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Es war einmal in einer weit, weit entfernten Welt nameTamar

Verfasst: So Mär 04, 2007 1:24 pm
von nachtfalke
….. der eiskalte Wind einer ungemütlichen und regnerischen Herbstnacht stürmt gegen die Mauern der Taverne. Drinnen sitzen die Dorfbewohner, weitgereiste Händler und Kauffahrer, Soldaten und auch einige Ladies und Lords vor dem gemütlichen Kaminfeuer und lassen sich warme oder wärmende Getränke bringen. Die Stimmung ist gemäßigt, da es schon reichlich spät ist.
Doch niemand möchte die warme und geborgene Schankstube verlassen und durch Regen und Kälte zu laufen. Die Art von Regen, der einen nach einigen Schritten nass bis auf die Knochen macht….

… Da erscheint zu dieser späten Stunde ein weiterer Gast. Er tropft von oben bis unten. Nachdem er seinen dicken Reiseumhang abgelegt hat, kommt eine Leier zum Vorschein…. Ein Barde…

Ein freudiges Gemurmel geht durch die Stube…verstummt aber jäh, als der Neuankömmling das Regenwasser aus dem Instrument tropfen lässt.
Auf dieser Leier wird er bestimmt vorerst keine fröhlichen Lieder mehr spielen.

Der Fremde bemerkt die enttäuschten Blicke der Anwesenden, wendet sich ihnen zu und sagt mit einer äußerst melodiösen und wohlklingenden Stimme:


"Werte Leute dieser gastlichen Taverne, ich darf mich vorstellen: ich werde Lythande genannt und ihr braucht nicht enttäuscht zu sein. Wenn ich mich kurz aufwärmen und trocknen darf, werde ich versuchen euch mit einer kleinen Geschichte die Zeit zu vertreiben.“

Daraufhin geht er zum Kamin, stellt sich davor und reibt sich die Hände über dem wärmenden Feuer.

Nach einer kurzen Weile, bringt die Schankmaid einen Krug dampfendes Kräuterbier und lächelt den gutaussehenden Musikanten an. Dieser bedankt sich höflich und lächelt zurück, woraufhin die Schankmaid verlegen und mit rosigen Wangen zurück zur Theke eilt.

Nachdem er einen tiefen Zug aus dem Humpen genommen hat, schaut sich Lythande mit zunehmender Behaglichkeit in der Runde um.


„Liebes Publikum, da Ihr mich so erwartungsvoll anschaut, will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen.
Hmmm… lasst mich kurz überlegen, was wäre denn die passende Geschichte zu dieser fortgeschrittenen Stunde in so einer garstigen und unfreundlichen Herbstnacht.
Hmm… ah, ja! Die Geschichte vom Nachtfalken werde ich Euch erzählen!“


Das Publikum lehnt sich erwartungsfroh zurück, die Menschen machen es sich bequem und hoffen auf eine angenehme Kurzweil!

Noch einen kräftigen Zug aus dem Bierhumpen und Lythande beginnt.




Die Geschichte vom Nachtfalken beginnt weit außerhalb Eurer Lande, sogar weit außerhalb von

Tamar!

Einst wurde ein Junge auf der Black Hawk geboren, einem der wohl berühmt-berüchtigtsten Piratenschiffe, die jemals die Meere durchsegelten.
Er war der Sohn des legendären Kapitäns Jack Sparrow und der Botschafterin der Elfen, Lady Arwoen.
Sie hatten sich kennengelernt, nachdem Kapitän Jack das Botschafterschiff der Elfen kaperte. Es folgte eine kurze und stürmische Romanze, wobei Lady Arwoen leider bei der Geburt des Jungen starb und Jack wurde durch den Verlust von Arwoen zu seinen berühmtesten und wahnwitzigsten Taten getrieben (es soll Leute geben haben, die meinten, es war Todessehnsucht). Nun ja…

Großgezogen mit Pökelfleisch, Salzheringen und Rum und umgeben von der raubeinigen und grobschlächtigen Piratencrew der Hawk, lernte er seit seiner Kindheit nichts Anderes kennen, als Kampf, Tod und das raue und stürmische Meer, sodass bald mehr Salzwasser als Blut durch seine Adern floss.

Er konnte eher die Wanten erklimmen, als dass er laufen lernte. Mit dem Enterhaken war er bald so geschickt, wie der Rest der Crew. Seine Geschicklichkeit auf den rutschigen Planken und durchnässten Tampen der Takelage verblüffte selbst die ältesten Piraten an Bord.

Sobald er laufen konnte, musste er als Schiffsjunge hart arbeiten, mit 8 war er aufgrund seiner äußerst scharfen Augen (zusammen mit der Geschicklichkeit ein Erbe seiner elfischen Mutter) der beste Späher der Hawk.
Mit 14 Jahren steuerte er die Hawk wie keine Zweiter und mit 16 Jahren gab es weit und breit keinen Seebären mehr, der Ihm etwas über das Segeln, das Navigieren oder das unendliche Meer beibringen konnte.

Die Hawk hatte er bis zu seinem 13ten Geburtstag nicht verlassen.
Und auch danach, wurde er selten an Land angetroffen. Seine Welt waren die schaukelnden Schiffsplanken und die wackelige Takelage der Black Hawk.
Dann stand er stundenlang auf dem Bugsteg, beobachtete die Sterne, während ihn die Gischt bis auf die Haut durchnässte. Der Abendstern (Undomiel von den Elfen genant) faszinierte Ihn besonders.

Doch eines Tages kam, was kommen musste. Kapitän Sparrow (man sagt inzwischen vollständig wahnsinnig geworden) auf einen seiner spektakulären Beutezüge, legte sich gleich mit mehreren großen Handelsschiffen an. Sein Fehler war, dass eines der Handelsschiffe die Hochzeitsgeschenke des Königs Braut transportierte. Über die Frechheit von Jack so dermaßen verärgert (und von einer rachsüchtigen (inzwischen) Ehefrau getrieben), schickte der König eine große Flotte an Kriegsschiffen gegen die Black Hawk. Doch durch die tollkühnen Manöver konnte die Hawk immer wieder ihren an Schiffen und Waffen überlegenen Häschern entkommen.
Über 2 Jahre benötigte die Flotte, um den Falken zu stellen, so dass die Flucht nun aussichtslos war.

Diesmal gab es kein Entkommen mehr.
Doch Kapitän Sparrow war entschlossen, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen und mit der Black Hawk unterzugehen.
Die Flotte begann in dem anschließenden Seegefecht die Hawk Stück für Stück auseinanderzunehmen.
Dann, plötzlich, obwohl die Sonne schien, tauchte unerwartet ein Nebel auf. Dieser war so dicht, daß man nicht von der Reling die Masten sehen konnte. Eigenartige Geräusche durchdrangen den Nebel. Helles Licht schien plötzlich aus dem Neben aufzutauchen. Die Seefahrer und Soldaten versuchten Schutz zu finden und beteten zu Ihren Göttern, daß alles schnell vorbeigehen möge.

….

Dann, als der Nebel sich lichtete, war die Black Hawk verschwunden. Nur einige Holzteile schwammen auf dem Wasser.
Lange suchte die Flotte nach Überlebenden oder Toten Piraten, doch sie fanden nichts mehr.

Von offizieller Seite verlautete: die Bösen Mächte sahen das nahe Ende der Black Hawk und haben sie zu sich geholt.
Es war allgemein bekannt, dass die Piratencrews ihre Seelen an die Dunklen Herrscher verkauft hatten.

Die Black Hawk wurde von diesem Tage an nie wieder gesehen.

Doch noch immer ranken sich viele Geschichten um die Hawk und viele meinen, daß sie eines Tages mit ihrer gehissten Piratenflagge zurückkehren wird….


Ein weiterer Schluck aus dem Bierkrug. Lythande wischt sich den Bierschaum von der Oberlippe.
Die Leute sitzen nach vorne gebeugt und lauschen gebannt dem Barden.


Zur gleichen Zeit, anderswo auf dem Meer, trieb eine einsame Gestalt tagelang auf einer Holzplanke. Kein Meerestier krümmte ihm auch nur ein Haar, obwohl er für Einige eine leichte Beute war.

Kurz bevor der Lebenswille des Schiffbrüchigen ganz versiegte, erreichte er, mehr tot als lebendig, den Strand einer Insel in der Nähe des Dorfes Seehorst.
Ein kleines unbedeutendes Fischerdorf auf der Insel Nyx. Benannt nach den vielen Horsten der Eleonorenfalken (Falco eleonorae), deren Nester überwiegend hier in den Felsspalten dieses Küstestreifens zu finden sind.

Dann, in der Nacht, wurde er von einem kleinen Mädchen gefunden.
Das Mädchen, Eleonora Alexandra war ein freches kleines Ding, hatte seit ihrer Geburt mit ihren wiederspänstigen blonden Haaren zu kämpfen, und Puppen oder Seilhüpfen mochte sie im Gegensatz zu anderen Mädchen ihres alters gar nicht spielen. Sie trieb sich gerne an der Steilküste rum, kämpfte mit Stöcken gegen Drachen, segelte um die ganze Welt, kletterte die steilsten Felsklippen herauf und wieder herunter. Ihre Eltern hatten den verträumten kleinen Wirbelwind nie wirklich bändigen können und so „flog“ sie in der Dämmerung jenes Tages mit den Falken dem Abendstern entgegen und entdeckte zufällig zwischen etlichem Strandgut den Gestrandeten.
Ohne die Spur von Angst, trat sie auf ihn zu, merkte, dass er noch lebte und lief geschwind zu ihren Eltern und führte diese zu Ihrem eigenartigen Fund.

Die einfachen Fischer trugen den Halbtoten in ihr Dorf und pflegten ihn wieder gesund.

Es stellte sich heraus, daß er sich nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte.
Die kleine „Alex“, wie sie am liebsten genannt werden wollte, fand in der Zwischenzeit einen sehr passenden Namen. Sie nannte ihn nach dem Symbol des Holzstückes, auf dem er durch die Wellen getrieben war und an das er noch geklammert war, als sie ihn gefunden hatte…

die Galionsfigur eines Schiffes, ein schwarzer Falke in der Nacht gefunden….

Der NACHTFALKE war geboren!

……

Nachdem Nachtfalke wieder vollständig genesen war, zeigte es sich, dass der junge Mann ohne Erinnerungen, mit den Fischerbooten umging, wie ein alter Seebär. Er brachte von allen Fischern in der Umgebung die größten Fänge mit zurück. Er verbesserte die Boote mit ihren Segeln, sodass die Fischer bald weiter herausfahren konnten und die Fische schneller wieder heimbrachten.
Mit seinen Kenntnissen in der Seefahrt und seinem Glück, erlebte das Fischerdorf einen gewaltigen Aufschwung. Sie baten Nachtfalke Ihnen noch mehr zu zeigen und schon bald wählten Sie Ihn zu Ihrem Anführer.

Die kleine Alex und Nachtfalke freundeten sich schnell an. Sie verbrachten viel Zeit miteinander. Beide verhielten sich nicht so, wie man es von normalen Menschen erwartete.
Doch sie brachte Ihn immer wieder zum lachen und er war der einzige Mensch, der sie, das wilde und verträumte Mädchen so akzeptierte, wie sie war.

Die Jahre des Hungerleidens, wie es früher vorkam, waren vorbei. Die Bevölkerung des Seehorstes wuchs kräftig an. Einerseits weil die Geburten zunahmen, da ja genügend Nahrung von den Feldern und (hauptsächlich) aus dem Meer vorhanden war, andererseits sprach sich die segensreiche Herrschaft von Nachtfalke auf der Insel rum, so dass viele Menschen kamen um sich in und um dem Seehorst anzusiedeln.

Leider wurde der Junge Lord nach einiger Zeit schwer krank, dass die Vertrauten um sein Überleben bangten. Alex wich die ganze Zeit nicht von seiner Seite.
Sofort stürzte das junge Reich in düstere Zeiten. Hunger, Tod und Seuchen machten sich breit. Viele verließen die Lande, um nicht auch zu sterben.

Das Weiterbestehen des Reiches hing an einem seidenen Faden.

Dies änderte sich schlagartig, als Lord Nachtfalke, nach überstandener Krankheit (die übrigens so schnell verschwand, wie sie gekommen war), sich wieder seinen Verpflichtungen zuwenden konnte. Die Bevölkerung war inzwischen kleiner denn je und fast alle hatten das Vertrauen in seine Herrschaft verloren.

Doch er krempelte die Arme hoch, packte überall mit an und arbeitete unermüdlich und schon bald kamen das Glück und der Wohlstand zurück. Das Vertrauen stieg langsam aber stetig wieder an und ist heute höher als jemals zuvor. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Bevölkerungszahl auf das zigfache angewachsen.
Die Eltern der kleinen Alex waren leider auch den Seuchen zum Opfer gefallen. Ohne lange zu überlegen, nahm der Falke das verwaiste Mädchen in sein Haus auf und behandelte Sie von nun an, als sei sie sein eigen Fleisch und Blut.

Auf Geheiß des jungen Lords, wurden etliche Lager (für Korn und Fisch), ein Marktplatz (auf dem inzwischen auch viele fremde Händler regelmäßig eintreffen), ein Handelsregister (mit dessen Hilfe schon einige, für die Bewohner des kleinen Reiches, lebensnotwendige Verträge geschossen wurden), eine Kultstätte und auch eine Kaserne errichtet.

Mit Hilfe der in der Kaserne ausgebildeten Soldaten, hat der junge Lord inzwischen auch die Ländereien des Reiches um das Dreifache erhöht. Die auf Nyx lebenden Orks wurden weitestgehend zurückgedrängt um an wichtige Rohstoffe in den Hügeln und Bergen zu kommen. Sie leisteten aber auch heftigen Widerstand.
Und so ist das Reich von Lord Nachtfalke in kurzer Zeit das größte auf der kleinen Insel.

Ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des Reiches, soll nicht unerwähnt bleiben.
Symbolisiert er doch den Stoff aus dem die Helden sind.
Das Erscheinen des wahrscheinlich gefährlichsten Wesens auf Tamar:
einem riesigen Drachen,
in der Nachbarschaft.
Kurz nachdem das riesige Ungeheuer in der Umgebung wütete, gelang es dem edlen Lord Melax, ein guter Freund des Reiches von einer Nachbarinsel, dieses Monster zu vertreiben.
Allerdings dauerte es nicht lange und das wütende Untier kehrte zurück. Noch grausamer und tödlicher als zuvor.

Die spärlichen Truppen von Lord Nachtfalke waren diesem Ungetüm nicht gewachsen.
Hinzu kam noch ein hinterhältiger Angriff, der als vertrieben geltenden Orks.
Dieser führte zu der vollständigen Vernichtung der einzigen ausgebildeten Armee des Reiches. Die Ländereien waren schutzlos dem Ungeheuer ausgeliefert.
In dieser höchsten Not hat Lord Melax keinen Moment gezögert und sich dem Ungeheuer im letzten Moment entgegengestellt.
Der Kampf war hart und unerbittlich, doch nach langen Ringen und auch eigenen Verlusten, erlegte Lord Melax schließlich das Ungetüm.

Ein Aufatmen ging durch das kleine Reich und Lord Melax wurde ausgiebig gefeiert. Die feigen Orks verschwanden ebenfalls und wurden von den neu ausgehobenen Truppen zur Strecke gebracht.
Leider war der gütige Lord Melax mit anderen Aufgaben bis dato verhindert, so dass noch ein ausgiebiges Fest von den dankbaren Einwohnern auf Ihn wartet.
In den folgenden Jahren hat es sich inzwischen eingebürgert, dass am Tage der Vernichtung des Drachen von allen Reichsbewohnern ein Glas (es können auch einige mehr sein) auf das Wohl des Drachentöters getrunken wird.

Durch verschieden Kontaktaufnahmen mit den anderen Herrschern, knüpft der junge Lord zahlreiche Verbindungen, die sich inzwischen über ganz Tamar erstrecken.
Ich hoffe, daß er bald eigene Schiffe zu den fernen Gestaden von ganz Tamar aussenden wird. Wir können gespannt sein, was wir noch alles von dem Lord zu hören bekommen.

Hier endet der Beginn der Saga von Lord Nachtfalke!


Wie er sein Reich vergrößert und welche Heldentaten er vollbringen wird, werde ich euch vielleicht beim nächsten Mal erzählen können.



……………

"Werte Zuhörer, wenn euch diese kleine Geschichte gefallen hat, dann habt doch bitte die Güte und werft einige Münzen in meinen Hut.
Der Applaus ist der Lohn des Barden, doch essen und trinken muß er auch."


Lythande reicht dem nächsten Gast eine alte Filzmütze.

Einige der Gäste drehen sich schnell weg, einige kramen in ihren Taschen und die/der ein oder andere Lady bzw. Lord erinnert sich an ihre Anfangszeit auf Tamar.

Nachdem der Hut die Runde gemacht hat und auf dem Kaminsims landet, macht sich unter den Gästen die Stimmung nach noch einer Geschichte oder einem Liedchen breit.

Doch als der erst Gast den Barden daraufhin ansprechen will, sieht er diesen nirgends.
„ Hat einer den Barden gesehen?“
Die Gäste drehen sich suchend um,
…gerade war er doch noch am Kamin…wo kann er sein…
Jemand ruft laut: „Lythande!“
Alle Gäste schauen verdutzt drein. Wie kann er von einem Moment auf den anderen verschwunden sein. Der Blick streift den Haken an der Wand, wo noch vor einer Sekunde der triefende Wanderumhang und die feuchte Leier des Barden hingen.
Der Haken ist leer.
Der Blick schwenkt zum Kamin aber auch der Hut mit den Münzen scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.
Es herrscht Stille. Die Zeit scheint für einen Augenblick stillzustehen, bevor eine rege Diskussion, was denn nun gerade geschehen sei, losbricht.
An der Theke steht eine verblüfft schauende, im Gesicht rot angelaufene Schankmaid, die sich mit der Hand über die rechte Seite ihres verlängerten Rückrates fährt.

.....