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Der Wanderer...

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Dunkler Wanderer
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Beitrag von Dunkler Wanderer »

Vom Fluss her wabelte ein schwerer Nebel hinüber zum Land und jender verschlang alles vor den Blicken des an den Flusswiesen lagernden Kriegsvolkes. Die nahen Berge, aus denen das wirre Kriegsgehäul der Orks drang, verschwanden im Nebelgrau, der Fluss verlor sich im Nichts und die Ebene, in welcher man am Vortage hat die riesige Armee der Knochenkrieger ausmachen können, war einfach nicht mehr auszumachen. Das Land lag eingetaucht in eine graue undurchsichtige Nebelwand, die noch ganz nach Winter roch und nur die aufgeweichten Wege ließen den nahenden Frühling vermuten.

Aus einem Kriegszelt des aufgeschlagenen Lagers vieler Ordens- und Papstritter trat früh am Morgen des folgenreichen Tages ein weißhaariger Ritter in Kleidung des Ordens der Tempeleisen heraus und begab sich mit Gefolge in ein anderes, viel größeres Zelt.
Dort angekommen begab er sich sofort an den Kartentisch, überflog rasch die aufgeschlagene Kriegskarte und gab strategische Anweisungen im Militärjargon an die Anwesenden weiter. Die Angesprochenen diskutierten kurz und stimmten dann einstimmig seinen Ausführungen zu. Der Weißhaarige genoß, trotzdem er einem anderen Orden anzugehören schien, volle Autorität unter den Führern des Kriegsvolkes.
Nach weniger als einer halben Stunde verließen die Heerführer das Kartenzelt und begaben sich zu den Rittern, um sie für die kommende Schlacht vorzubereiten.

Der Weißhaarige indes schlenderte gelassen zu einem neben seinem Zelt abgestellten Wagen hinüber. Als er vor dem gesondert gekennzeichneten Wagen stand, warf er die Leinenplane zur Seite, um an den geschlossenen Gefangenenkäfig im Inneren des Wagens zu gelangen. Im eisernen Käfig saß ein abgerissener Ritter, die gleichen Ordenszeichen tragend wie der Weißhaarige, und starrte stumm vor sich hin. „Du wirst leben, der Alte hat Dich begnadigt, und nun raus mit Dir!“: sprach der Weißhaarige und öffnete dabei die Käfigtür. „Außerdem wird Deine Hilfe benötigt. Du weißt ja um die Knochenkriegerarmee, welche sich in der vor uns liegenden Ebene versammelt hat...Ich habe dazumal einem Knochenheini vom Ende seiner Zeit erzählt, nun ist er mit einer gigantischen Armee angetrabt um unsere Säuberungsaktion zu behindern. Es zeigt sich wieder, daß es nicht gut ist, wenn einem das Hirn im Knochenschädel fehlt.“ Bruno, der aus dem Käfig trat, nickte seinem Bruder lächelnd zu: „Ich glaube daß die Untoten zu einem Entscheidungsschlage ausholen. Wenn wir sie jetzt schlagen können, dann wird vielleicht der wahre Friede endlich einkehren.“ Kuno grinste nur: „Dann machen wir es wie immer...“

Zur Mitte des Tages drang eine Unterzahl an Rittern unterschiedlicher Gesinnung und Herkunft, unter Führung derer zu Killerkarpfen, verheerend in die Reihen der völlig überraschten Untotenarmee ein und schlug jene im Zangenangriff vernichtend.
Bruno, der wie einer seiner Vorfahren mal wieder grell leuchtete, zog stets große Massen an Untoten auf sich, und konnte sich derer nur mit größter Mühe und Hilfe seines Bruders erwehren. Als Kuno jedoch selbst schwer attackiert wurde, preschten Ordensritter des Kapitels herbei, um einen Verteidigungsring um die Killerkarpfenbrüder zu ziehen.
Welle um Welle griffen die Untoten an. Knochen um Knochen barst und wurde wieder zu Staub.

Am Abend der ausgefochtenen Schlacht warf Papst Guother einen Sack Knochenmehl von ca. 200.000 Knochenkriegern in den Kamin der tamarschen Taverne.

Kuno Killerkarpfen überbrachte dem Armand Guother am folgenden Tage die genauen Zahlen der Verwundeten und Getöteten auf beiden Seiten:

Die Untotenarmee wurde vernichtend geschlagen und verlor 260.284 Mann, währenddessen die vereinigten Armeen des Papststaates und des Ordens ca. 38.000 Ritter verloren

An jenem Tage herrschte Schweigen im Lande...
Dunkler Wanderer
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Beitrag von Dunkler Wanderer »

Flackerndes Kerzenlicht warf den Schatten des Alten an die Wand, der stumm aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit sah.
Der Blick des Mannes lag gedankenverloren in die unsichtbare Ferne gerichtet und keine Regung war seinen Gesichtszügen zu entnehmen...

„Vor langer Zeit, als ein großer Bund, der immerhin zwei Kaiser hervorbrachte und dessen Ruhm mehr auf Legenden aufbaute, als er wahrlich rühmlich wirkte, zerbrach, betrat ein anderer Bund, anfangs gerade eine Handvoll Ritter nur, die Bühne der Weltpolitik und wurde noch zu Lebzeiten zur Legende.

Zu jener Zeit pflegte der Alte Kontakte in alle Herren Länder und versuchte zwischen verfeindeten Herrscherhäusern zu schlichten und zusammenzuführen was nicht zusammenzuführen war. Damals war er oft in der Taverne anzutreffen, weniger um zu trinken, als mehr um die Herrscher kennenzulernen.
Eines Tages, er hatte gerade unerfreuliche Nachrichten erhalten, daß ein mächtiger Nachbar alles freie Land um sein Reich eroberte, traf er auf einen erstaunlichen Mann, mit dem er seither freundschaftlich verbunden war.
Die Zeichen standen anfangs schlecht für diese Männerfreundschaft, denn beide standen recht unterschiedlichen Lagern nahe. Doch ihre Freundschaft überwand diesen Gegensatz und sie führten zusammen was nicht zusammenzuführen war.

Ein neues Zeitalter hatte für Tamar begonnen. Erstmals nach Arbanors Tod wurde ein Reich geschaffen, daß Gesetze schuf und Ordnung in das bestehende Chaos brachte. Und immer waren die Freunde beteiligt. Sie haben mit Wohlwollen eines vergehenden Herrscherhauses ein neues Großreich geschaffen und die Politik über Jahrzehnte maßgeblich bestimmt und noch immer existiert das Reich in seiner einstigen Größe fort...“

Und das Kerzenlicht warf den Schatten des Alten an die Wand, der hinaus in die Dunkelheit sah, so als warte er auf etwas...
Dunkler Wanderer
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Beitrag von Dunkler Wanderer »

Der Ordensritter hatte gerade den Wald passiert und gelangte auf hügelige Wiese, als er die heranfliegende schwarze Taube entdeckte, der eine Schleife aus purpurnem Stoffe um den Hals gebunden ward. Die Taube steuerte zielgerichtet auf den Ordensritter zu, der ahnungsvoll seine Hand nach ihr ausstreckte und sie mit schnellem Griffe fing.
Kaum, daß er sich überzeugt hatte, daß die Taube auch wirklich für ihn bestimmt war, ließ er sie wieder frei, gab seinem Pferd die Sporen und eilte in wildem Galopp nach der Pfalzburg hin, in der das kaiserliche Gefolge Staat hielt. Der Burghof war voller Menschen, die eilig beiseite sprangen, als der Ordensritter wie wild in den Burghof preschte und an der Hauptburg angekommen vom Pferde sprang, um zu Fuß in die inneren Räume zu gelangen. In den Gängen und auf den Wendeltreppen rempelte er einige Ordensritter und Bedienstete an, achtete aber nicht weiter auf sie, sondern eilte nach oben dem bewachten Zimmer entgegen. Dort angekommen stieß er die beiden Wachen um, die ihm den Weg versperren wollten, öffnete die Tür und schritt in das halbdunkle Zimmer. Die Wachen hatten den Ordensritter erkannt und wagten nicht ihm zu folgen. Auf dem Tisch, der am halboffenen Fenster stand, brannte eine Kerze, die fast erloschen war und ein Schriftstück lag auf jenem. Der Ordensritter sah sich im Zimmer um und erkannte auf dem Bett seinen alten Freund und Ziehvater, der ihn und seinen Bruder vor vielen Jahren einst aus dem Wasser fischte.
„Nein.“- entglitt es ihm leise und er trat vor das Bett. "Er hat die Ruhe verdient." Erst jetzt bemerkte der Ordensritter seinen Bruder, der ihm die Hand auf die Schulter legte und mit der anderen auf den Entschlafenen zeigte. "Armand war schon sehr schwach, als Wir die Pfalz erreichten. Die Anstrengungen der letzten Jahre und gerade der letzten Quartale haben ihn schwer gezeichnet. Wir trugen ihn noch zu Bette, als er über dem Studium der ersten Schriften für die Gesetze Tamariens zusammenbrach, Uns dann, als er wieder zu sich kam, noch zum Papste erklärte, auf einige Schriftstücke hinwies und verstarb. Gawril ist übrigens nicht aufzufinden, vielleicht ist er zu seinem Vater Tankred geeilt?"

Kuno ging nach den Ausführungen seines Bruders hinüber zum Tisch und studierte die Unterlagen. Zum einen enthielten sie klare Anweisungen für die Reichsverwaltung des Guotherreiches, zum anderen klärten sie die Modalitäten für das Reich Tamarien. Zu guter Letzt las der Ordensritter ein gebundenes Schreiben, daß die Unterschriften einiger Ordens- und Reichsritter enthielt.
„Die Verfassung von Tamarien“ : murmelte der Ritter. „Er hätte sich nach den letzten Schicksalsschlägen besser geschont.“ Als Kuno ein weiteres Schreiben entdeckte, welches zur Hälfte unter dem Kopfkissen Armands lag, griff er danach und las noch Wortfetzen wie Friede und Einverständnis, bevor es ihm Bruno aus der Hand riss." Dies sind nur für Uns gedachte Schreiben, entschuldigt werter Bruder." Kuno nickte gedankenleer, verabschiedete sich von Bruno und schickte sich an, den letzten Befehl des Kaisers auszuführen...

Kuno hatte ein kleines Schiff zu Wasser gelassen, auf welchem er Armand zur letzten Ruhe gebettet hatte, es dabei angezündet und ins offene Wasser gestoßen. Schnell fraßen sich die Flammen durch das trockene Holz des Schiffes und wie eine große Fackel loderte es leuchtend über den Wassern. Am Ufer hatte sich im Grase eine Hasenfamilie eingefunden und verharrte, dem Schauspiel folgend, eine Weile dort. Und als die Flammen am höchsten waren, das Schiff schon fast am Horizont verschwunden, da erschien die Jungfrau über den Wassern. Sie sah hinüber zu Kuno, der am Ufer saß und betete, schenkte ihm ein sanftes Lächeln, als er kurz staunend aufsah, breitete ihre Arme aus und verschwand mit einem hellen Lichtschein, der sich vom Schiffe erhob, gen Horizont.


Kuno, der mit des Kaisers Pferd Hugo zurückblieb, betete noch Stunden am Ufer des Meeres und als der Morgen anbrach sattelte er Hugo und verschwand mit ihm im Schatten der Wälder.

Niemand weiß wo sich Kuno heuer aufhält, manch Reisender will ihn im Gefolge eines sagenhaften Ordensheeres erkannt haben, daß nach Osten zieht, ein fahrend Händler möchte ihn am Hofe einer schönen Maid gesehen haben, von der man sagt, sie wäre seit Jahren seine Liebe gewesen, wieder andere sagen, er hätte seiner Herkunft folgend in seine Heimat gefunden.

Niemand weiß mit Sicherheit zu sagen was aus Kuno und Gawril geworden ist, nicht einmal ich...

Meine Arbeit ist nun abgeschlossen, ich verbeuge mich vor meiner Leserschaft und bedanke mich, daß ich die Geschichte von Armand Guother, seinem Sohne und seinen Getreuen erzählen durfte.

Dunkler Wanderer
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