. Ein junger Bursche, kaum 15 Lenze zählend, drehte sich um und wollte mit barschen Worten den vermeintlich unhöflichen Eindringling zurechtweisen. Dann aber fiel sein Blick auf das Gesicht des Alten und er erkannte seinen Lehrmeister.
"Wie schön, Euch zu sehen, Meister. Ich hatte Euch nicht vor Morgen erwartet."
"Sei mir gegrüßt, Sigurd. Die alte Miranda hatte es wohl ziemlich eilig, endlich wieder in ihren Stall zu kommen." erwiderte Pergalb.
"Wie mir scheint, hast du während meiner Abwesenheit deine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit erledigt. Alles sauber und ordentlich und sogar am Abend noch fleißig am Schriften sortieren. Das lob ich mir."
"Oh...äh...Danke, Meister" kam die etwas zögerliche Antwort des Lehrlings. Er war solches Lob offenbar nicht gewöhnt. "Wie wäre es mit einem Tee, Meister?"
"Hör mit dem ständigen Meister auf. Wie oft hab ich Dir das schon gesagt. Außerdem steht mir der Sinn nicht nach Tee. Ich habe viel zu lange das gute Klosterbräu vermißt, also sei so gut und hole mir einen Krug davon....Es ist doch hoffentlich welches im Haus?"
"Selbstverständlich, Mei....ich meine, Herr Pergalb" und schon eilte der Bursche, um den Wunsch seines Lehrers zu erfüllen.
Wenige Minuten später hatten sich die beiden so unterschiedlichen Menschen an einen Tisch in der kleinen Wohnstube des Hauses gesetzt und Sigurd erzählte von den Vorkommnissen der letzten Zeit. Er war solche Besuche gewohnt. Pergalb verschwand meist schon nach wenigen Tagen wieder, immer auf der Suche nach Schriften und Zeugnissen der alten Zeit.
Dann kam Sigurd dazu, dem alten Chronisten von den neuen Chronikeinträgen zu berichten, welche in den letzten Jahren von Pater Richeleau angefertigt und veröffentlicht wurden.
"Mir scheint, der werte Pater ist Euch ein würdiger Nachfolger" meinte Sigurd.
Pergalb nickte gedankenversunken vor sich hin und seine Gedanken schweiften noch einmal über die letzten Jahre voller Unrast und ständiger Suche hinweg. Dann antwortete er: "Das mag wohl sein, aber ich habe beschlossen, die Suche ruhen zu lassen. Ich bin nicht mehr der Jüngste und auch wenn ich mein Lebensende noch lange nicht kommen sehe, so scheint es mir Zeit, etwas Ruhe und Frieden zu finden. Ich will endlich wieder das tun, was schon alle meine Vorgänger vor mir taten und was eines Tages du, mein Junge, an meiner Statt tun sollst. Ich möchte wieder selbst Chronikeinträge verfassen und den Lauf der Dinge von hier beobachten. Vielleicht ein gelegentlicher Besuch in der Taverne oder in der Stadt, aber ansonsten wird die alte Miranda nun ihre letzten Jahre hinten auf der Wiese und im Stall verbringen dürfen. Die Zeit des Reisens ist für mich vorbei."
Mit diesen Worten setzte sich Pergalb an sein Schreibpult, nicht ohne wohlwollend zu bemerken, daß kein Staubkorn das glatte Holz verunzierte:"Als Erstes sollte ich wohl dem Pater einige Zeilen schreiben und ihm für seine hervorragende Arbeit danken. Ich hoffe, er ist mir nicht böse, wenn ich nun wieder tue, wofür ich ausgewählt wurde."

Die Rückkehr
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Die Rückkehr
Pergalb, Betreiber der Zentraltaverne und offizieller Chronist Tamars
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Werter Pergalb,
auch ich möchte nicht versäumen euch meine Freude mitzuteilen, daß ihr wieder zur Schreibfeder greift und die Chroniken von Tamar zu verfassen.
Lasen und lesen wir diese doch immer gern, wenn sie von euer Hand verfasst.
Es grüßt euch freundlichst
auch ich möchte nicht versäumen euch meine Freude mitzuteilen, daß ihr wieder zur Schreibfeder greift und die Chroniken von Tamar zu verfassen.
Lasen und lesen wir diese doch immer gern, wenn sie von euer Hand verfasst.
Es grüßt euch freundlichst
Viele Grüße
Weiterhin noch viel Erfolg und natürlich Spaß in Tales of Tamar.
Kate
(Support-Engel)

Weiterhin noch viel Erfolg und natürlich Spaß in Tales of Tamar.
Kate
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