Hallo Leute!
Nachdem hier unglaublich viele tolle Beiträge das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln (persönlichen, wie allgemeinen) betrachten möchte ich dem eine ganz persönliche Situationsbeschreibung meinerseits hinzufügen.
Ich kann gut verstehen, dass viele Leute sich hier gegen einen RESET aussprechen. Wäre ich erst ein halbes oder ein ganzes oder auch zwei Jahre dabei würde ich es vermutlich auch tun. Bin ich aber nicht.
Die Sache ist die: Solange man noch Möglichkeiten sieht seine Situation (im Spiel) zu verbessern wird man darauf hin arbeiten und sich darauf freuen was neues auszuprobieren. Das klappt lange Zeit wirklich gut und macht allerhand Spaß. Allein die Forschung mit den Möglichkeiten neue Gebäude zu errichten, neue Funktionen des Spieles zu benutzen, neue Ländereien zu erforschen sind beeindruckend und machen immer wieder Spaß. Dann kommt es auch mal zu Zwistigkeiten und Kriegen. Man bangt um sein Reich. Wird man den anderen besiegen, oder im konkreten Falle auch nur abwehren können? Wie wird mein Reich morgen aussehen? Wird es überhaupt noch existieren? Ich habe mehr als nur eine Nacht wegen ToT schlecht geschlafen.

Das Spiel ist auf seine Art und Weiße unglaublich fesselnd.
Wenn man aktiv spielt.
Wenn man eher passiv spielt, oder das Reich vor sich in dümpeln lässt verpasst man viel von den Möglichkeiten Spaß zu haben. Da ich mehrere Reiche mit unterschiedlichem Engagement spiele ist mir aufgefallen, dass vor sich hin dümpelnde Reiche früher oder später auch zu Reichtum kommen. Seltsamerweise gibt es kaum Gefahren für vernachlässigte Ländereien. So wie die politische Landschaft auf Tamar im Moment aussieht werden kaum noch Kriege vom Zaun gebrochen. Schon gar nicht grundlos. Ca. 98% der Spieler verstehen sich als "Gute". Das führt dazu, dass Reiche hauptsächlich durch Erbschaften vergrößert werden. Oder zu gut Deutsch: Stagnation. Nichts geht richtig vorwärts, da alle damit beschäftig sind gut zu sein und zu forschen und evtl. ein paar Häuser zu bauen, bzw. einen ausgeschiedenen Nachbar zu beerben. Das kann es doch nicht sein. Genau so gut könnte man Siedler ohne Gegner spielen. Meine Schwester hat das gelegentlich gemacht und sich dran gefreut wie alles wuselte und Aufbau und Produktion ohne
jegliche Störung voran gingen. Spielziel: keines. Der Weg ist das Ziel. Bis zur erschöpfenden Langeweile wenn kein Platz mehr für weitere Häuser ist und 85% der Ritter einen Federbusch auf dem Kopf haben. Dann ist sie hochzufrieden mit sich und der Welt abgezogen und ich konnte noch die eine oder andere Mission spielen. Und so sieht es heute mit Tamar auch aus.
Wie ich das sehe ist Tamar in drei große Blöcke gespalten. Damit meine ich nicht die Politischen Blöcke, sondern Arten von Spielern. Es gibt 1. Spieler mit einem Ziel, 2. Spieler ohne Ziel, 3. gar keine Spieler (Reiche auf Automatik) .
Zur ersten Gruppe gehören diejenigen, die das Spiel gern gewinnen wollen. Sie habe ein Ziel vor Augen und sehen, dass es momentan unmöglich zu erreichen ist denn ein anderer (Skar) war schneller. Ein Großteil dieser Spieler will jetzt einen RESET, da diese Gruppe aber scheinbar in der Minderheit ist wird es nicht dazu kommen.
Die zweite Gruppe erfreut sich wie gesagt an der langsamen aber stetigen Entwicklung ihres Landes. Ich habe lange zu dieser Gruppe gehört, doch nachdem ich nichts mehr zu forschen habe, so ziemlich alles Land entdeckt ist und alles in allem jede weitere Entwicklung schon wegen dem logistischen Aufwand kaum mehr lohnend erscheint, würde ich jetzt gern richtig spielen. Klingt bescheuert, ist aber so.
Die dritte Gruppe, Reiche auf Automatik, brauche ich ja wohl kaum näher beleuchten.
Wenn ich mich jetzt so umsehe sind meine Außenpolitischen Möglichkeiten nahe 0 anzusiedeln, da die drei großen Blöcke (diesmal meine ich die politischen auf Tamar, Skar, Lucksi, Guridh-Orden) eine stetige Kommunikation pflegen, gut Freund sind und sich keinesfalls gegenseitig ein Auge aushacken würden ist es praktisch unmöglich an dieser Weltordnung etwas zu ändern. Jede Verschwörung müsste entweder von kleineren Gruppierungen ausgehen oder ließe sich unmöglich geheim halten.
Also, was nun? Weiter machen wie bisher. Warten bis einer ausfällt. Skar wird sicher aussteigen bevor es zum Ende der Welt kommt. Er hat seinen Spaß und die Genugtuung der erste Kaiser nach Abanor gewesen zu sein gehabt. Glückwunsch! Und danach? Wie gehabt wird es weitergehen. Ein paar Leute werden ordentlich erben, es wird ein paar kleine Zwistigkeiten bei der Verteilung des Erbes geben und spätestens Weihnachten ist Lucksi dann Kaiser. Super! Nächste Feier...
Die Frage ist nur ob es wirklich erstrebenswert für alle Mitspieler und das Spiel selbst ist sich einfach anzustellen und zu warten bis man an der Reihe ist selbst Kaiser zu werden und dann zufrieden mit sich und der Welt aufzuhören zu spielen und was anderes zu machen. Nun, warum nicht? Dank meiner aktuellen Position, der Erbfolge und der nicht vorhandenen Ambitionen der Masse der anderen Spieler bin ich vermutlich 2006 oder 2007 selbst Kaiser um mich und meinen dann 700-jährigen Charakter, Godefroy, selbstzufrieden aus dem Spiel zurückzuziehen. Geil, was? Hmm, mal überlegen. Nein! Warum bin ich jetzt plötzlich dagegen, wo diese Zukunftsvision doch so schön ruhig, beschaulich und sicher erscheint? Kann es denn etwas besseres geben? Ich denke schon. Tales of Tamar zu solch einer Art von Wirtschafts-Simulation verkommen zu lassen wäre nicht nur ein Fehler, sondern Verschwendung der übelsten Sorte. Es steckt viel mehr in dem Spiel. Und wenn ich PCProff höre wie er die Zeit des Aufbaus seines Reiches als
Verschwendung ansieht, dann kann ich nur zustimmen. Aber nicht wegen dem RESET, sondern weil er in dem viertel Jahr noch gar nicht gespielt hat. Schade! <font size=1>Wer möchte kann dem gern noch ein (n) hinzufügen.</font>
Alles in Allem läuft es auf eine Frage hinaus:
Soll Tales of Tamar ein Spiel sein oder eine Möglichkeit aus der realen Welt zu entfliehen?
Ich weiß, dass es eigentlich beides sein sollte, aber diese Diskussion bringt ans Licht dass nur eines von Beidem geht. Entweder die Spieler bauen sich ein zweites Leben im Spiel auf, an dem sie dann hängen und das sie um keine Preis der Welt hergeben wollen ODER die Spieler verstehen ToT als Spiel und versuchen zu gewinnen. Das ist freilich mit einen nicht unerheblichen Risiko für die Spielfigur verbunden. Ich fürchte an der Stelle wird Wolfen nicht um eine Entscheidung herum kommen. Eine Abstimmung über einen RESET wird zwangsläufig dagegen ausfallen. Zu viele Leute hegen und pflegen in ToT ein Zweitleben ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden zu gewinnen oder auch nur besser sein zu wollen als der Nachbar. Eigentlich eine schöne Vorstellung so eine (nahezu) heile Welt zu haben in die man fliehen kann. Aber nicht doch evtl. ein bisschen langweilig?
Ich weiß nicht ob ich mich verständlich machen konnte. Vermutlich habe ich sowieso viel zu viel geschrieben, als dass sich das irgendwer durchlesen würde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich gern neu anfangen möchte.
Gruß,
Christian
<font size=-1>[ This Message was edited by: Godefroy on 2003-10-26 14:45 ]</font>